Rolltreppe gesperrt: Seit Monaten dasselbe Bild am Stuttgarter Hauptbahnhof. Wann geht es endlich wieder aufwärts? Foto: /Wein

Seit Monaten müssen die Fahrgäste am Stuttgarter Tiefbahnhof Treppen steigen. Wann gibt es dafür endlich Wegebier wie an der Universität?

Ein Paar liegt im Bett. Sie glaubt, seine geheimsten Wünsche drehen sich um andere Frauen. Doch er träumt nur davon, dass die Rolltreppe endlich wieder läuft. Mit kleinen witzigen Memes wie diesem haben Studierende auf die wochenlange und wiederholte Sperrung einer Rolltreppe an der Stuttgarter S-Bahn-Haltestelle Universität reagiert. Die Bahn zeigte sich amüsiert, rief einen Meme-Wettbewerb aus (Hauptpreis ein i-Phone) und schenkte sogar kostenlos Wegebier aus. Schließlich wurde die Rolltreppe repariert, was die Bahn auf Plakaten und in den sozialen Netzwerken auch selbstironisch groß feierte.

Doch so viel Aufmerksamkeit genießen nicht alle Rolltreppen – so ist eine Rolltreppe, die von der Tiefstation am Hauptbahnhof zur Klett-Passage hinaufführt, schon monatelang außer Betrieb. Seit wann genau, weiß niemand. Sie sei seit dem 5. März kaputt, lautet die offizielle Auskunft eines Bahnsprechers. Doch auf Nachfrage räumt er ein: An jenem Tag lief die Rolltreppe wohl allenfalls für einige Stunden. Tatsächlich herrsche schon seit vielen Monaten Stillstand.

Die Techniker gehen ins Detail

Die meisten Fahrgäste blicken enttäuscht auf die Absperrung, schütteln den Kopf und hasten dann zur nächsten Treppe weiter. Eine Meme-Aktion wie an der Universität gibt es nicht. Und es gibt auch kein Freibier. Vergessen sei die Rolltreppe allerdings nicht. Eine beschädigte Stufe sei bereits ausgetauscht worden. Mittlerweile habe sich jedoch gezeigt, dass auch die Lager an der Hauptantriebswelle defekt seien. Man habe den technischen Antrieb kleinteilig zerlegt. „Einzelne Bauteile werden überarbeitet, andere müssen ersetzt werden. Das ist leider zeitaufwendig“, sagte der Sprecher.

Immerhin, es gibt Licht am Ende der Rolltreppe. Von Mitte April an soll sie wieder genutzt werden können, und dann auch nicht nur für ein paar Stunden, so hofft man bei der DB Service. Das Gleiche gilt für eine Rolltreppe an der S-Bahn-Station Stadtmitte. Auch dort warte man noch auf Ersatzteile. „Das kann im Einzelfall dauern.“

Aufzüge sind zuverlässiger als Züge

Insgesamt betreut das Bahnhofsmanagement Stuttgart außer den Rolltreppen noch rund 100 Aufzugsanlagen. „Über das Jahr erreichen wir dabei eine Gesamtverfügbarkeit von aktuell über 97 Prozent“, sagte der DB-Sprecher. Damit stellt sich die Bahn als Rolltreppen- und Aufzugs-Betreiber geschickter an als bei ihrer Kernkompetenz, dem Bahnfahren. Wie der Verband Region Stuttgart mitteilte, seien im vergangenen Jahr in Stuttgart nur 75 Prozent der S-Bahnen gefahren. Für die erneute Ausgabe von Wegebier gäbe es also auch an der Bahnsteigkante weiterhin genug Gründe.