Der britische Popstar Robbie Williams singt auf seinem Album „Swings Both Ways“ auch für seine Tochter. Foto: Universal

Neben Duetten mit Michael Bublé, Lily Allen und Olly Murs bietet Robbie Williams auf seinem neuen Album sechs selbst geschriebene Songs. Zum Interview in London kommt er im Pulli mit Katzenaufdruck an den Ärmeln und erzählt von Diätfrust, Heulattacken und Männerfeindschaften.

Neben Duetten mit Michael Bublé, Lily Allen und Olly Murs bietet Robbie Williams auf seinem neuen Album sechs selbst geschriebene Songs. Zum Interview in London kommt er im Pulli mit Katzenaufdruck an den Ärmeln und erzählt von Diätfrust, Heulattacken und Männerfeindschaften.
Mr. Williams, Sie sind aber ganz schön grau geworden!
Schön, dass Ihnen das auffällt! Ich weiß noch, als ich mit 30 in den Spiegel schaute und mit Schrecken die ersten grauen Haare auf meinem Kopf entdeckte. Damals passte mir das noch nicht in den Kram. Aber mit fast 40 ist es an der Zeit, zu den ergrauten Schläfen zu stehen.
Passt das denn zum Image eines Popstars?
Ach, ich bin ja mittlerweile eher der Elder Statesman des Pop! Allein durch die Tatsache, dass ich das schon eine ganze Weile mache. Letztendlich trägt meine Frau eine Mitschuld daran. Ayda war es, die vorschlug, dass ich mir doch vorne ein paar Strähnen heller färben könnte. Um zu Hause meine Ruhe zu haben, habe ich zugestimmt. Aber mir gefällt es. Ich denke, ich werde meine Haare jetzt immer so tragen.
Sie haben in der Vergangenheit oft mit Ihrer Karriere gehadert. Wie ist das heute?
Ich bin in einer Phase, in der ich realisiere, wie viel Glück ich habe. Es ist wundervoll, dass ich diesen Lifestyle leben darf. In der Vergangenheit muss sich mein Jammern fast schon undankbar angehört haben. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich fühle mich gesegnet, meinen Lebensunterhalt mit einem Hobby verdienen zu können. Denn ich hätte das alles auch ohne Geld gemacht. Aber das muss ich nicht.
Was hat sich denn da in Ihnen verändert?
Das Scheinwerferlicht, das mich über die Jahre so intensiv beleuchtete, macht mich nicht mehr so nervös und scheint weniger aufdringlich. Da war immer so was wie eine böse, dunkle Macht seitens der Medien, die dafür sorgte, dass ich meinen Popstartraum nicht richtig genießen konnte. Aber wenn die Scheinwerfer weniger grell sind, dann ist Showbiz purer Spaß! Es ist verrückt, skurril und launenhaft. Du bist kreativ, du spielst vor Publikum, und du machst auch noch Geld dabei! Hallo? Ich wäre doch ein totaler Dummkopf, würde ich dieses Glück nicht endlich umarmen!
Mit „Go Gentle“ haben Sie ein Lied für Ihre Tochter Teddy geschrieben. Ironischerweise ist es vielleicht Ihr erster Song, von dem sich auch Männer direkt angesprochen fühlen.
Ja, das ist schon komisch. Als ich neulich bei einer Radiostation zu Besuch war, schickten Väter E-Mails, in denen sie offenbarten, dass sie zu dem Song weinen mussten.
Ist das für Sie ein besonderes, vielleicht auch neues Gefühl, für Ihre Musik nun offiziell Anerkennung von Männern zu erhalten?
Oh ja. Das Aha-Erlebnis hatte ich aber zuvor schon auf privater Ebene. Chris, ein guter Freund von mir, ist vor kurzem Vater geworden. Er war bei mir in Los Angeles, und es war der erste Geburtstag von Teddy. Ich bat ihn, mit mir in mein kleines Studio zu kommen, um ihm etwas vorzuspielen. Ich legte also „Go Gentle“ ein, irgendwann guckten wir uns beide an und haben einfach nur losgeweint. Ich bin froh, dass unsere Frauen in dem Moment nicht reingekommen sind. Man muss dazu wissen, dass Chris ein stattlicher Kerl von 1,95 Metern ist! In dem Moment dachte ich nur: Wenn das bei ihm und mir funktioniert, dann auch bei anderen Männern.
Sind Sie so sentimental?
Es ist zumindest momentan in bestimmten Situationen schwer für mich, das Lied zu singen oder über Teddy zu sprechen, ohne dass ich Gefühlsausbrüche habe. Wenn ich müde oder gerade etwas sensibler unterwegs bin, dann merke ich, dass ich oft kurz vor den Tränen bin. Das ist jetzt schon einige Male passiert. Aber ich hoffe, das hört bald wieder auf. So einen Robbie will doch keiner!