Großeinsatz am 12. Februar in . Foto: Leif Piechowski

Alarmpiepser an 4700 Schulen sollen helfen, schneller über mögliche Bedrohungen informiert zu werden. Nun zeigt sich: Die Geräte schwiegen beim vermeintlichen Amok-Fall in Ostfildern. Und das mit Absicht.

Alarmpiepser an 4700 Schulen sollen helfen, schneller über mögliche Bedrohungen informiert zu werden. Nun zeigt sich: Die Geräte schwiegen beim vermeintlichen Amok-Fall in Ostfildern. Und das mit Absicht.

Stuttgart/Esslingen - Die Aufregung um die vermeintliche Bedrohung einer Schule im Scharnhauser Park in Ostfildern hat sich gelegt – nicht aber das Unverständnis. Schulleitungen im Umkreis von zehn Kilometern wundern sich darüber, dass sie trotz Alarmkette über den Amok-Verdacht nicht zeitnah informiert wurden. Vielmehr waren es Anfragen von Außenstehenden, die sie auf den Vorfall aufmerksam machten. Am letzten Mittwoch waren dort 300 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten im Einsatz, weil Kinder eine verdächtige Person gemeldet hatten.

Die Alarmpiepser, für alle 4700 öffentliche Schulen im Land angeschafft, blieben aber stumm. Mit Ausnahme von sieben benachbarten Schulen war niemand offiziell vom Regierungspräsidium Stuttgart informiert worden. „Wir wollten keine Unruhe aufkommen lassen“, sagt Behördensprecher Robert Hamm, „denn es war ja kein bestätigter Amokfall.“ Gleichwohl wurden einige Rektoren von außerhalb mit der besorgten Frage überrascht, wie man nun mit dem Nachmittagsunterricht verfahren müsse.

Im Kultusministerium betont man, dass im Falle der Schule im Scharnhauser Park die Kette genau so funktioniert habe wie vorgesehen. „Da ist nichts falsch gelaufen“, sagt Sprecherin Christine Sattler. Das Lagezentrum der Polizei nutze die Pager nur, wenn ein konkreter Täter und eine direkte Gefahr für die Schulen auch im weiteren Umkreis erkennbar seien. In solchen Fällen würden über die Pager alle Schulen im gesamten Regierungsbezirk informiert.

Zu häufig dürfe das nicht geschehen, denn man wolle keine Panik, so das Ministerium. Das Pager-System habe man gewählt, weil nach dem Amoklauf von Winnenden umliegende Schulen sich darüber beschwert hatten, dass sie nicht im Bilde darüber gewesen seien, dass ein Täter sich auf der Flucht befinde. „Damals ist das Funknetz in Winnenden wegen Überlastung zusammengebrochen“, sagt Christine Sattler. Bei Pagern gebe es diese Gefahr nicht.

Laut der Sprecherin sind mit dem Einbau der Pager alle Schulen schriftlich darüber informiert worden, wann die Geräte zum Einsatz kommen. Allerdings überlege man derzeit, ein Schreiben an die Schulleitungen im Land zu schicken, um die Vorgehensweise nochmals zu erläutern. Es gebe darüber hin und wieder „Unklarheiten“, sagt Sattler.

Bei der Polizei ist der Fall dagegen eindeutig und klar: „Wir haben das Regierungspräsidium verständigt und darum gebeten, die Schulen im Umkreis über die Bedrohungslage zu informieren“, sagt Polizeisprecher Michael Schaal. Auf die Meldewege habe die Polizei keinen Einfluss, „die Maßnahmen werden vom Regierungspräsidium selbstständig getroffen“. Schaal widerspricht der Auffassung, dass relativ rasch klar gewesen sei, dass es keine akute Gefährdung gegeben habe: „Wir sind bis zuletzt von einer Gefährdung ausgegangen“, sagt der Polizeisprecher, „diese Bedrohungslage galt so lange, bis die ganze Schule durchsucht war.“

Bis zuletzt: Um 13.45 Uhr gab die Polizei Entwarnung. Erstmals um 14.42 Uhr wurden die Schulen im Kreis Esslingen klassisch per Rundmail vom Staatlichen Schulamt Nürtingen informiert – „nachdem der Pager heute keine Informationen zu einem aktuellen Vorfall gesendet hat“. Für den Absender, den Leitenden Schulamtsdirektor Günter Klein, war die Vorgehensweise aber „richtig und angemessen“. Freilich, sagt Klein: „Im Prinzip handelt man da immer falsch.“