Samy Deluxe veröffentlicht sein neuntes Solo-Studioalbum. Foto: Janick Zebrowski

Samy Deluxe veröffentlicht am 11. August sein neues Album "Hochkultur 2" - pünktlich zum 50. Geburtstag der Hip-Hop-Kultur. Im Interview blickt er auf seine Anfänge als Rapper zurück und erzählt, wie schwierig die Arbeit am Album in der Corona-Zeit war.

Als DJ Kool Herc (68) am 11. August 1973 in einem Partyraum in der Bronx auf dem Geburtstag seiner Schwester mit seinen zwei Plattenspielern auflegte, wurde der Grundstein für die Hip-Hop-Kultur gelegt. Samy Deluxe (45) ehrt sie mit seinem neuen Album "Hochkultur 2" und veröffentlicht die Platte zum 50. Geburtstag der Musikrichtung, die ihn seit frühester Kindheit begleitet.

"Ende der 80er, als ich etwa zehn Jahre war, hatte ich das erste Mal Berührung mit Rap", erzählt der Musiker im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. "Ich habe Run-D.M.C, Ice-T und Fat Boys gehört. Dann gab es auch die ersten Filme, die rübergeschwappt sind. Da habe ich auch das erste Mal verstanden, dass das alles zusammengehört, also neben Rap oder Scratchen auch Graffiti und Breakdance."

Public Enemy habe ihn zu der Zeit am meisten beeindruckt, "das Gesamtkonzept mit der Band und der Tanztruppe mit ihren Militär-Moves, dieses Image war für ein jugendliches Gehirn am meisten greifbar". Anfangs hätten ihm die dogmatischen Regeln, die eine Subkultur anfangs mitbringt, geholfen, "doch als ich mich als Künstler selbst entwickelt habe, habe ich gemerkt, dass es eine Ausdrucksform ist, die nicht einen Stil hat. Es ist für jede Art von Charakter eine Möglichkeit, sich zu entfalten".

Samy Deluxe: "Hamburg ist nicht mehr so edgy"

Er habe 1991 angefangen zu rappen und zwei Jahre auf Englisch gerappt und geschrieben, erzählt Samy Deluxe weiter. "Durch die Arbeit mit DJ Dynamite, mit dem ich meine erste Band hatte, habe ich dann erst gemerkt, dass man auch auf Deutsch rappen kann. Das hat für mich natürlich mehr Sinn gemacht, es auf meiner Sprache zu machen. Ich habe mich neben den Texten viel mit der Sprachrhythmik beschäftigt, weil ich den Flow von englischem Rap auch kreieren wollte."

Einen großen Einfluss in seiner Entwicklung zum Künstler hatte auch seine Heimatstadt: "In Hamburg war die Szene sehr divers und ein interessanter Mix, eine wilde Zeit mit verschiedensten Partys in der Roten Flora [Autonomes Zentrum im Hamburger Schanzenviertel, Anm. d. Red.] oder besetzten Häusern in der Hafenstraße", blickt der Musiker zurück. "Die verschiedensten Subkulturen sind aufeinandergetroffen. Im Vergleich dazu habe ich das Gefühl, dass die Stadt heute nicht mehr so edgy ist wie früher. Zum Beispiel gibt es weniger Jugendhäuser, also Orte, die Menschen zusammenführen und die maßgeblich dafür sind, ob eine Szene entstehen kann." Er selbst versucht, etwas weiterzugeben und die nächste Generation zu fördern. "Ich habe zum Beispiel einen Verein, der in allen Hip-Hop-Disziplinen für Jugendliche Workshops anbietet. In meinem Studio gehen auch junge Künstlerinnen und Künstler ein und aus und können sich ausprobieren."

Songs über mentale Gesundheit

Der Rapper veröffentlicht mit "Hochkultur 2" nun sein neuntes Solo-Studioalbum. Eigentlich sollte die Platte bereits 2020 erscheinen, doch die Pandemie schob die Veröffentlichung nach hinten. "Es war eine intensive Findungsphase, durch Corona entstand eine lange Pause und es war schwierig für mich, mich in die zuvor entstandenen Songs wieder reinzufühlen", sagt Samy Deluxe. "Ich hatte auch keine Lust, neue Songs zu machen, ich mochte meine Stimme nicht beim Aufnehmen und habe mir das nicht mehr abgekauft, dass ich das bin."

Aber er habe gewusst, "dass die Worte, die ich geschrieben habe, richtig und wichtig sind und das Ventil hat sich wieder geöffnet. Ich wollte ein inhaltsstarkes Album machen, mit Themen, die mich in den letzten Jahren wirklich beschäftigt haben, von Gesellschaftsproblemen bis zu 'wo steht Hip-Hop gerade' bis zu mentaler Gesundheit". In den letzten Jahren sei er "durch Höhen und besonders viele Tiefen gegangen und in der Selbstheilung habe ich das in Songs verarbeitet. Ich denke, dass die vier Songs dazu auf dem Album den Leuten gute Denkanstöße geben können".

Tour in Aussicht?

Für den Album-Track "Roter Velour" mit DJ Desue ging es für einen Videodreh nach New York, der Geburtsstätte des Hip-Hops. "Die Woche dort war eine krasse Erfahrung. Dort habe ich Graffiti gesprüht und wir haben unter anderem auf einem Rooftop in Harlem gedreht", erzählt Samy Deluxe. Um seine neue Platte und das 50. Hip-Hop-Jubiläum des Weiteren zu feiern, lädt der Rapper am 13. August auf das Messegelände in Hamburg City zu einer "Blockparty Deluxe". "Eine sehr illustre Gruppe an Rap- und Graffitikünstlerinnen und -künstler wird dabei sein und wir werden alle Elemente des Hip-Hops feiern - und vielleicht den Grundstein legen, damit wir jedes Jahr so ein Festival auf die Beine stellen können."

Der Musiker wird dort auch seinen einzigen Live-Auftritt 2023 haben, eine Tour oder Festivalauftritte werde es dieses Jahr nicht geben. "Vielleicht bekomme ich auf der Bühne wieder so viel Lust, dass es nächstes Jahr doch eine Tour gibt, ausschließen würde ich es nicht."