Viele Freiflächen und coole Sitzwürfel, die sich mühelos stapeln lassen: Kinder fühlen sich wohl in der Suite 212. Foto: Ina Schäfer

Die Suite 212 ist nicht nur ein Szenetreff für Nachtschwärmer, sondern auch für Mütter mit ihren Kindern. Nachts wird hier Gin Tonic bestellt, tagsüber wandern Babyccinos über die Theke.

S-Mitte - Es ist zwei Uhr in der Nacht. Die Theodor-Heuss-Straße ist wie gewohnt rege frequentiert. Auch vor und in der Suite 212, einem der ersten Clubs der vor allem bei Besuchern aus dem Umland beliebten Partymeile, drängen sich die Gäste. Aus den Boxen wummern die Bässe, es wird getanzt und getrunken. Trotzdem sind neben dem DJ-Pult keine Szenemagazine aufgestapelt, sondern die Elternzeitung „Luftballon“.

Die Suite 212 ist seit einigen Jahren nämlich nicht nur ein Szenetreff für Nachtschwärmer, sondern auch für Mütter mit ihren Kindern. Nachts wird hier Gin Tonic bestellt, tagsüber wandern Babyccinos über die Theke.

Vor allem wenn das Wetter keinen Spielplatzbesuch zulässt, reiht sich in der Suite Kinderwagen an Kinderwagen, Mütter und Väter schlürfen ihren Cappuccino, die Kids toben durch die Räumlichkeiten. „Unser Rekord liegt bei 17 Kinderwagen und weit über 20 Kindern – gleichzeitig“, sagt Lutz Metzger, der Besitzer der Suite 212. Angefangen habe alles mit dem Rauchverbot im Club. Vorher saßen die Familien draußen auf der Außenfläche, direkt an der Straße kein sehr geeigneter Ort für die Kleinen. Seitdem drinnen nicht mehr geraucht wird und damit die Lounge genutzt werden kann, sind immer mehr Mütter mit ihren Kindern gekommen – eine Eigendynamik ist entstanden.

Eine ordentliche Menge Liberalität und Kinderfreundlichkeit

Weshalb sich gerade die Suite 212 zum Treff für Mütter mit ihren Kindern entwickelt hat, kann sich Lutz Metzger relativ einfach erklären. „Wir sind alle kinderlieb“, sagt der Vater von drei Kindern, „deshalb hatten wir nie etwas dagegen, dass hier getobt wird. Wir sind da offen und unterbinden das nicht.“

Außerdem seien die räumlichen Gegebenheiten für Familien praktisch. Am Eingang gibt es keine Stufe, die Kinderwagen lassen sich problemlos ins Lokal schieben. Auch die Lounge selbst ist eine ebene und leere Fläche mit Sitzwürfeln, die sich beliebig verschieben lassen. Es gibt keine Stühle und Tische, an denen sich die Kids stoßen könnten, die Eltern haben den Nachwuchs immer im Blick. Die ganz Kleinen krabbeln durch die Lounge, die Älteren verwandeln die Suite in eine Art Abenteuerspielplatz, klettern über die Sitzwürfel oder stapeln sie zu Türmen. Aufgrund der großen freien Fläche passen außerdem problemlos zahlreiche Kinderwagen nebeneinander, die in anderen Cafés im Weg stehen würden.

Metzger erzählt auch nette Geschichten über Paare, die sich nachts in der Suite kennengelernt haben und heute mit dem Nachwuchs vorbeischauen. Da sich die Kinderfreundlichkeit herumgesprochen hat, hätten einige Mütter ganz eigene Vorstellungen. „Manche erwarten hier eine Art Spielecke wie bei Ikea“, sagt Metzger. Doch bunte Bälle gibt’s hier nicht, nur eine ordentliche Menge Liberalität und Kinderfreundlichkeit.

„Die Eltern sind eine wichtige Zielgruppe geworden“

Die Entwicklung habe natürlich auch eine Kehrseite: „Bei sehr vielen Kindern und sehr entspannten Eltern ist die Geräuschkulisse natürlich immens – da sind einige Gäste genervt.“ Diejenigen, die mittags entspannt einen Kaffee trinken möchten, suchen sich inzwischen ein anderes Plätzchen. Das samstägliche Sehen-und-Gesehen-Werden, das früher typisch war, gebe es so heute nicht mehr. „Wir verlieren dadurch natürlich auch Gäste“, sagt Metzger. Zumal die Eltern mit ihren Kindern meist lediglich im Winter und an regnerischen Tagen in die Suite gehen, wenn die Kleinen nicht draußen spielen können. „Deshalb ist das übers Jahr gesehen gar kein so großer Zugewinn“, sagt er.

Doch die Entwicklung habe er nicht in der Hand, und das möchte er auch gar nicht: „Wir lassen es einfach so laufen, wie es ist. Die Eltern sind eine wichtig gewordene Zielgruppe.“ Außerdem entscheiden häufig die Kids, wo es hingeht: und das ist eben meist dorthin, wo es die lustigen Sitzwürfel und den Babyccino – ein großes Glas Milchschaum mit Schokopulver – gibt.