Der TGV Beilstein, hier beim Abstieg 2019, droht den direkten Wiederaufstieg zu verpassen. Foto: Archiv (avanti)

Alternativantrag von 33 Vereinen zum möglichen Saisonabbruch.

Beilstein/Großbottwar - Es scheint alles nur noch Formsache: Die Fußballsaison in Württemberg wird endgültig abgebrochen und anhand der aktuellen Tabellenstände gewertet. Absteiger gibt es keine, Aufsteiger sind die Teams, die nach der „Quotientenregel“ derzeit auf einem direkten Aufstiegsplatz stehen. Ein Aufstieg über die Relegation ist nicht möglich. So soll es am 20. Juni vom außerordentlichen Verbandstag des Württembergischen Fußballverbandes (wfv) beschlossen werden (wir berichteten). Doch dagegen regt sich Widerstand. Eine Gruppe von 33 Vereinen (von insgesamt etwa 1700 im Verband), darunter die B-Ligisten Club L’Italiano Großbottwar und TGV Beilstein, hat einen Antrag gestellt, über den noch vor dem 20. Juni entschieden werden solle. Dieser Alternativvorschlag sieht vor, dass auch die Teams auf den Relegationsplätzen aufsteigen. Allerdings würde sich in manchen Ligen und Staffeln die Zahl der Mannschaften deutlichen erhöhen. Die Verbandsliga hätte 23 Teams, die Bezirksliga Bodensee 22, die im Bezirk Enz-Murr 20. Im Antrag heißt es dazu: „In der Regionalliga Südwest werden durch die aktuell getroffenen Regelungen in der kommenden Saison 21 oder 22 Teams starten. Wieso soll dies in Ausnahmefällen nicht auch darunter möglich sein? Falls es noch größere Staffeln gäbe, wäre über ein Auf-/Abstiegsrunde nachzudenken.“

Initiator dieser Aktion war der Verein Zrinski Waiblingen. „Der hat über das wfv-Postfach Kontakt zu uns anderen aufgenommen“, erklärt Franco Basile, Vorstand des Club L’Italiano Großbottwar. In den letzten Tagen seien noch mehr Vereine mit ins Boot gekommen, insgesamt rund 40. „Mit der vorgeschlagenen Regelung wird vielen Mannschaften die Chance auf den Aufstieg genommen. Es werden also Teams bestraft, die eigentlich eine gute Saison gespielt haben. Umgekehrt werden zum Teil Mannschaften geschont, die sich schon mit dem Abstieg abgefunden hatten, also eine schlechte Saison gespielt haben“, kritisiert Basile.

„Ich verstehe ja den wfv, dass er die Sache abschließen möchte – aber es sollte fair sein“, findet der Club L’Italiano-Vorstand. Der Verband verweist hingegen darauf, dass er bei der Ausarbeitung dieser Lösung mehr als 600 Rückmeldungen von Vereinen aus ganz Württemberg berücksichtigt habe, „die sich im Rahmen des Anhörungsverfahrens mit überwältigender Mehrheit dem Votum des Präsidiums zur Saisonbeendigung angeschlossen haben“. Doch Basile bezweifelt, dass es tatsächlich diese „überwältigende Mehrheit“ für die jetzt im Raum stehende Lösung gibt. Letztlich entscheiden müssen dies wiederum die 278 Delegierten, die von den Vereinsvertretern der Bezirke 2018 gewählt wurden und denen laut Auskunft des wfv die rund 600 Stellungnahmen der Vereine auch zugänglich sind.

Ihren Antrag haben die 33 Vereine öffentlich gemacht, um den Delegierten über diesen Weg zu signalisieren, dass es Widerstand gibt und so ihre Entscheidung vielleicht noch zu beeinflussen. Wie mit dem Antrag, der am Montagabend in der wfv-Geschäftsstelle eingegangen sei, weiter verfahren werde, entscheide sich am heutigen Freitag in einer Sitzung des Vorstands, erklärt der wfv-Pressesprecher Heiner Baumeister. „Dieser muss diskutieren und entscheiden, wie der Antrag behandelt wird. Entscheidend ist, ob er neue Aspekte enthält, die bisher noch nicht berücksichtigt wurden.“

Franco Basile betont: „Wir möchten nichts am grünen Tisch geschenkt bekommen. Am besten wäre aus meiner Sicht eine Lösung wie in Bayern.“ Dort wird die aktuelle Saison im Herbst oder spätestens im Frühjahr 2021 fortgesetzt. Sollte man im Herbst spielen können, will der bayerische Verband im nächsten Frühjahr „andere Fußball-Angebote“ machen. Für Basile ist dies die bessere Lösung: „Denn was ist, wenn wir im September noch nicht wieder spielen dürfen oder im Herbst eine zweite Welle kommt und wir erneut abbrechen müssen. Dann geht das Theater von vorne los.“

Und möglicherweise entscheiden sich die Delegierten beim außerordentlichen Verbandstag ja auch für eine Fortsetzung der Saison. Dann käme es wohl zu einer Lösung ähnlich der in Bayern.