Mit Billigproduktion haben die Sträuße von Georg Weiss nichts zu tun. Foto: Gottfried Stoppel

Für viele Zeitgenossen ist der „Tag der Liebenden“ nur Geldmacherei, andere Menschen wünschen sich ein wenig mehr Romantik. Doch was haben die Blumen von der Tanke mit dem Kuss im Schloss zu tun?

Der eine hält ihn für Geldmacherei und eine Showveranstaltung, für den anderen ist der Tag der Liebenden ein Höhepunkt im Jahreslauf. Fest steht, dass sich viele Menschen zum Valentinstag am 14. Februar ein bisschen Romantik wünschen. Vielerorts beschenken sich Pärchen zum „Tag der Liebenden“ mit Blumen, Naschwerk oder anderen Geschenken. Für die Vergesslichen unter unseren Lesern haben wir uns umgehört, wo man auf die Schnelle noch ein passendes Geschenk finden kann – oder, welche Orte sich für romantische Momente besonders eignen.

 

Tulpen ohne Transportweg

Einen Trend, dass eine bestimmte Farbe bei den Tulpen zum Valentinstag gefragt sei, kann Rainer Belser vom gleichnamigen Fellbacher Blumengeschäft nicht ausmachen. Seine Lieblingssorte sei derzeit „Barcelona“ – eine Tulpe in Rot-lilafarben. Was er aber feststelle, sei, dass gerade die weißen Tulpen sehr gefragt seien wie etwa die Sorte Antarctica. Doch seine Kunden schätzten vor allem die Frische der Tulpen, die Rainer Belser in seinem Gewächshaus seines Familienbetriebes in der Fellbacher Bahnhofstraße selber zieht und dann im angrenzenden Laden verkauft. Bei Tulpen gebe es weniger Modefarben als beispielsweise bei Rosen sagt er. Viel schätzten auch einen bunten Tulpenstrauß zum Valentinstag. Sein Motto: Schön sind sie alle – und sie haben bei ihm im Laden natürlich keinen Transport hinter sich. Frischer gehe es nicht – und das komme bei den Kunden an. Außerdem trage er mit dem stationären Laden in der Einkaufsstraße zum Branchenmix bei, sagt Belser. Schließlich habe es früher viel mehr Gärtnereien in Fellbach gegeben.

Auch schön: der Strauß von der Tanke

„Die Blumen von der Tankstelle sind besser als ihr Ruf“, sagt Georg Weiss aus Kernen. Das gelte zumindest dann, wenn die Sträuße aus seiner Werkstatt stammten. Der Valentinstag hat für den 63-Jährigen schon vorigen Freitag begonnen. Frühmorgens auf dem Großmarkt Blumen kaufen, sie in die Werkstatt nach Kernen bringen, Sträuße binden und sie ausliefern. „Die Überstunden macht der Chef, aber die Familie hilft an solchen Tagen mit aus“, sagt er. Gut zwei Dutzend Tankstellen zwischen Stuttgart, Backnang und Schwäbisch Hall beliefert der Remstäler schon seit Jahren. Kein einfaches Geschäft. Der Preisdruck ist hoch, die Margen werden kleiner. Von der Einzel-Rose ab 5 Euro über gebundene Sträuße mit Chrysanthemen, Gerbera oder Nelken zwischen 12,95 und 20 Euro bringt er an die Vertragspartner in Kommission. „Es sind ein paar hundert Sträuße, die wir binden.“ Es ist ein steter Kampf gegen Massenware aus dem Osten und das schlechte Image der „Blumen von der Tanke“. „Wir setzen auf hochwertige Ware und fachkundiges Floristenhandwerk“, sagt Weiss. Blumensträuße seien immer Geschmacksache, der Unterschied zu Billigprodukten sei aber deutlich. „Aber wer glaubt, dass Floristen sich eine goldene Nase verdienen, täuscht sich – da machen Parfümerien oder Gastrobetriebe sicher einen besseren Schnitt.“ Besser als der Valentinstag laufe übrigens immer noch der Muttertag. Weil man Mama lieber hat als die Liebste? Nein, sagt Weiss: „Nicht jeder hat eine Frau oder Freundin, aber jeder hat eine Mutter.“

Romantische Orte im Rems-Murr-Kreis

Zugegeben, das Wetter war dieser Tage ziemlich unwirtlich, erst jetzt zum Valentinstag gibt es Nachmittagssonne satt. Aber wer nicht aus Zucker ist, kann auch im Februar romantische Momente in der Natur verbringen. Die Sonne geht derzeit gegen 7.30 Uhr auf - mit frischen Brötchen, heißem Kaffee und einer kleinen Valentinstagsüberraschung im Gepäck kann der Sonnenaufgang zu einem schönen Erlebnis werden. Am kleinen Rossberg in Winnenden, vom Korber Kopf aus, dem Remstalkino in Weinstadt, vom Riesberg in Murrhardt oder von der Aussichtsplattform am Fellbacher Kappelberg bietet sich ein hervorragendes Panorama übers Tal – und die Gelegenheit, sich zu wärmen, während die ersten Sonnenstrahlen sich über das Nebelmeer tasten.

