Das Wasser steigt, der Sauerstoff wird knapp. Die Situation der in der Tham-Luang-Höhle eingeschlossenen Jugendlichen ist katastrophal. Vor allem die hygienischen Zustände sind nach Berichten von Rettern „erbärmlich“.
Chiang Rai/Stuttgart - Aus der teils überfluteten Höhle in Thailand sind am Montag (9. Juli) vier weitere Jungen herausgeholt worden. Das sagte ein Mitarbeiter des thailändischen Spezialkommandos, das federführend an dem Rettungseinsatz beteiligt ist. Damit wurden bislang acht der Jungen aus dem Höhleninneren ins Freie gebracht.
Am zweiten Einsatz zur Rettung der Jungen und ihres Fußballtrainers aus der Höhle waren dieselben Taucher beteiligt, die am Sonntag vier der Jungfußballer aus der Höhle geholt hatten. Die zwölf Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren sowie ihr 25-jähriger Coach waren nach einem Trainingsspiel am 23. Juni bei einer Erkundungstour in der Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non von plötzlichem Starkregen überrascht worden. Seitdem sitzen sie im Inneren des Höhlenkomplexes, rund vier Kilometer vom Eingang entfernt fest.
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Das Rettungsteam pumpt weiter so viel Wasser wie möglich aus der Höhle heraus. Rund 120 Millionen Liter waren es allein in der vergangenen Nacht – ungefähr 1,6 Millionen pro Stunde.
Die Gruppe ist in der kleinen Höhlenkammer zusammengepfercht, die etwa acht Meter lang und drei Meter breit ist. Und das seit mehr als zwei Wochen. Die hygienischen Zustände seien „erbärmlich“, berichtet die thailändische Zeitung „The Nation“. Sollte der Wasserspiegel weiter steigen, blieben nur knapp zehn Quadratmeter als Zuflucht.
Wie steht es um die Hygiene?
Die Hygiene gehört zu den drängendsten Problemen, mit denen die Gefangenen umgehen müssen. Sie müssen sich auf engstem Raum erleichtern. Bakterien, Viren und Pilze haben begonnen, sich in der Kammer auszubreiten. Die Feuchtigkeit weicht die Haut der Kinder auf. Dadurch können Schmutz und Schlamm eindringen und Entzündungen verursachen. Mindestens zwei Jugendliche und der Trainer sollen bereits an einer Infektion leiden.
„Die sichere Entfernung und Entsorgung ihres Fäkats ist wichtig, um über die Infektionskontrolle in der sehr geschlossenen Umgebung nachzudenken, in der sie sich befinden“, sagt der neuseeländische Mediziner Sarb Johal. „Es kann auch andere Infektionsquellen im unterirdischen Höhlensystem geben, die eine Bedrohung darstellen könnten, insbesondere wenn ihr Immunsystem durch Mangelernährung und Schlafmangel beeinträchtigt ist.“
Woher bekommen sie Trinkwasser und Nahrung?
Überall Dunkelheit, Matsch, Feuchtigkeit. Der Proviant, den sie dabei hatten, war sehr bald aufgezehrt, nachdem die jungen Sportler eingeschlossen waren. Sie tranken das Wasser, das von den Stalaktiten in der Höhle tropfte.
Seitdem sie gefunden wurden, werden die Jugendlichen und ihr Trainer von Tauchern mit Nahrung, Medikamenten und Wärmedecken versorgt. Die Speisen enthalten eine Extraportion an Eiweiß.
Wie eng ist es in der Höhle?
Die engste Passage auf dem Weg aus der Höhle ist knapp 40 Zentimeter hoch. Einige Passagen wurden schon geweitet, damit die Taucher mit ihren Sauerstoffflaschen durchkommen. Die Höhle besteht großteils aus Kalkstein. Die Retter fürchten, dass die Schächte in sich zusammenbrechen, wenn mehr Gestein entfernt wird.
Von Juni bis November herrscht Regenzeit in Thailand. Das Regenwasser dringt durch das Gestein in die Höhle ein, rasch kann der Wasserstand steigen. Das Wasser ist aber nicht die einzige Sorge, die die Helfer plagt. Am Zufluchtsort der Jungen wird der Sauerstoff knapp. Von normal 21 Prozent sank er bereits auf 15 Prozent.
Werden die Jugendlichen für den Tauchgang ruhig gestellt?
Der dänische Taucher Ivan Karadzic, der an der Rettungsaktion beteiligt ist, erklärt: „Die Jungen wurden medizinisch betäubt, damit sie nicht in Panik geraten.“ Die Kinder seien jedoch nicht vollständig anästhesiert gewesen, sondern nur soweit, dass sie nicht in Panik geraten konnten. Die Geretteten seien auf dem Weg aus der Höhle an die Taucher gebunden gewesen. Nach offiziellen Angaben sind 18 Taucher bei der Rettungsaktion im Einsatz, 13 davon sollen ausländische Spezialisten sein.