Mehrfach waren sie angekündigt worden – jetzt sollen die archäologischen Grabungen auf dem Böblinger Schlossberg im Januar tatsächlich starten. Sie geben auch Aufschluss darüber, inwieweit die geplante Neubebauung möglich ist. Weitere Bäume müssen fallen.
Kommt es zu einem Neubau für die Musik- und Kunstschule auf dem Schlossberg? Ob und in welcher Form eine Bebauung überhaupt möglich ist, hängt auch von dem Ergebnis den archäologischen Grabungen des Denkmalamts ab. Sie wurden Anfang des Jahres angekündigt und sollen nun im Januar 2024 tatsächlich starten, wie die Böblinger Stadtverwaltung am Donnerstag mitgeteilt hat. Weil der gesamte Schlossberg als archäologisches Kulturdenkmal eingestuft wird, ist eine solche Grabung Voraussetzung für jede Veränderung. Funde müssen dokumentiert und eventuell erhalten werden. Die Grabungen dauern etwa acht Monate.
Nun ist klar, dass ab 2. Januar die Baustelle eingerichtet wird. Weil das Denkmalamt die gesamte Grundfläche des ehemaligen Schlosses untersuchen will, müssen nun doch weitere Bäume fallen – wobei die drei Linden an der Stadtkirche erhalten bleiben. Im Frühjahr 2023 war man noch davon ausgegangen, dass mehr Bäume stehen bleiben können. Dabei betont die Stadtverwaltung, dass sich die betroffenen Bäume in keinem guten Zustand befinden und voraussichtlich ohnehin bald ersetzt werden müssten.
Archäologen starten Mitte Januar
Ab 15. Januar soll dann die eigentliche Arbeit der Archäologen beginnen. Untersuchungen haben ergeben, dass historische Schichten in bis zu zweieinhalb Meter Tiefe vorhanden sind. Die Experten graben den Untergrund vorsichtig auf und stellen fest, welche Teile erhalten bleiben müssen. Die Geschichte des Schlossbergs beginnt spätestens im 12. Jahrhundert mit dem Bau einer ersten Burg, möglicherweise aber auch schon früher. Auch der historische Schlosskeller wird dokumentiert und 3D-vermessen, um auch seine Baugeschichte besser nachvollziehen zu können. Die Verantwortlichen im Rathaus hoffen auf baldige Erkenntnisse „über die Ursprünge und die Geschichte unserer Stadt, aber auch darüber, ob und wie sich der Schlossberg bebauen lässt und wie ein Neubau gegründet werden könnte“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Hitzige Diskussion um Neubebauung
Bis zum Zweiten Weltkrieg stand auf dem Plateau in der Böblinger Altstadt ein Schloss – allerdings kein prunkvoll glänzender Palast, sondern ein pragmatisch-nüchterner Bau. Seine Hochzeit erlebte der Bau im 15. Jahrhundert, als er regelmäßig Fürsten und Herzöge beheimatete. 1817 kaufte die Stadt das Schloss und funktionierte das Gebäude in ein Schulzentrum um. In der Bombennacht auf den 8. Oktober 1943 wurden das Schloss und große Teile der Altstadt so stark beschädigt, dass sie abgerissen wurden.
Soll auf das Plateau neben der Böblinger Stadtkirche neu gebaut werden? Bereits vor rund 20 Jahren war ein entsprechendes Vorhaben nach langen Diskussionen gescheitert. Doch 2019 hatte die Böblinger Stadtverwaltung die damaligen Entwürfe von Barkow/Leibinger wieder ins Spiel gebracht und vorgeschlagen, einen Neubau für die Musik- und Kunstschule zu errichten. Seitdem wird leidenschaftlich gestritten, ob die geplanten Gebäude zu massiv und der Schlossberg überhaupt der richtige Ort sei. Im Februar 2023 kochten die Proteste hoch, weil für die Grabungen des Denkmalamts bereits einige Bäume gefällt wurden. Anfangs war die Stadtverwaltung davon ausgegangen, dass die Grabungen 100 000 Euro kosten. Doch im Oktober musste sie einräumen, dass es 800 000 Euro werden – Ausgang offen.
Regelmäßige Informationen
Das Landesamt für Denkmalpflege und die Stadtverwaltung Böblingen werden die Grabung mit regelmäßigen Informationen und Veranstaltungen begleiten. Diese werden im Amtsblatt, auf der Projektwebseite www.schlossberg-bb.de und über die üblichen Kanäle angekündigt.