Die Polizei ist mit einem Großaufgebot in Plochingen in den frühen Morgenstunden eingetroffen. Foto: SDMG/ Kohls

Am frühen Sonntagmorgen ist mehrfach auf den Inhaber einer neu eröffneten Shishabar, die gegenüber dem Plochinger Bahnhof liegt, geschossen worden. Die Fahndung nach den Tätern blieb bisher erfolglos. Gibt es Zusammenhänge mit anderen Schießereien in der Region Stuttgart?

Schon wieder sind in der Region Schüsse auf offener Straße gefallen – diesmal erneut in Plochingen. Sonntagfrüh wurde der Wirt einer Shisha-Bar in der Nähe des Bahnhofs von einem Projektil getroffen. Der Mann hatte sich laut Polizei alleine in dem Lokal aufgehalten. Der 34-Jährige wurde bei dem Anschlag leicht verletzt und konnte nach einer ambulanten Behandlung die Klinik wieder verlassen, erklärte David Fritsch, der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA).

 

„Die Schüsse sind von einem Auto aus abgegeben worden“, sagte der LKA-Sprecher. Die sofort eingeleitete Großfahndung nach dem flüchtigen Fahrzeug blieb bislang ohne Erfolg. Bei der Fahndung wurden mehrere Streifenwagen und auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt.

Die zweite Schießerei in Plochingen innerhalb weniger Wochen

Ob es einen Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Schüssen gibt, die sich in den letzten Monaten in der Region Stuttgart ereignet haben, wird untersucht. Dazu haben das LKA und das zuständige Polizeipräsidium Reutlingen eine gemeinsame Ermittlungsgruppe eingerichtet. In Plochingen war in der Nacht zum 25. Februar ebenfalls ein Wirt durch Schüsse verletzt worden. Dieser Anschlag fand vor einem Friseurgeschäft statt. Nach Erkenntnissen der Polizei hatte ein Unbekannter dort auf eine Personengruppe geschossen und einen 66-jährigen Wirt schwer verletzt. Eine sofort eingeleitete Fahndung in der Nacht war auch damals erfolglos verlaufen.

In einer Mitteilung der Polizei war von zwei dunkel gekleideten und maskierten Tatverdächtigen die Rede. Die Ermittlungen wegen des Verdachts auf versuchte Tötung dauern an. Ebenfalls ein Friseurgeschäft war am frühen Morgen des 25. Februar in Reichenbach mit Schüssen angegriffen worden, verletzt wurde damals niemand.

„Ich habe etwas knallen gehört, aber ich dachte, das sind irgendwelche Böller. Dann musste ich für einen Kunden nach Reichenbach fahren und sah mindestens fünf Streifenwagen, die mir entgegenfuhren“, berichtet ein Taxifahrer, der an diesem Sonntag gegen 5 Uhr vor dem Plochinger Bahnhof zur Tagesschicht eingetroffen war. „Das ist sehr beunruhigend“, meint eine Kollegin, die sich zu dem Gespräch gesellt, und ergänzt: „Ich weiß nicht, ob ich mich hier noch sicher fühlen kann – nur gut, dass ich im Auto geblieben bin.“ Auch sie sei zunächst von Böllern ausgegangen, sagt die Frau, wobei ihr das zu dieser frühen Morgenstunde doch sehr merkwürdig vorgekommen sei.

Die Taxifahrer sind von Böllern ausgegangen

„Ich hatte Angst, als ich heute im Bett lag und den Hubschrauber über unserem Haus gehört habe“, erzählt ein Schüler, der zusammen mit seinen Freunden am Bahnhof steht und die Szenerie beobachtet, die die Jugendlichen sonst nur aus Kriminalfilmen kennen. Die Polizei hat das Lokal und die davor liegende Fahrbahn weiträumig mit Flatterbändern abgesperrt. Jeder Einschuss an den Fenstern ist mit weißer Sprühfarbe markiert.

Mindestens fünf Schüsse haben die Fenster und Glastüren des Plochinger Lokals getroffen, das ist auch aus der Entfernung zu erkennen. Ermittler der Polizei fotografieren am Tatort die Spuren des Anschlags. Währenddessen prüfen die Beamten der Ermittlungsgruppe von Landeskriminalamt und Polizeipräsidium weiterhin, ob es Zusammenhänge mit den Schüssen gibt, die in den vergangenen Monaten die Region Stuttgart erschüttert haben.

So waren in Ostfildern am späten Abend des 15. Februar Schüsse auf dem Herzog-Philipp-Platz abgegeben worden. Trotz einer sofort eingeleiteten Großfahndung blieb auch hier die Suche nach den Beteiligten erfolglos. Diese hatten den Platz fluchtartig zu Fuß und mit mindestens einem Fahrzeug verlassen. Auf dem Platz konnten von den Ermittlern mehrere Projektile sichergestellt werden. Und wegen der festgestellten Blutspuren geht die Polizei auch davon aus, dass mindestens ein Mensch bei dem Schusswechsel verletzt worden ist. Auch bei Schüssen in Esslingen-Mettingen, die sich im September 2022 ereigneten, sagten Zeugen, das Knallen habe sich wie von Feuerwerkskörpern angehört. Die Gerichtsverhandlung vor dem Landgericht Stuttgart gegen vier junge Männer hat ergeben, dass es keine Böller, sondern halb automatische Waffen waren, die aus zwei Fahrzeugen abgefeuert worden waren. Verletzt wurde damals niemand.

In der Anklageschrift heißt es, vermutlich seien zwei Banden aneinandergeraten. Eine Seite habe sich rächen wollen, nachdem ein Mitglied bei einem Streit ein blaues Auge davongetragen hatte.