Richard Sigel hat sich in der Kreistagssitzung in Fellbach erklärt. Foto: Gottfried Stoppel

Im kommenden Jahr endet die Amtszeit von Richard Sigel. Wohl selten zuvor gab es einen so breiten Konsens im Rems-Murr-Kreistag, dass der alte auch der neue Landrat sein sollte.

Am Montag hat Richard Sigel in der Kreistagssitzung in der Fellbacher Schwabenlandhalle das allseits erhoffte Bekenntnis abgegeben: Ja, er stehe nach acht Jahren als Landrat für eine zweite Amtsperiode zur Verfügung. Er habe dem Kreistag vor seiner ersten Wahl eine langfristige Zusammenarbeit versprochen, sagte Sigel, der keiner Partei angehört, und „zu diesem Versprechen stehe ich“. So mancher hatte bis dahin befürchtet, dass der 45-Jährige zu Höherem berufen oder Lockrufen aus der Wirtschaft erliegen würde.

Ein Gegenkandidat ist bisher nicht in Sicht

Seine Wiederwahl am 8. Mai scheint hingegen eine reine Formsache zu sein, denn keine der größeren Fraktionen im Rems-Murr-Kreistag wird wohl einen Gegenkandidaten aufstellen. Im Gegenteil: Richard Sigel erntet über die Parteigrenzen hinweg ein einstimmiges Loblied.

Er habe vom Start seiner Amtszeit weg wegen der damals schon hohen Flüchtlingszahlen direkt in den Krisenmodus schalten müssen und den Kreis bisher gut durch diese und weitere überlagernde von Außen kommende Schwierigkeiten geführt, sagt der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Armin Mößner, über den amtierenden Landrat. Besonders schätze er an seiner Person, „dass er integrierend wirkt, menschlich ist, die Städte und Gemeinden bei den sich stellenden Themen mitnimmt, ein Landrat zum Anfassen und vor Ort im Kreis präsent ist“, fasst Mößner zusammen. Und: Er integriere zwischen den Altkreisen mit einem von ihm ausgerufenen „Rems-Murr-Spirit“, so der Murrhardter Bürgermeister.

Ganz ähnlich sieht das auch der Vorsitzende der Freien Wähler im Kreis, der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Auch er lobt Sigel als Krisenmanager, der in unterschiedlichen Situationen stark gefordert worden sei und diese „mit Bravour“ gemeistert habe. „Wir wissen seine Arbeit sowohl fachlich wie menschlich zu schätzen sowie insbesondere auch seinen transparenten Umgang mit den Themen“, sagt Friedrich und spricht dabei im Namen seiner Fraktion

Das „volle Vertrauen“ genießt Sigel auch bei der Kreistagsfraktion der Grünen. Mit vielen Dingen, die man als selbstverständlich empfinde, sei der Kreis auch dank seines Einsatzes weit vorn, sagt die Fraktionsvorsitzende Christina Besa und nennt die Entwicklung der kreiseigenen Klinik als Beispiel. Die Grünen freue zudem sehr, dass ihm die Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien ein echtes Anliegen seien und der Kreis auch hier in vielen Bereichen innovativ unterwegs sei. Sigel arbeite lösungsorientiert und gebe „seit seinem Amtsantritt immer vollen Einsatz für den Rems-Murr-Kreis!“, so Besa. Sigel mache eine gute Arbeit, habe viele Projekte angestoßen, die er nun auch mit dem Kreistag zum Abschluss bringen sollte, sagt der Fraktionschef der SPD, Klaus Riedel. Sein Arbeitszeugnis für Sigel: „Er kommuniziert offen, zeigt sich selbstkritisch, seine Arbeit ist transparent, er zeigt Empathie, fördert erkennbar junge Leute in der Verwaltung und verteilt die Verantwortung auf mehrere Schultern, ohne die Führungsaufgabe zu vernachlässigen. Er ist immer ansprechbar.“

Und so verwundert es nicht, dass letztlich die FDP sogar mehr oder weniger für sich reklamiert, das Nachwuchstalent Sigel seinerzeit quasi entdeckt zu haben. Der Fraktionsvorsitzende Ulrich Lenk: „Unsere Fraktion hat Herrn Dr. Sigel vor acht Jahren als erste ermutigt, als Nachfolger von Landrat Fuchs zur Landratswahl anzutreten. Wir sehen heute keinen Anlass nach einem Gegenkandidaten Ausschau zu halten, weil sich unsere Erwartungen, die wir in ihn gesetzt haben, erfüllt haben.“

FDP: Erwartungen erfüllt

Richard Sigel

Privat
 Richard Sigel ist in Münsingen geboren und in Römerstein bei Bad Urach aufgewachsen, wo sein Vater lange Jahre Bürgermeister war. Der 45-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder, acht und elf Jahre alt.

Beruf
Der Jurist hat seine Laufbahn bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) begonnen, bevor er 2010 zum Landratsamt Rems-Murr wechselte, wo er drei Jahre lang als Dezernent für die Bereiche Verkehr, Recht, Ordnung und Verbraucherschutz zuständig war.  2013 wurde er vom dortigen Kreistag zum Dezernenten in Böblingen gewählt, wo er zwei Jahre die Bereiche Steuerung und Service verantwortete.

Landrat
 Im Mai 2015 wurde der parteilose Sigel mit 37 Jahren und 51 von 85 möglichen Stimmen im zweiten Wahlgang zum Landrat des Rems-Murr-Kreises gewählt. Gegenkandidaten waren der Kreisbau-Geschäftsführer Dirk Braune und der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt. Der Kreistag hat die Neuwahl des Landrats in seiner jüngsten Sitzung auf den 8. Mai festgelegt