Im Innenstadttunnel fahren die S-Bahnen nach einer Bahn-Statistik 13 Prozent aller Verspätungen ein. Deshalb werden Signale und Weichen hier vordringlich in Schuss gebracht Foto: Leif Piechowski

Nach dem Tiefpunkt im vergangenen Jahr werden die S-Bahnen in der Region Stuttgart 2014 Minute um Minute pünktlicher. Das war die Botschaft der Bahn am Mittwoch im regionalen Verkehrsausschuss. Doch der Kampf gegen den Zeitverzug dauert noch lange.

Nach dem Tiefpunkt im vergangenen Jahr werden die S-Bahnen in der Region Stuttgart 2014 Minute um Minute pünktlicher. Das war die Botschaft der Bahn am Mittwoch im regionalen Verkehrsausschuss. Doch der Kampf gegen den Zeitverzug dauert noch lange.

Stuttgart - Im Mai waren nach einer Berechnung der Stuttgarter Nachrichten mehr als 100 von insgesamt 755 S-Bahnen werktäglich um mindestens drei Minuten verspätet. Nach Angaben der Bahn ist die Situation in den ersten fünf Monaten zusammen im Vergleich zum Vorjahr trotzdem etwas besser geworden. Der Anteil der Züge, die pünktlich waren oder weniger als drei Minuten Verspätung hatten, stieg nach Angaben von S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause in der wichtigen Hauptverkehrszeit von 15 bis 19 Uhr von 74,4 auf 77,2 Prozent an. Viel zu wenig, fanden Regionalpolitiker aller Fraktionen am Mittwoch im Verkehrsausschuss.

„Wir sind noch nicht bei ‚ausreichend‘ angelangt“, sagte CDU-Sprecher Rainer Ganske und beurteilte die S-Bahn nach Schulnoten. Das sei besser als „ungenügend“ wie im Juni 2013, als das neue S-Bahn-Modell nicht funktionierte und bald wieder aus dem Verkehr gezogen werden musste. Aber schlechter als zu Zeiten, „als uns ‚gut‘ nicht gut genug war“, so Ganske. Auch Thomas Leipnitz (SPD) stellte fest, dass für die Bahn „sehr viel zu tun bleibt“. Eva Mannhardt, Verkehrsexpertin der Grünen, war mit der Zwischenbilanz alles andere als zufrieden und forderte mehr Engagement vom S-Bahn-Betreiber: „Es muss noch mehr und schneller passieren, der Fortschritt ist hier eine Schnecke.“ Immerhin sei beim Schienenkonzern mittlerweile wenigstens angekommen, dass es ein Problem gibt.

Zuvor hatten Verantwortliche der Bahn-Töchter DB Regio, DB Netz und DB Station & Service sowie von der Firma Bombardier als Hersteller der neuen Züge berichtet, was sie seit dem S-Bahn-Krisengipfel im vergangenen Oktober erreicht haben. Damals hatten sie bereits eingeräumt, dass sie an der Infrastruktur allzu lange gespart hatten und nun verstärkt investierten. Inzwischen sind die Mittel für Gleisarbeiten, Signale, Weichen und Elektrik noch einmal aufgestockt worden. 51 Millionen anstatt der damals angekündigten 41 Millionen Euro verbaut die Bahn nach Angaben von Karsten Erhardt von DB Netz 2014 in diesen störungsanfälligen Bereichen.

Damit sie das nicht irgendwo an den 282 Kilometer langen S-Bahn-Gleisen tut, hat sie auch ausgewertet, wo die meisten Verspätungen entstehen: 13 Prozent aller Verspätungen stammen laut Erhardt aus dem Innenstadttunnel (2850 Minuten pro Jahr), 16 Prozent aus der Zufahrt zum Hauptbahnhof (3500 Minuten) und ähnlich viele aus der Kombination von S 6 und S 60 (3600 Minuten), für die in Renningen Züge an- und abgekoppelt werden müssen. In diesen Bereichen wechselt die Bahn nun schwerpunktmäßig anfällige Weichen und Signale aus. Bei Schienen und Schwellen seien bereits alle Schwachpunkte im Netz beseitigt. „Die Fahrbahn ist gut“, sagte Erhardt, „jetzt geht es um die Leit- und Sicherungstechnik.“

Beim Mischbetrieb aus S-Bahnen, Regional- und Fernverkehrszügen, den die Bahn immer wieder als Quell von Verspätungen nennt, soll sich ebenfalls etwas tun. Vom Fahrplanwechsel im Dezember an sollen 15 Regionalzüge, die bisher auf S-Bahn-Gleisen unterwegs sind, auf eine andere Schiene kommen. Außerdem sollen die S-Bahnen mit einer anderen Signalisierung schneller in den Hauptbahnhof hineinfahren.

Eine positive Bilanz zog S-Bahn-Chef Krause für die schnellere Abfertigung im Stuttgarter Hauptbahnhof. Seit Dezember weisen S-Bahn-Helfer auf freie Türen hin, seit März können die Fahrer die Türen zentral schließen und teils auch öffnen. „Wir verringern die Haltezeiten zwischen fünf und zehn Sekunden“, sagte Krause, „darum geht es hier, wir müssen Sekunden herausschinden.“ Wenn alle weiteren Vorhaben bis Ende 2015 umgesetzt sind, sollen daraus Minuten werden. Bernhard Maier (Freie Wähler) zeigte sich nicht sehr optimistisch, weil die Schnellbahn an ihren Grenzen sei: „Die S-Bahn ist erfolgreich, und der Erfolg belastet das System.“