Simon Ãzcilngiryan beschneidet Bäume im Rosensteinpark. Foto: Petsch

Pilzbefall: Die Diagnose bedeutet für viele Bäume im Rosensteinpark und Schlossgarten das Aus.

Stuttgart - Die Gärtner der Wilhelma haben die Diagnosen gestellt: Jetzt beginnt die Therapie. Bis zum kommenden Februar müssen 350 von insgesamt rund 4000 Bäumen in Rosensteinpark und Schlossgarten beschnitten werden. Für 18 Bäume kommt jede Hilfe zu spät. Sie sollen im kommenden Monat gefällt werden.

"Mein Freund, der Baum, ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot." Der Schlager, mit dem Alexandra Ende der 60er Jahre ihre Fans zu Tränen rührte, gewinnt stets zum Jahresende neue Aktualität: In diesem Jahr bleibt dem Baum mit der Nummer 831 im Unteren Schlossgarten nur noch kurze Zeit zum Leben. Im November soll die knapp 200 Jahre alte Platane beim städtischen Spielhaus gefällt werden - und mit ihr die Nummer 1801, eine knapp 80-jährige Pappel, am Torfsee dort sowie weitere Kastanien, Eschen, Plantanen und Pappeln. Der genaue Todestag für die insgesamt 18 Bäume im Schlossgarten und Rosensteinpark steht allerdings noch nicht fest. "Frühestens am 7. November fangen wir mit den Fällarbeiten an, und diese müssen bis zu Beginn der Vegetationsphase Ende Februar abgeschlossen sein", sagt Wilhelma-Gärtner Clemens Hartmann.

Gartenamt fällt 700 Bäume pro Jahr

Die tödlichen Diagnosen: Manche Bäume sind vom Pilz befallen oder abgestorben, so dass ihr Stand und ihre Bruchsicherheit nicht mehr gewährleistet sind und sie zu einer Gefahr für Spaziergänger und Radfahrer werden können. Den Platanen macht vor allem der aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Pilz Marisa zu schaffen. "Der muss mit aus dem Süden eingeführten Pflanzen eingewandert sein und befällt ausschließlich Platanen", sagt Hartmann und versichert, dass die Bäume nicht mehr zu retten seien. "Bäume reagieren im Krankheitsfall ähnlich wie Menschen. Sind sie jung, schlagen Therapien meist gut an, und sie werden wieder gesund. Ist ein gewisses Alter erreicht, hilft oft auch die beste Behandlung nicht mehr." Das Fällen der stattlichen Bäume dauert etwa vier Stunden. Von der Hebebühne aus werden die Bäume stückchenweise von oben nach unten abgesägt. Das Holz wird als Brennholz verkauft.

Während die 18 Bäume dem nahen Ende entgegensehen, haben die Therapiemaßnahmen für die weniger kranken Patienten bereits eingesetzt. In den beiden Parks des Landes ist jeweils ein zweiköpfiges Team unterwegs und sägt abgestorbene Äste ab, nimmt Korrekturen der Kronen vor, schafft Lichtraum, damit Radfahrer nicht gegen zu tief hängende Äste knallen. "Durch den Schnitt wird die Vitalität und der Wuchs der Bäume angeregt", sagt Hartmann.

Auch die rund 106.000 Bäume in Obhut des Garten-, Friedhof- und Forstamts werden einmal pro Jahr auf Schäden kontrolliert. Rund 10.000 Bäume werden pro Jahr beschnitten und etwa 700 gefällt. "Allerdings nicht nur weil sie krank sind, sondern auch weil sie die Verkehrssicherheit gefährden oder weil sie Bauvorhaben im Weg stehen", sagt Anja Neupert vom städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Manche Patienten, die als unheilbar krank gelten und gefällt werden müssten, bekommen dann eine besondere Pflege, wenn die Stuttgarter sehr an ihnen hängen. Neupert: "In eine sehr alte Eiche im Kurpark in Bad Cannstatt hat der Blitz eingeschlagen. Doch wir tun alles, um sie zu halten."