Wie Trennungen nicht laufen sollten: Das Kind wird nach der Scheidung der Eltern instrumentalisiert Foto: Fotolia

Wenn Eltern sich trennen, ist auch für ihre Kinder nichts mehr, wie es war. Das Projekt Elternkonsens will Familien unterstützen.

Stuttgart - Wenn Eltern sich trennen, ist auch für ihre Kinder nichts mehr, wie es war. In Baden-Württemberg sind davon jährlich rund 20 000 minderjährige Kinder betroffen, sagte Justizminister Rainer Stickelberger. Bei einem Fachkongress diskutierten knapp 400 Richter, Rechtsanwälte, Vertreter von Jugendämtern, Beratungsstellen und Kinderschutzzentren darüber, wie die Betroffenen besser unterstützt werden können.

Um Kinder nicht noch mehr als nötig zu belasten, sollten die Erwachsenen sich möglichst schnell bei Themen wie Sorgerecht und Umgang einigen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Eineinhalb Jahre nach der Trennung gelinge es etwa 30 Prozent der Partner gut, gemeinsam die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen, bei weiteren 50 Prozent einigermaßen, sagte Sabine Walper, Psychologin am Deutschen Jugendinstitut in München. Bei jeder fünften getrennten oder geschiedenen Familie gibt es jedoch auch nach Monaten oder Jahren noch größte Schwierigkeiten.

Leidtragende sind vor allem die betroffenen Kinder. Die Dauerauseinandersetzungen zwischen den Erwachsenen, die Versuche von Müttern und Vätern, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen und den Partner schlechtzureden, machten es für die Kinder noch schwieriger, mit dem Auseinanderbrechen der Familie zurechtzukommen, sagte Walper. Dies spiegele sich häufig in ihrem Verhalten wieder. Sie seien öfter aggressiv, könnten sich schlechter konzentrieren und hätten mehr Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu kontrollieren und mit Gleichaltrigen zurechtzukommen. Ähnliche Beobachtungen zeigten sich auch, wenn Eltern nicht getrennt seien, sich aber ständig stritten.

Um Familien und Fachkräfte zu unterstützen, hat die Landesregierung unter anderem eine Internetseite eingerichtet. Unter www.elternkonsens.de finden sich neben allgemeinen Informationen auch Ansprechpartner und Beratungsstellen von Kommunen, Kirchen und freien Trägern. Besondere Hilfe gibt es auch für Kinder und Jugendliche. Wichtig sei, ihnen deutlich zu machen, dass sie nicht schuld am Scheitern der Beziehung ihrer Eltern sind, sagte Jürgen Lämmle, Amtschef des Sozialministeriums.

Seit zehn Jahren unterstützen das Justiz- ministerium und das Familienministerium das Projekt Elternkonsens, dem alle Berufsgruppen angehören, die mit Trennung und Scheidung zu tun haben. Ziel ist, die Familien bei der Suche nach tragfähigen Lösungen zu begleiten. Dabei muss aus rechtlicher Sicht immer das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen, sagt Thomas Meysen vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht in Heidelberg. Wie es gefördert wird, entscheiden in der Regel die Eltern, der Staat hat sich herauszuhalten – es sei denn, das Wohl des Kindes ist gefährdet. Wann das der Fall ist, sei oft nicht einfach zu erkennen.