Keinen Koffer in Berlin, aber eine Akte in Hamburg – das gilt bald auch für Ausflugsdampfer in Heidelberg. Foto: imago images/Wilfried Wirth

Heimathafen, Fahrplan, Flagge bleiben. Aber alle Schiffe aus Baden-Württemberg werden bald nicht mehr im Ländle registriert, sondern am größten Seehafen der Republik.

Baden-Württemberg bat bekanntlich keinen eigenen Zugang zum Meer. Aber die Schifffahrt im Land rückt der Küste jetzt administrativ einen gewaltigen Schritt näher. Tatsächlich wird das Schiffsregister für die rund 800 Neckar-, Rhein- und Bodenseeschiffe, das bisher an den Amtsgerichten in Heilbronn, Konstanz und Mannheim auf Papier geführt worden ist, zugleich nach Norden und ins Netz wandern: Geführt wird es künftig digital und in der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein Staatsvertrag, den der Landtag dieser Tage beschließt, regelt das Nähere.

Dadurch werden MS Neckarperle, Wilhelma, Friedrichshafen oder wie die im Südwesten beheimateten Schiffe alle heißen, natürlich noch nicht zu echten Hanseaten. An Heimathafen, Routen oder Flagge ändert sich durch diese Verwaltungsvereinfachung nichts. Aber ein wenig „Hummel, Hummel“ liegt trotzdem in der Luft. Der Bezug zum größten Seehafen der Republik wird durch diesen Verwaltungsakt schließlich eindeutig größer als er vorher war.

Grenzwert ist 15 Meter

Registriert werden muss übrigens jedes Boot, dessen Rumpf länger als 15 Meter ist. Das war bisher schon so und wird sich auch beim Register in Hamburg nicht ändern.

Die Digitalisierung des Schiffsregisters wäre für Baden-Württemberg zu teuer. Da die Justiz bis 2026 auf die elektronische Akte umgestellt sein muss, hat Justizministerin Marion Gentges (CDU) das Hamburger Angebot angenommen, die Aufgabe zu übernehmen – genau wie ihre Kollegen in Hessen und Bayern. Für das Land ist das Ganze kostenneutral. Hamburg behält die Gebühren – 38 000 Euro sind im Schnitt der letzten Jahre angefallen. Im Gegenzug kann das Personal, das an den drei Amtsgerichten im Südwesten bisher für das maritime Register vorgehalten werden musste, andere Aufgaben übernehmen.

Akten werden nicht auf dem Wasserweg verfrachtet

Nur der Transport der Aktenordner nach Hamburg muss finanziert und organisiert werden. Zwar setzen Grüne und CDU sich ganz generell dafür ein, mehr Güter aufs Wasser zu verlagern und wollen deshalb zum Beispiel die Neckarschleusen ausbauen. Aber die Schiffsakten werden dem Vernehmen nach nicht auf dem Wasserweg aus dem Südwesten nach Hamburg transportiert. Im Land gebe es ja auch leistungsfähige Speditionen, heißt es.