Neuer Schwung für die Anti-Atom-Arbeit: Roland Blach (Mitte) in Oslo mit dem Kernwaffengegner Ulrich Gottstein (links). Foto: Schlesener

Der 48-jährige Marbacher Roland Blach hat in Oslo mit seinen Mitstreitern von der Abrüstungs-Initiative Ican den Friedensnobelpreis erhalten. Im Interview erklärt er, was ihn dabei so berührt.

Marbach/Oslo - Seit 20 Jahren kämpft er gegen Atomwaffen und ist Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft in Baden-Württemberg. Am Sonntag war der 48-jährige Marbacher in Oslo – um mit 250 Mitstreitern der Atomabrüstungs-Initiative Ican die höchste Auszeichnung für einen Friedensaktivisten zu empfangen.

 
Herr Blach, wie fühlt es sich an, in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Barack Obama oder Nelson Mandela zu stehen, die den Friedensnobelpreis erhalten haben?
Ohne mich mit diesen Persönlichkeiten vergleichen zu wollen – das ist eine große Ehre. Wir sind hier mit gut 250 Menschen aus allen Kontinenten angereist, und jeder ist Teil des Friedensnobelpreises. Ich bin überwältigt, und die Reden haben mich tief im Herzen bewegt. Unsere Organisation ist 1892 gegründet worden, die Mitbegründerin Bertha von Suttner hat Alfred Nobel mit dazu angestiftet, den Friedensnobelpreis ins Leben zu rufen.
Wie haben Sie die Preisübergabe erlebt?
Nur wenige Aktivisten von Ican durften mit ins Rathaus. Normalerweise wird der Nobelpreis an wenige Menschen übergeben, bei so vielen Preisträgern mussten die meisten ins benachbarte Nobel Peace Center ausweichen. Aber wir waren mit Livemonitoren zugeschaltet. Es gab hier Standing Ovations, als ein Appell zur Überwindung der Atomwaffen an die Welt gerichtet wurde. In dem Nobel Peace Center wird auch eine Ausstellung über Ican eröffnet. Abends gab es einen Taschenlampenumzug durch Oslo und eine Feier, wo wir die führenden Köpfe von Ican getroffen haben.
Was bedeutet der Nobelpreis ganz persönlich für Sie und Ihre Arbeit?
Ich fühle mich stark motiviert, mit meinen Mitstreitern für das Ende der Atomwaffen weiter zu streiten und die Politiker aller Länder davon zu überzeugen. Es gibt jetzt durch die Nobelpreisverleihung eine begeisterte Stimmung und große Aufmerksamkeit in den Medien für das Thema. Das müssen wir nutzen, in einem halben Jahr ist dieser Effekt wieder verschwunden.
Wie sehen Sie Ihre weitere Rolle darin in Deutschland und Baden-Württemberg?
Meine Aufgabe ist vielfältig: Als Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK bin ich die Schnittstelle etwa zu der Organisation „Mayors for Pease“, ich organisiere die Kampagne mit und mache natürlich meine tägliche Arbeit in der Friedensgesellschaft. Die Preisverleihung ermutigt und bestärkt mich in der Hoffnung, dass wir unser Ziel erreichen: eine atomwaffenfreie Welt.
Trotz Donald Trump, Kim Jong Un und anderen Regenten am roten Knopf?
Wenn wir mit dem Schwung des Nobelpreises den Druck in Deutschland, Europa und der ganzen Welt aufbauen können, wird das Ende des Atomzeitalters eingeläutet. Der Nobelpreis belebt die Bewegung neu.
Wann fliegen Sie wieder zurück? Wird dann in Deutschland noch gefeiert?
Am Montag brechen wir von Oslo auf kehren zurück nach Deutschland. Natürlich feiern wir noch einmal groß, privat mit Freunden und mit den Mitstreitern. So eine Gelegenheit gibt es nie wieder. Wer hätte das vor 20 oder 30 Jahren gedacht, als wir für unsere Idee ausgelacht wurden?