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Seit gut zehn Jahren arbeitet der englische Dirigent Roger Norrington mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO). Am 16.3 wird er 75.

Stuttgart - Er hat den "reinen Ton", das Nicht-Vibrieren (Non-Vibrato) der linken Streicherhand, auch bei modernen Orchestern zur Zielvorgabe gemacht - seit gut zehn Jahren lebt der englische Dirigent Roger Norrington mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO) die Lust an der historisch informierten Interpretation klassischer und romantischer Musik aus. Am 16.3 wird der sympathisch-skurrile Charakterkopf unter Stuttgarts Dirigenten 75.

Herr Norrington, Sir Roger, freuen Sie sich auf Ihren Geburtstag?

Ach, es ist schrecklich, 75 zu sein - aber nicht mehr zu leben ist auch keine Alternative.

Gibt es einen Zeitpunkt, einen Ort, an den Sie gerne noch einmal zurückkehren würden - vielleicht auch, um etwas anders zu machen?

Als Kind wollte ich Schauspieler werden.

Das sind Sie ja dann auch geworden.

Hey, dieser Humor ist meiner, ich bin hier der Engländer! Aber im Ernst: Ich habe diesen Berufswunsch, als ich studierte, erst einmal vergessen. Ich spielte Geige, sang Tenor, begann zu dirigieren. Dann musste ich mich entscheiden. Andere konnten eindeutig besser Geige spielen und besser singen als ich (singt laut im Falsett). Heute lasse ich halt andere für mich singen und Geige spielen, und ich darf ein bisschen zaubern.

Hat Sie auch die Macht gereizt?

Natürlich, auch. Aber im Zentrum steht die Musik. Wenn ich sie habe, vergesse ich all diese blöden Einrichtungen unserer Welt: Steuern, Schwiegermütter, Scheidungen, Mückenstiche. Ich empfinde es als eine der größten und schönsten Aufgaben eines Dirigenten, das Leben seiner Musiker besser zu machen.