Ganz viel Pioniergeist war versammelt im Großen Sitzungssaal des Rathauses zur Preisverleihung an Ingrid Walz, Jale Yoldas, Gökcen Tamer-Uzun sowie an den Förderverein Emin Eller.
Stuttgart - Wen soll man begrüßen, wem danken? Das sind Fragen, vor denen jeder Festredner steht und auf die mal mehr, mal weniger originelle Antworten gefunden werden. Und bei der diesjährigen Verleihung des Manfred-Rommel-Preises in Erinnerung an den früheren Stuttgarter OB waren es besonders viele, auf deren Anwesenheit gebührend hingewiesen werden konnte.
Denn geehrt wurden hier nicht nur vier Preisträger – ungewöhnlich viele für diesen Preis, sondern zugleich noch eine Institution dieser Stadt: das Deutsch-Türkische Forum, das vor 20 Jahren unter anderem mit Rommels Initiative gegründet worden war.
Zwei der Gründerinnen standen an diesem Abend auf dem Podium: Ingrid Walz, viele Jahrzehnte aktiv im Stuttgarter Gemeinderat sowie im Land- und im Bundestag mit FDP-Parteibuch. Und Jale Yoldas, für die meisten wohl jene Person, die mit dem Aufbau und dem Erfolg des Forums am häufigsten in Verbindung gebracht wird. Zwei Frauen, die sich inzwischen aus ganz verschiedenen Gründen aus dem aktiven Gestalten in dieser Stadt zurückgezogen haben. Die aber dennoch mit ihren Auftritten zur Preisverleihung schnell klarmachten, dass das Feuer längst noch nicht erloschen ist, das sie hier einst entfacht hatten.
Das Feuer ist noch nicht erloschen
Als „Familientreffen“ bezeichnete Walz deshalb auch folgerichtig diese abendliche Veranstaltung im Rathaus. Und fügte auch gleich hinzu, dass da „auch mal gestritten wurde“, auch wenn es selten gewesen sei. Aber da ist Walz eben immer noch wachsam, dass der Diskurs gepflegt und verschiedene Ansichten ausgetragen werden. Sibel Yüksel, auch sie seit vielen Jahren FDP-Stadträtin, machte in ihrer Laudatio auf die anderen Seiten von Walz aufmerksam: die Katzenliebhaberin, die Galeristin, mit der „ein Spaziergang über den Flohmarkt immer ein spannendes Erlebnis war – wie die Sendung Bares für Rares“.
Neuer Lebensmittelpunkt in San Francisco
Yoldas hat seit bald nun zehn Jahren ihren neuen Lebensmittelpunkt in San Francisco gefunden. Und wie in ihren Stuttgarter Jahren findet sie sich auch dort schnell gut zurecht. Im gesellschaftlichen Miteinander der Kulturen hat Yoldas in Stuttgart viel bewegt mit der Arbeit des Deutsch-Türkischen Forums. In San Francisco an Amerikas Westküste gibt es da ganz andere Voraussetzungen. Und die schätzt Yoldas sehr in ihrer Preisrede. Dass ihr Weg in Stuttgart gelegentlich doch holprig war, daran erinnert Ulrich Bopp, seit 2008 Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums. Etwa 2007, als sowohl die Bosch-Stiftung als auch der Gemeinderat dem Forum die finanzielle Unterstützung gestrichen hatten.
Lehrerin für islamische Religion
Noch sehr aktiv ist in Stuttgart die Preisträgerin Gökcen Tamer-Uzun. Die erste Lehrerin für islamische Religion an Grundschulen in Baden-Württemberg hat an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg inzwischen einen entsprechenden Studiengang eingerichtet Und Emin Eller ist fest verwurzelt in Stuttgart-Rot. Diese „helfende Hand“, so die Übersetzung, ist ein Pflegeheim speziell für türkische Mitbürger, die dort umgeben von ihrer Heimatsprache sind.