XL-Popcorn und Sekt im Kino Wem das immer noch zu kühl ist, der findet auch im Warmen romantische Orte. Da wäre zum Beispiel der Klassiker Restaurant – der Rems-Murr-Kreis bietet eine breite Vielfalt davon. Exotisch bis gutbürgerlich, einfach lecker bis exquisit-sterneprämiert. Wem lieber der Sinn nach Nervenkitzel und Kinosessel steht, kann den Valentinstag auch im Kino Universum Backnang abschließen. Das dortige Team bietet ein Valentinstags-Menü an. Für 14,50 Euro – zusätzlich zu den Kinotickets – gibt es einen XL-Popcorneimer und zweimal Sekt, Weinschorle oder Aperol.

Köstlichkeiten aus regionaler Erzeugung

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Nun haben große Süßwarenhersteller bekanntermaßen ein unendlich großes Sortiment an herzförmigen Pralinen und dergleichen. Wer etwas Besonderes aus regionaler Herstellung verschenken möchte, findet im Rems-Murr-Kreis auch das. Der kleine Waiblinger Laden „Sinnlichkeit in Schokolade“ zum Beispiel hat nicht nur herzförmige Pralinen mit Kirsch-Aronia-Füllung oder Himbeer-Marzipan im Sortiment, sondern – für jene, die es herzhafter oder hochprozentig mögen – auch eine gute Auswahl an Whisky, Gin, Cognac oder Gewürzen und Ölen. Auch bei Ullis Confiserie in Winnenden und Fellbach ist man gut für den Valentinstag aufgestellt. „Wir haben zum Beispiel handgemachte Pralinenschalen aus fair gehandelter Vollmilchschokolade“, erklärt Chefin Ulrike Maurer. Diese wird auf Wunsch mit Schokotrüffeln gefüllt – beispielsweise in den Geschmacksrichtungen Himbeer-Zartbitter, Karamell mit Salz oder Muskattrollinger.

Wenn sich ein Kuss doppelt lohnt

Schlösser und Burgen gibt es zwar auch im Rems-Murr-Kreis, mit einem von den staatlichen Schlössern und Gärten verwalteten Kulturdenkmal aber kann der Landstrich zwischen Remstal und Backnanger Bucht nicht dienen. Glücklicherweise ist es in den Nachbarkreis Ludwigsburg nur ein Katzensprung. Für Liebespaare kann sich ein Ausflug lohnen: Für alle, die sich an der Kasse einen Kuss geben, gibt es die ganze Woche über freien Eintritt in den geschichtsträchtigen Prunkbau.

Die romantische Valentinsaktion „Küss mich! Im Schloss“ hat wegen Corona zwei Jahre pausiert, jetzt darf wieder munter geknutscht werden. Und es gibt sogar noch etwas zu gewinnen: Pärchen, die bis 21. Februar ein Selfie vor dem Schloss mit dem Hashtag #KüssmichimSchloss auf ihrer eigenen Facebook-Seite oder auf Instagram posten, nehmen an einer Verlosung teil. Und wenn sie Glück haben, dann gewinnen sie entweder ein Candle-Light-Dinner für zwei Personen auf Schloss Heidelberg oder zwei Tickets für ein Open-Air-Konzert in einem der Monumente im Ländle.

Wer war eigentlich dieser Valentin? Schwierige Frage. In die romantisch verklärte Legende vom Schutzheiligen aller Liebespaare sind wohl die Lebensläufe diverser Märtyrer geflossen, nicht wenige Forscher glauben, dass die Leidensgeschichte vom Priester, der auch Soldaten traute, denen das Heiraten verboten war, erfunden ist. Denn zum einen gab es gleich mehrere frühchristliche Heilige, die Valentinus hießen, zum anderen drückte die römisch-katholische Kirche bei der Wahrheitsfindung durchaus auch mal ein Auge zu, wenn es hübsche Reliquien gab und die Story stimmte. Sicher ist, dass im Jahr 269 ein römischer Priester namens Valentin den Märtyrertod erlitt. Ein kirchlicher Gedenktag wurde zwei Jahrhunderte später zwar von Papst Gelasius eingeführt, im Jahr 1969 aber aus dem römischen Generalkalender gestrichen. Die romantische Tradition, sich einen Schlüssel zum Aufschließen des Herzens zu schenken, stammt aus dem England des 18. Jahrhunderts. Herzen, Tauben und die Figur des geflügelten Liebesboten Cupido lösten den Schlüssel als Symbol ab. Allerdings: Bekannt sind solche Schlüssel auch als Geschenk an Kinder, um Epilepsie abzuwehren – sie wird schließlich auch als „Sankt-Valentins-Krankheit“ bezeichnet.