Mit einem Festakt am Samstag und dem Tag der Vielfalt am Sonntag beging das Wohnstift das 40-Jahr-Jubiläum. Foto: Rüdiger Ott

1972 wurde das Wohnstift mit den drei Blöcken bezogen. Um das zu feiern, schaute allerlei Prominenz vorbei.

Sillenbuch - Anfangs war es so manchem Riedenberger nicht ganz geheuer, was da aus dem Boden in den Himmel wuchs. Der Flecken lag noch recht unberührt da, nur allmählich kroch die geschäftige Landeshauptstadt über den Rand des Talkessels. Neue Häuser und Straßen wurden gebaut. Anfang der 70er-Jahre war das. Auf der anderen Seite des Eichenhains entstand gerade die Wohnstadt Asemwald mit seinen drei Hochhäusern. Nur ein Jahr später waren auch die drei Blöcke des Wohnstifts Augustinum bezugsfertig. 1972 wurden Koffer und Möbel der künftigen Bewohner in die Appartments getragen.

40 Jahre ist das her, und das feierten die Augustinum-Bewohner am vergangenen Samstag mit einem Festakt. Am Sonntag folgte mit dem Tag der Vielfalt, an dem rund ums Wohnstift für Großeltern, die erwachsenen Kinder sowie die Urenkel einiges geboten war. Die Freiwillige Feuerwehr Riedenberg rückte an und sicherte die Kleinen beim Kistensteigen. Die Großen spielten Tombola oder trafen sich im Festzelt.

Münchner Pfarrer ist Gründer

„Wir in Stuttgart feiern in diesem Jahr ein Doppeljubiläum“, sagte der Stiftsdirektor Markus Burgmaier beim Festakt am Samstag. Denn nicht nur hat das Riedenberger Augustinum mit seinen 40 Jahren inzwischen das Schwabenalter erreicht. Vor 50 Jahren wurde zudem das erste Wohnstift am Stammsitz in München eröffnet. Inzwischen gibt es 22 Standorte, an denen in ganz Deutschland rund 7200 Menschen betreut werden. Knapp 2600 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Der Münchner Pfarrer Georg Rückert ist der Gründer der Augustinum-Stiftung. Schon 1955 eröffnete er ein Internat, in dem die Kriegswaisen unterrichtet werden sollten. Aber auch um ältere Menschen wollte er sich kümmern, wurden diese in der damaligen Zeit doch oftmals in Mehrbettzimmern betreut. Also plante er mehrere Ein- oder Zweizimmerwohnungen in einem Gebäude, und wer sich nicht mehr selbst versorgen konnte, der wurde gepflegt.. Von Anfang an spielte auch das kulturelle Angebot eine wichtige Rolle, im Riedenberger Stiftstheater etwa werden regelmäßig Konzerte aufgeführt, Filme gezeigt oder Diavorträge gehalten. Heute ist betreutes Wohnen längst zur Normalität geworden. „Damals war das eine Revolution“, sagte Eva Maria Lettenmeier, die Geschäftsführerin aller Wohnstifte.

„Die Idee, hier zu bauen, war schon vor 40 Jahren gescheit“, sagte Stuttgarts Oberbürgermeiser Wolfgang Schuster. Der demografische Wandel stelle die Gesellschaft vor eine große Herausforderung. „Und das Augustinum ist eine gute Alternative zur Großfamilie.“ Gleichzeitig warb er nicht nur dafür, „dass wir ältere Menschen unterstützen“. Auch die Senioren könnten den jüngeren Menschen helfen. Gerade in einer Stadt, die so viele Hightech-Firmen beheimatet, müssten die Kinder und Jugendlichen aus sogenannten bildungsfernen Schichten unterstützt werden. Schuster warb dafür, dass Senioren bei Hausaufgaben helfen oder Kindergartenkindern aus Büchern vorlesen. Auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Gründung befindet sich die Augustinum-Gruppe auf Wachstumskurs. 2010 wurde auf dem Killesberg das 22. Wohnstift bezogen. Das 23. wird derzeit in Meersburg am Bodensee gebaut, im Frühjahr 2013 soll es fertig sein.