Hat ein Faible für patriotische Stoffe: Oscar-Preisträgerin Meryl Streep. Foto: AFP

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur einem Stresstest – und zwar regelmäßig an dieser Stelle. Heute: Meryl Streep.

Stuttgart - Manch einer Frau ist es schon peinlich, erst bei einem runden Geburtstag und drei Monate später auch noch auf einer Hochzeit im selben Kleid aufzutauchen. Die Orte, Anlässe, Festtagsreden und Feiernden mögen sich ja unterscheiden, doch die anschließenden Fotos vom Modemuffel auf Facebook zeugen von Fantasielosigkeit. Sparsame Feierbiester meiden daher Prosecco-Empfänge mit Aufbrezelpflicht. Oder sie nähen sich ein Wendekleid in Camouflage-Optik, an das sich im Zweifel nur noch der Sicherheitsdienst erinnern wird. Oder sie verstecken sich auf Partys den ganzen Abend lang im Raucherpulk auf dem Balkon, wo kein ausgefahrener Selfie-Arm mehr Platz hat. Meryl Streep aber kennt bekanntlich keine Scham vor dem Kleiderschank. Die Oscar-Preisträgerin und modefeindliche Serientäterin hat sich letztens beim Parteitag der Demokraten in Philadelphia in einem US-Flaggenkleid gezeigt, welches sie schon sieben Jahre zuvor auf einer Filmpremiere getragen hat. Die hat Nerven. Das leicht durchsichtige Kleid hat die Designerin Catherine Malandrino entworfen, eine in New York arbeitende Französin mit ökonomischem Gespür für patriotische Trends. Ihre Stars-und-Stripes-Kollektion ist angeblich ausverkauft. Streeps blau-weiß-rotes Teil erinnert an die ausgeblichene, schlappe Version jener Boxerhose, die Sylvester Stallone in „Rocky IV“ mit dem Nasenblut seines Gegners besudelt hat. Die Klamotten von Meryl Streep sind wie Rockys Fäuste: Sie erzielen Wirkungstreffer. Danach sieht man nur noch Sternchen.