Die Grabkapelle Foto: Lichtgut/ Ferdinando Iannone

In der Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart haben die Kuratoren der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das aktuelle Themenjahr rund um die Liebe vorgestellt.

Ein Blick durchs Schlüsselloch offenbart manchmal mehr als der durch die offene Tür. Das wissen auch die Kuratoren der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die das konzentrierte Sichtfeld der Schlüssellochperspektive zum Motiv des Themenjahrs 2022 gemacht haben. Für sie repräsentiert es einen Fokus, durch den die opulenten Kulturschätze zugänglicher werden sollen.

„Hand aufs Herz, die meisten unserer Einrichtungen sind schlicht überfordernd für die Besucher“, sagt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Die Themenjahre ermöglichen ihnen immer neue Perspektiven.“

Durch das Schlüsselloch auf der neuen Broschüre zu erkennen: Skulpturen des Sabinerinnen-Raubs durch die Römer und des römischen Liebesgottes Amor mit gesenktem Pfeil.

Thema ist die Liebe

„Liebe, Lust, Leidenschaft“, so lautet der Titel des Themenjahrs 2022, das Hörrmann und seine Kollegen am Dienstag in der Grabkapelle auf dem Württemberg vorgestellt haben. Ein passender Ort – denn die Kapelle, die hoch über dem Neckartal thront, ist Zeugnis der Hingabe König Wilhelms I. an seine verstorbene Gemahlin Katharina, für die er das Monument zwischen 1820 und 1824 errichten ließ.

„Es geht um Emotionalität“

Doch auch wenn der Titel romantische, sogar frivole Assoziationen weckt: Die zwischenmenschliche Liebe ist nur eine der vielen Facetten des diesjährigen Themas. „Wir zeigen nicht nur das höfische Gefühls- und Beziehungsleben, sondern auch die besonderen Interessen und Begabungen der Schloss- und Klosterbewohner“, so Hörrmann. Cem Alaçam, Konservator für Themenjahre und neue Vermittlungsformate, fügt hinzu: „Es geht dabei um Emotionalität. Auch um das Thema der Gottesliebe und die Sammellust und -leidenschaft der Adeligen.“ Selbst die Verbindung von Passion und Leid solle beleuchtet werden, etwa wenn es um die Leidenschaft für die Jagd gehe.

„KussOrte“, Liederabende und Open-Air-Kino erwarten die Besucher

„Bei der Vorbereitung auf das Themenjahr haben wir festgestellt, wie vielfältig die Aspekte Liebe, Lust und Leidenschaft in den Monumenten vertreten sind“, bestätigt Frank Krawczyk, Pressesprecher der Landeseinrichtung. „Jedes Monument folgt seiner eigenen Melodie, seiner eigenen Schönheit und seinen eigenen Gesetzen.“

Seit 2015 werden mit jährlich wechselnden Themen neue Perspektiven auf verschiedene Schlösser und Klöster im ganzen Land eröffnet. Highlights in diesem Jahr sind die zahlreichen „KussOrte“, die Besucher zum Küssen auffordern, ein Open-Air-Kino mit Liebesfilmen im Schloss Heidelberg, ein Liederabend rund um das Thema Liebe in der Grabkapelle, musikalische Schlossrundgänge, außerdem spezielle Führungen, bei denen man Liebe und Leidenschaft in den Monumenten entdecken kann.

Darauf gibt Frank Krawczyk beim Verlassen der Kapelle schon einen kleinen Vorgeschmack. Er weist auf die Inschrift über dem gewaltigen Portal hin. Es ist ein Zitat aus dem ersten Korintherbrief: „Die Liebe höret nimmer auf.“