Mehr als 20 Patronenhülsen hat die Polizei am Tatort gefunden. Foto: dpa

Die Polizei hat damit begonnen, anhand von Videomaterial und Zeugenaussagen den Ablauf der Bluttat vom Wochenende zu klären. Zudem bestätigte sie, dass Streifenbeamten schon einmal in der Nacht in die Discothek gerufen worden waren, nachdem der Mann dort randaliert hatte.

Konstanz - Die Uhr steht auf 4.30 Uhr. Ein Taxi fährt vor, ein Mann steigt aus, eine amerikanische Schnellfeuerwaffe vom Typ M 16 in der Hand. Während er auf den Eingang der Discothek Grey zuläuft, gibt er die ersten Schüsse ab. Er passiert den Vorraum zu den Kassenboxen und das nachfolgende Foyer. Er feuert weiter. Die Ballistiker finden später 24 leere Patronenhülsen. Mindestens einmal wechselt der Mann das Magazin.

Anhand von Videomaterial, aufgenommen von den 40 Kameras in und um das Gebäude, hat die Konstanzer Polizei damit begonnen, den Weg des 34-Jährigen Todesschützen nachzuzeichnen, der in der Nacht zum Sonntag in der Discothek im Konstanzer Industriegebiet ein Blutbad angerichtet hat. Ein 51-jähriger Türsteher, der sich in den Weg stellt, verliert sein Leben, ein Kollegen wird durch mindestens sechs Schüsse schwer verletzt, zwei Gäste erleiden ebenfalls Schussverletzungen. Ob der Mann noch weitere Räume betreten habe, könne noch nicht endgültig gesagt werden. Bei der anschließenden Schießerei mit der Polizei wird ein Beamter angeschossen, auch der Täter wird tödlich verletzt.

Schon eine halbe Stunde vorher ist die Polizei am Ort

Wie die Polizei bestätigt, war sie bereits eine halbe Stunde zuvor in die Discothek gerufen worden. Da hatte der 34-Jährige, der mit einem Hausverbot belegt war, am Eingang randaliert. Doch die Polizei verpasste ihn knapp. Der Mann war bereits mit dem Taxi auf dem Weg nach Hause. Dass er dort seine Waffe holte, stellte sich erst kurze Zeit später heraus, als er mit dem selben Taxi wieder vorfuhr. Zu einem Zusammentreffen zwischen den Beamten und dem Täter sei es nicht gekommen, heißt es in einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Nach den Einsatzunterlagen sei dieser erste Einsatz um 4.18 Uhr beendet gewesen. Die Polizei trat damit Vorwürfen aus der Türsteherszene entgegen, sie habe nicht rechtzeitig eingegriffen.

Als um 4.30 Uhr wegen der Schießerei die ersten Notrufe eingingen, befanden sich die Beamten noch in der Nähe, so dass sie innerhalb von drei Minuten am Tatort waren. Zudem wurden mehrere Streifen zum Grey beordert, die zu diesem Zeitpunkt eine handfeste Auseinandersetzung in einer anderen Gaststätte im Industriegebiet zu schlichten hatten. So seien innerhalb kürzester Zeit elf Streifen am Tatort gewesen, sagte der Sprecher der Polizeidirektion, Markus Sauter.

Rocker fordert zum Besuch der Trauerfeier auf

Derweil bereitet sich die Polizei auf einen weiteren brisanten Einsatz vor. Am Donnerstag soll der getötete Türsteher beerdigt werden. Eingeladen hat dazu auch ein bekanntes Mitglied der Rockergruppe Hell’s Angels. Ob die Beisetzung stattfinden kann, ist aber noch offen. Zunächst muss noch die Obduktion abgewartet werden. Das Ergebnis stand am Mittwoch noch aus. Auch der Leichnam des Täters wird obduziert. Dabei geht es um die Frage, ob er unter Drogeneinfluss stand.