Zellengang in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim: Wer eingesperrt wird, hat meist auch eine ungünstige Sozialprognose und wird daher später öfter rückfällig Foto: dpa

Wer einmal auf die schiefe Bahn gerät, kommt nur schwer davon wieder herunter – auch in Baden-Württemberg. Aber die Bewährungshilfe im Land weiß auch Positives zu berichten.

Stuttgart - Trotz aller Bemühungen der Justiz ist der Anteil der Wiederholungstäter in den letzten zehn Jahren gestiegen – auch in Baden-Württemberg. Wie das Stuttgarter Justizministerium auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, hatten im Jahr 2017 rund 48 Prozent aller Verurteilten bereits mindestens eine Geld- oder Freiheitsstrafe auf dem Konto. 2007 waren es 46 Prozent.

„Frustrierendes Geschäft“

„Resozialisierung ist ein schwieriges und oft genug frustrierendes Geschäft“, kommentierte Landesjustizminister Guido Wolf (CDU) die Zahlen. Dennoch dürfe man nicht nachlassen, „denn mit jeder gelungenen Resozialisierung verbessern wir die innere Sicherheit im Land“. Mut mache, so Wolf weiter, dass der Anteil der Wiederholungstäter im Südwesten niedriger sei als in anderen Bundesländern. Bundesweit waren es im Jahr 2016 rund 52 Prozent. In Thüringen ist der Anteil seit 2007 sogar von 48 auf 58 Prozent gestiegen, während es in Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren immerhin einen leichten Rückgang gab. „Unser Anspruch muss sein, dass die Zahl der Wiederholungstäter weiter sinkt“, so Wolf.

Sex-Täter werden selten rückfällig

Zuständig für Resozialisierung ist im Land vor allem die Bewährungs- und Gerichtshilfe: 1080 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter betreuen derzeit 17 600 Personen, die auf Bewährung draußen sind. Bei fast jedem fünften Straftäter (19 Prozent) werde die Bewährung widerrufen, weil er gegen die Auflagen oder erneut gegen Gesetze verstoßen habe, so die Sprecherin der Bewährungshilfe, Severine Hausmann. Ihren Angaben zufolge werden allerdings nur wenige Straftäter einschlägig rückfällig: „Es ist ein großer Unterschied, ob einer das gleiche Delikt begeht oder nur beim Schwarzfahren erwischt wird.“ Mit die niedrigste Rückfallquote haben Sex-Täter . Laut bundesweiten Studien begehen nur drei Prozent der Verurteilten ein weiteres Sexualdelikt. Dies liege auch daran, so Hausmann, dass solche Täter sehr intensiv betreut würden. Die höchsten Rückfallquoten gibt es bei schweren Formen des Diebstahls, wie eine bundesweite Untersuchung ergeben hat.