Robert de Niro ist einer der wandelbarsten Schauspieler Hollywoods. Am 17. August 2023 wird der siebenfache Vater 80 Jahre alt. In Rente plant er nicht zu gehen.
Vier Worte – „You talkin’ to me?“ – von Robert de Niro genügen, um in die Filmgeschichte einzugehen. Vier Worte aus dem düsteren Drama „Taxi Driver“, in dem de Niro 1976 den an Schlaflosigkeit und Einsamkeit krankenden Taxifahrer Travis Bickle spielt. Erneut beweist der damals 33-Jährige sein schauspielerisches Talent und avanciert endgültig zum Weltstar.
Am 17. August 1943 kommt Robert de Niro junior in ärmlichen Verhältnissen in New York auf die Welt. Seine Eltern trennen sich früh, der kleine de Niro hat keine Lust auf Schule, nur auf die dortige Theatergruppe. Hier entdeckt er die Liebe und Leidenschaft für die Schauspielerei.
Leidenschaft für die Schauspielerei
Irwin Winkler, Produzent von „The Irishman“, dem dreieinhalb-Stunden-Epos aus dem Jahr 2019, hatte im Laufe der Jahrzehnte mehrfach mit de Niro zusammengearbeitet und dessen Leidenschaft für die Schauspielerei bewundert. In einem Interview 2019 mit dem Branchenmagazin „Variety“ erinnert sich Winkler an den jungen Schauspieler: 1971 wollte Al Pacino lieber den Paten spielen und seine Rolle in „Wo Gangster um die Ecke knallen“ wurde frei. Robert de Niro sprang ein. De Niros Filmfigur hatte italienische Wurzeln und deshalb wollte de Niro, ein überzeugter Method-Acting-Schauspieler, zu Studienzwecken eine Weile in Italien verbringen, um bei den Dreharbeiten möglichst authentisch zu wirken. Winkler lehnte ab, weil das Budget einen solchen Aufenthalt nicht hergab. Aber de Niro teilte ihm mit, dass er gehen würde – auf eigene Kosten.
Wandelbarer Schauspieler
Obwohl die Rollen der Gangster an ihm haften, der schiefe Blick zu seinem Markenzeichen geworden ist, ist de Niro ein wandelbarer Schauspieler. Wirkt er in „Der Pate II“ (1974) abgebrüht, ist er in „Taxi Driver“ sensibel und völlig aus der Spur geraten. 40 Jahre später spielt er in „Man lernt nie aus“ (2015) herzzerreißend einen 70-jährigen Praktikanten. Er kann Gangster sein, Brutalo, er kann eine traurig-schaurige Gestalt sein, wie in „Mary Shelley’s Frankenstein“ (1994), beängstigend sein wie in „The Fan“ (1996) oder auch lustig wie in „Meine Braut, ihr Vater und ich“ (2000). Er wagt sich an viele Genres – nicht immer mit Erfolg. Wer so viele Filme gedreht hat wie er, landet auch mal einen Flop. Und so fiel „The Comedian“ (2016) bei der Kritik durch und nach seinem Regiedebüt von 1993 „In den Straßen der Bronx“ dauerte es 13 Jahre, bis er wieder hinter die Kamera stand.
Zahlreiche Auszeichnungen
Seine Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Acht Mal war de Niro für den Oscar nominiert. Zwei Mal hat er ihn gewonnen, 1975 für seine Nebenrolle in „Der Pate II“ und 1981 für die Hauptrolle in „Wie ein wilder Stier“. Zahlreiche andere Auszeichnungen hat er ebenso erhalten, ein Stern auf dem Walk of Fame trägt seinen Namen.
Eine sehr persönliche und emotionale Arbeit für de Niro ist „Remembering the Artist“ (2014). Die HBO-Produktion ist ein Film über seinen Vater Robert de Niro senior. Robert de Niro senior war Maler. Seine Arbeiten werden zwar von mehreren Galerien ausgestellt, Peggy Guggenheim ist von ihm begeistert, doch Anerkennung bleibt ihm letztlich verwehrt und genug Geld kommt auch nicht zusammen. Erschwerend kommt sein innerer Kampf hinzu, er sorgt sich um seine geistige Gesundheit, und er kämpft einen damals einsamen Kampf: Er ist homosexuell. Als de Niros Vater 1993 stirbt, hinterlässt er mehrere Tagebücher. De Niro liest darin von den „Dämonen“, mit denen sein Vater kämpfte. Wie sehr er kämpfte, war dem Sohn nicht bewusst. Mit dem Film wollte er ihm die fehlende Anerkennung zuteilwerden lassen.
Kein Ruhestand in Sicht
Nun feiert de Niro seinen 80. Geburtstag und muss sich nichts mehr beweisen. Er kann machen, was er will. Und er will. 2023 kam „Und dann kam Dad“ in die Kinos, eine sechsteilige Netflixproduktion ist angekündigt. Er ist Geschäftsmann und im April mit 79 Jahren zum siebten Mal Vater geworden.