Das Untertürkheimer Bahnhofsgelände wurde 1896 gebaut. Foto: Achim Zweygarth

Bei einem Runden Tisch im Kulturtreff Untertürkheim haben Einzelhändler und engagierte Bürger den Zustand des Areals rund um den Bahnhof beklagt.

Untertürkheim - Schon die Visitenkarte Untertürkheims sei scheußlich. Gemeint sind Bahnhof und Vorplatz, also die Orte, die viele Besucher, Schüler und Anwohner als erstes von Untertürkheim wahrnehmen. Zu hören war diese Kritik beim Runden Tisch des Kulturhausvereins.

Die Runde diskutierte am vergangenen Freitag im Kulturtreff über die zunehmende Anzahl von Wettbüros und Spielautomaten im Bezirk und den damit verbundenen Trading-Down-Effekt, also das sich schleichend verschlechternde gewerbliche Angebot.

Um diese Entwicklung auch nur ansatzweise aufzuhalten oder gar umzudrehen, brauche es eine stärkere Lobby, bestehend aus den Untertürkheimern selbst. Zu dieser Ansicht sind die 15 Einzelhändler und engagierten Bürger um Rainer Deiss vom Kulturhausverein gelangt.

Eine Markthalle, die zum Verweilen einlädt

Kämpfen sollen die Bürger für eine Vision Untertürkheims, die mit dem Areal um den Bahnhof beginnt und mit einem belebten Ortskern endet. Eine Markthalle, die zum Verweilen einlädt, ähnlich der in Fellbach, das kann sich beispielsweise Deiss im Bahnhofsgebäude vorstellen. Wohlwissend, dass diese Vision eines „Bürgerbahnhofs“ vieler Verhandlungen mit den derzeitigen Eigentümern des denkmalgeschützten Bahnhofs und deren jetzigen Mietern bedarf.

Dass sie sich streckenweise nicht mehr in ihrem Stadtteil zuhause fühlen, das wollen die Teilnehmer des Runden Tischs nicht länger hinnehmen. Deshalb war der ein oder andere denn auch gefrustet, dass sich nur so wenige Interessierte zu der Diskussion einfanden. Insbesondere die Unterstützung der Bezirksbeiräte und des Bezirksvorstehers hätten sich die Anwesenden gewünscht. Um die Dringlichkeit des Anliegens deutlich zu machen, schlug Markus Krautter, der Vorsitzende des Industrie-, Handels- und Gewerbevereins (IHGV) Untertürkheim, vor, eine Unterschriftenaktion zu initiieren.

Ein wesentlicher Punkt ist die fehlende Sauberkeit

Zu den Forderungen, die bei der nächsten Bürgerversammlung mit dem künftigen Oberbürgermeister präsentiert werden sollen, gehören mehr Polizeipräsenz in Untertürkheim, bessere Rahmenbedingungen für die Gewerbetreibenden und eine Steigerung der Attraktivität des Wohnraums.

Um den Ortskern wieder zu einem Einkaufszentrum machen, in dem auch die Menschen aus den Nachbarbezirken gerne einkaufen gehen, will der Runde Tisch erst einmal bei den Kunden des Wochenmarkts abfragen, welche Angebote ihnen denn fehlen. Derzeit fehlt es auch an einem Schuhladen, Metzger oder Drogisten. Um diese Gewerbetreibenden solle sich das Stadtteilmanagement dann gezielt bemühen, wenn möglich den Interessierten auch Mietkostenzuschüsse zahlen, um einen Anreiz zu schaffen.

In die Frage nach fehlenden Geschäften sollen auch die Untertürkheimer mit Migrationshintergrund einbezogen werden. „Vielleicht wäre es auch möglich, Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen, die den unterschiedlichen Kulturen entsprechen“, lautete ein Vorschlag aus dem Kreis. Denn die Anwesenden sehen, dass Untertürkheim zunehmend zweigeteilt wird. Viele Alteingesessene ziehen aus dem Ortskern weg. Diejenigen, die es sich leisten können, lassen sich im Untertürkheimer Stadtteil Luginsland oder sogar in anderen Bezirken nieder. Die Begründung für den Wegzug, die die Einzelhändler aktuell am häufigsten hören, ist die qualitative Verschlechterung des Wohnumfelds.

Ein wesentlicher Punkt ist für die Inhaber der Geschäfte schon jetzt die fehlende Sauberkeit. Zigarettenkippen vor dem einen oder anderen Ladeneingang laden eben nicht zum Bummel ein. Um dies zu ändern, kam der Vorschlag, unter den Geschäftsinhabern eine Kehrwoche einzuführen. Zugleich kam der Wunsch auf nach schöneren, einladenderen Schaufenstern.

Besseres Selbstmarketing, das ist für die Teilnehmer des Runden Tisches aber nicht nur eine Aufgabe für die Einzelhändler. Klaus Enslin, der Vorsitzende des Bürgervereins Untertürkheim, will die touristischen Anlaufpunkte besser in Szene gesetzt wissen, zum Beispiel auf der Homepage von Stuttgart Marketing.

„Es gibt nicht nur die Grabkapelle in Untertürkheim“, betonte Enslin. Auch die Vereine hoffen die Anwesenden einbinden zu können. Gemeinsame Feste im Ortskern würden nicht nur zu einer Belebung dort beitragen, sondern hätten auch den Effekt, dass die Menschen öfter sehen, welche Geschäfte es dort überhaupt gibt.