Arabella Steinbacher spielt im ersten Konzert der „Meisterkonzerte“ Foto: PR

Alles so schön bunt hier: In der Saison 2014/15, deren Programm der Stuttgarter Konzertveranstalter Michael Russ und seine Tochter Michaela am Mittwoch vorstellten, kümmern sich Stars der Klassik um die Hits des klassisch-romantischen Repertoires.

Stuttgart - Michael Russ ist zufrieden. „Im Vergleich zu anderen Städten sind unsere Konzertzyklen das Beste, was privatwirtschaftlich angeboten wird“, sagt er stolz – und mit „das Beste“ meint er – wie könnte es in Schwaben anders sein? – durchaus auch den Preis, der für Klassik in Stuttgart zu zahlen ist, denn der „ist bei uns richtig günstig“. Dennoch werden sich in der nächsten Saison weder die Anzahl der Konzerte (zehn Veranstaltungen in jeder der vier Reihen, dazu etliche Sonderkonzerte) noch die Kosten pro Karte verändern. Die Besucherzahlen sind – „bis auf den Kammermusik-Zyklus, den ich hoch subventioniere, weil es so eine Reihe sonst hier nicht geben würde“ stabil. Sogar das frühere Sorgenkind, die Reihe „Faszination Klassik“, steht heute dank des Ko-Engagements der Kulturgemeinschaft auf stabilen Füßen.

Verändern wird sich deshalb auch nicht die grundsätzliche Ausrichtung der Konzerte: Stars der Klassik-Szene werden kommen – wie etwa die Pianisten Katia Buniatisvili und Kit Armstrong (als Solisten der „Meisterkonzerte“), Daniel Barenboim, Grigory Sokolov und Lang Lang (bei den „Meisterpianisten“) sowie Daniil Trifonov (bei „Faszination Klassik“), die Geiger Arabella Steinbacher, Julia Fischer, Anne-Sophie Mutter, Renaud Capuçon und Baiba Skride, die Dirigenten Thomas Hengelbrock, Vladimir Jurowski, Andris Nelsons und Paavo Järvi. Unter den gastierenden Orchestern sind das London Philharmonic, das Royal Concertgebouw Orchestra (die nach Aussage von Michael Russ seit etwa 35 Jahren nicht mehr in Stuttgart waren), das Orchestre de Paris, das City of Birmingham Symphony Orchestra und (bei den Sonderkonzerten) sogar das Leipziger Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly. Zu erleben sind dabei gemischte Programme mit den beliebtesten klassisch-romantischen Werken. Nur die „Meisterpianisten“-Reihe bieten an zwei Abenden (Bach mit András Schiff, Beethoven mit Rudolf Buchbinder) „einfarbigere“ Programme. Die mag das Publikum laut Russ zwar nicht so sehr, aber „es ist auch Aufgabe eines Konzertveranstalters, Dinge zu tun, die andere nicht machen.“

Dieser Satz sagt sich gewiss nicht leicht – auch vor dem Hintergrund der Klage, die Michael Russ als Präsident des Verbands deutscher Konzertdirektionen (VDKD) zurzeit in Hamburg „wegen der Wettbewerbsverzerrung durch hoch subventionierte Konzerte“ führt. Probleme gibt es außerdem durch neuere Steuergesetze (die SKS Russ soll rückwirkend ab 2008 Gewerbesteuer auf Konzertsaalmieten abführen: eine, so Russ, „sechsstellige Summe“), durch eine Erhöhung der Künstlersozialkassen-Abgaben und durch angekündigte Erhöhungen der GEMA-Abgaben, mit denen Veranstalter die Aufführung von Werken an deren Rechteinhaber abgelten.

Man versteht sehr gut, dass all dies müde machen kann. Und dass der Stuttgarter Konzertveranstalter erneut betont, sich 2015, im Jahr seines 70. Geburtstags, aus seiner Firma zurückzuziehen. „Die Spielzeit 2014/15“, sagt Russ, „wird die letzte sein, die ich noch mit geplant habe.“ Auch sein Ehrenamt als Präsident des VDKD wird Russ im September 2015 nach 35 Jahren aufgeben, um „kürzer zu treten, und ich habe ja auch noch Hobbys“. Unter Tochter Michaela Russ soll aber „alles so weitergehen wie bisher“.

Die kommende Saison soll aber unbedingt noch „ein musikalisches und gesellschaftliches Highlight sein“. Und nach der Gemeinderatswahl am 25. Mai will Michael Russ noch weiter an der Verwirklichung seines Lieblingsprojektes arbeiten: der Schlossgartenphilharmonie, einem multifunktionalen Konzertsaal, welcher der Raumnot in der Liederhalle Abhilfe schaffen soll. Das wäre auch deshalb wichtig, weil „uns ab 2016 uns das neue SWR-Orchester zunehmend Probleme bei der Hallenbelegung bereiten wird“. Seit der Willensbekundung von Altbürgermeister Wolfgang Schuster habe sich in dieser Sache nichts getan, aber „nur wenn die Stadträte selbst nicht sehen, dass ein neues Haus notwendig ist, dann wird es schwierig.“