Die Kunstvermittlerin Sara Dahme Foto: Lichtgut///

Statt Besserwisserei: Sara Dahme bürstet die Kunstbetrachtung gegen den Strich.

Stuttgart - Als der erste Lockdown das Land lahm legte, machte sich bei vielen Kulturschaffenden Frust breit. Sara Dahme fuhr dagegen zu Hochform auf. Statt sich zurückzuziehen und auf bessere Zeiten zu warten, ging sie in die Offensive und eröffnete im Stuttgarter Züblin-Parkhaus einen Kultur-Kiosk. Seither organisiert sie in dem kleinen, feinen Raum regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Performance. Dazu gibt es Kaffee, Wein und Austausch.

Austausch ist für Sara Dahme das A und O. „Wenn zwei Menschen ins Gespräch kommen, entsteht eine Möglichkeit“, sagt sie und ist mit diesem Motto zu einer der umtriebigsten Kulturfrauen der Stadt geworden. Eigentlich ist sie Kunsterzieherin, aber trotzdem immer und überall dabei, wenn es um Kunst geht. „Ich bin eine Rumtreiberin“, sagt sie Sara Dahme, man könnte auch sagen, sie ist stets am Organisieren und am Knüpfen von Netzwerken.

Sie steht heute für eine neue, unkonventionelle Art der Kulturvermittlung

Dem Kunstbetrieb tut es gut, denn Sara Dahme denkt sich immer wieder neue Formate aus, weil sie Kunst nicht nur mit Zahlen und Fakten, Fachbegriffe und kunsthistorisches Wissen, sondern mit Spaß vermitteln will und gern auch mal gegen den Strich bürstet. Frischer Wind statt alter Schule. Dabei ist sie genauso in der Subkultur unterwegs wie in der Staatsgalerie oder bei Privatsammlern. So lud sie regelmäßig zum Talk nach Leinfelden-Echterdingen in die Firmenräume von Josef Froehlich ein, um auf muntere Art über dessen Kunstsammlung zu diskutieren. Und als die Stuttgarter Museen im vergangenen Jahr gemeinsam den ersten Open-Air-Quiz veranstalteten, war sie es, die moderierte.

Eigentlich ist Sara Dahme ein Landei. Geboren wurde sie 1974 in Blitzenreute bei Ravensburg. Zum Studium kam sie nach Stuttgart an die Staatliche Kunstakademie – und steht heute für eine neue, unkonventionelle Art der Kulturvermittlung, die deutlich in Richtung Zukunft weist. Denn sie will Hemmschwellen einreißen und Lust auf Kunst machen. Während die meisten Kunsthistoriker ihrem Publikum versuchen beizubringen, was richtig, was falsch ist, sagt sie: „Das Eindeutige nervt mich.“ Man müsse lernen, das Unverständliche und die Meinungen anderer auszuhalten.