Karl Steffan Foto: Gottfried Stoppel

Die Firma Bosch braucht flexible Mitarbeiter für die Montage. Daher schickt sie Azubis nach Thailand. Sie unterrichten dort sechs Wochen lang Kollegen – und Waisenkinder.

Waiblingen - Sawadee – Herzlich Willkommen. Diese thailändische Begrüßung dürfte vielen Azubis der Firma Bosch bald so flüssig über die Lippen gehen, wie das gewohnte „Grüß Gott“. Denn junge Frauen und Männer, die im Werk für Verpackungstechnik in Waiblingen eine Ausbildung zum Mechatroniker oder Elektroniker absolvieren, haben künftig die Möglichkeit, sechs Wochen in Thailand zu arbeiten. Dort baut das schwäbische Unternehmen seit dem vergangenen Jahr ein neues Werk auf, das Kunden im südostasiatischen Raum mit speziell auf ihre jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittenen Verpackungsmaschinen beliefern soll.

„Wir entwickeln und bauen Sondermaschinen, die unsere Kunden von uns fordern. Dafür brauchen wir sehr gut ausgebildete Facharbeiter“, sagt Reiner Steffan. Vor gut einem Jahr hat sich der 45-Jährige, der seit 30 Jahren bei Bosch arbeitet, im Auftrag seiner Firma mit seiner Frau und den drei Kindern gen Bangkok aufgemacht, um ein neues Werk aus dem Boden zu stampfen.

Das Gebäude ist mittlerweile komplett, die ersten Maschinen sind produziert worden – was Reiner Steffan noch dringend sucht, sind qualifizierte thailändische Mitarbeiter. „Ich habe viele Interviews geführt und sehr gute Leute gefunden, die motiviert und lernbereit sind. Aber häufig fehlen die Grundlagen.“ Denn in Thailand gibt es zwar Berufsschulen, aber kein duales System wie in Deutschland, so dass es häufig an der Praxis mangelt.

Nur gut, dass Reiner Steffan seinen Bruder Karl hat. Der 57-Jährige hält Bosch schon seit 1970 die Treue und ist seit zwölf Jahren der Leiter des Ausbildungszentrums Waiblingen und somit für den Nachwuchs zuständig. Praktische Erfahrungen könnten die deutschen Azubis reichlich vorweisen, sagt Karl Steffan, aber es hapere häufig an anderer Stelle: „Unsere Facharbeiter gehen oft auf Montage ins Ausland. Wenn sie keine Vorkenntnisse haben, bekommen sie dort einen Kulturschock. Es ist wichtig, dass wir unseren jungen Leuten Mobilität so früh wie möglich zeigen.“