Für den Circus Roncalli ist die Sommerpause vorbei: Am Donnerstag reiste das Unternehmen von Köln nach Ludwigsburg, wo die Clowns, Artisten, Musiker und Dressurreiter gastieren werden.
Ludwigsburg - Für den Circus Roncalli ist die Sommerpause schon vorbei: Am Donnerstag reiste das Unternehmen von Köln nach Ludwigsburg, wo die Clowns, Artisten und Dressurreiter von 13. Juli bis 7. August im Südgarten des Residenzschlosses gastieren werden. Da für den Zirkus, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, alles in historischen Wagen von Ort zu Ort transportiert wird, reiste die Kompanie nicht über Autobahnen und Bundesstraßen an, sondern per Güterzug.
Zelt passt gerade so in den Südgarten
Um 8 Uhr sollte der 750 Meter lange Sonderzug im Güterbahnhof Kornwestheim ankommen, um 9 Uhr der gesamte Tross auf die Straße gebracht und auf ebenfalls historischen Hanomags oder an Zugmaschinen nach Ludwigsburg gefahren werden. Doch dann gab es die erste Verwirrung: Einige der privat anreisenden Roncalli-Helfer steckten im morgendlichen Stau. Und als es dann doch richtig losging, hatten Logistiker wie Uwe Müller so ihre Probleme: Sie mussten dafür sorgen, dass als Erstes die Wagen nach Ludwigsburg verschickt wurden, die dort auch als Erstes benötigt wurden: der Küchenwaggon etwa oder der Elektrikwagen.
„Wir dürfen im Schlossgarten ja nicht alle unsere Waggons abstellen“, sagt die Roncalli-Sprecherin Nina Leimer. Alles, was nicht unmittelbar wie Garderoben, Souvenir- oder Ticketläden unmittelbar für die Aufführungen gebraucht wird, muss im Gebiet Waldäcker geparkt werden. Das mache die Sache diesmal noch komplizierter. Nur gut, dass sich die Truppe aus 50 Aufbauhelfern diesmal mehr Zeit lassen kann. „Als wir im Frühjahr von Recklinghausen nach Köln gereist sind, musste von einem auf den anderen Tag ab- und wieder aufgebaut werden“, sagt die Pressesprecherin.
Nachdem die ersten Zirkuswagen am Schloss ankamen, begannen dort die Vorbereitungen für den Zeltaufbau. Insgesamt mussten fünf Kilometer Kabel, drei Kilometer Wasserleitungen und 1,5 Kilometer Abwasserschläuche verlegt werden. Dafür mussten Löcher für 134 Nägel gebohrt werden, die je vier Kilogramm schwer und 1,20 Meter lang sind. Sie müssen bis zu 80 Zentimeter tief versenkt werden, damit das Zelt auch noch einer Sturmböe von 150 Kilometern in der Stunde standhält. Das Zelt ist 16 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 36 Metern. Damit passt es gerade so auf die befestigte Fläche im Südgarten.
Saison der besonderen Spielorte
Unter der Kuppel können 1500 Personen Platz finden. In der Abenddämmerung wird das Zelt mit 10 000 Glühbirnen illuminiert. Die Verantwortung für den Aufbau des reisenden Circus-Dorfs liegt bei Roncalli-Betriebsleiter Patrick Philadelphia. Aber sobald die Vorarbeiten abgeschlossen ist, wird er die Kleidung – und damit die Rolle – wechseln: Philadelphia ist während des Gastspiels als Tagesregisseur für den Ablauf der Vorstellungen zuständig, und er tritt jeweils in der Rolle eines überheblichen Sprechstallmeisters in rotem Frack auf. Der Österreicher Bernhard Paul, Gründer und Direktor des Roncalli, wird auch in Ludwigsburg als Clown agieren. Neben Anatoli Akerman, Devlin Bogino und dem Weißclown Gensi.
Als Paul und sein damaliger Kompagnon André Heller 1976 Roncalli gründeten, ging es um Poesie. Und noch heute betont der Zirkusdirektor das Traum- und Zauberhafte, das in seiner Manege einen Platz finden soll – zwischen Artistik, Akrobatik und eben Clownerien. Er betrachtet seinen Zirkus als Gesamtkunstwerk. Dass nun das Blühende Barock als Spielort ausgewählt wurde, hat mit der Programmatik für das Jubiläumsjahr zu tun. Paul suchte gezielt nach besonderen Orten. So stand der Zirkus zuletzt mitten in der Stadt Köln, auf dem Neumarkt, und wird im Herbst in Wien vor dem Burgtheater gastieren.