9,4 Millionen Euro hat das Land an Unterstützung bereits konkret zugesagt, doch der Landkreis wird seinen Antrag auf einen Erweiterungsbau am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden wohl zurückziehen. Das hat triftige Gründe.
Der Plan ist schon seit einiger Zeit gefasst: Ein weiterer Kubus am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden soll dessen starkem Wachstum Rechnung tragen. Das Land Baden-Württemberg hat für die Errichtung des fünfstöckigen Gebäudes nicht nur längst die Genehmigung erteilt, sondern bereits eine konkrete Förderung zugesagt: 9,4 Millionen Euro sind bewilligt. Doch darauf wird der Landkreis als Träger der Kliniken vorerst verzichten. Der Kreistag wird am kommenden Montag in seiner Sitzung in Murrhardt aller Voraussicht nach einer entsprechenden Empfehlung des Klinik-Aufsichtsrats folgen.
Krankenhausreform des Bundes macht Pläne obsolet
Der Grund für den Rückzieher liegt in den Reformplänen des Bundesgesundheitsministers begründet, die unter anderem eine verstärkte Auslagerung gesundheitlicher Versorgungsleistungen aus dem stationären in den ambulanten Sektor vorsehen. Der als Haus D projektierte Neubau zwischen dem Haupthaus und dem Verwaltungsgebäude hätte den vom Landessozialministerium bereits als nachhaltig anerkannten Bedarf an zusätzlichen Betten befriedigen sollen.
Dieser Bedarf könnte aber jetzt möglicherweise an anderer Stelle gedeckt werden. Während der Corona-Zeit hatten die Kliniken dringend benötigte Betten zur Versorgung der Bevölkerung in einem kurzfristig erstellten Interimsbau aufgestellt, der in der Pandemie vor allem als Station für infizierte Patienten genutzt worden war.
Konzeption soll „angepasst“ werden
Das Landessozialministerium habe den Rems-Murr-Kliniken deshalb nun den Vorschlag unterbreitet, die Konzeption seiner Neubaupläne, wie es in einer Vorlage für den Kreistag heißt, „den aktuellen Gegebenheiten anzupassen“ und hierfür einen neuen Förderantrag einzureichen. Sprich: statt in dem angedachten Neubau vornehmlich Stationsbetten unterzubringen, die zusätzlichen Kapazitäten besser für andere Dinge zu nutzen. In Aussicht gestellt wird für ein „zukunftsfähig aufgestelltes Erweiterungskonzept“ nicht nur eine höhere Fördersumme als die bisher in Aussicht gestellten 9,4 Millionen Euro.
Im Gegenzug für die Rückgabe des ursprünglichen Förderbescheids für das Haus D würde auch eine verlängerte Nutzung des Interimsbaus mit seinen 72 Betten am Standort Winnenden akzeptiert und dieser voraussichtlich nachträglich mit zusätzlichen drei bis vier Millionen Euro durch das Land Baden-Württemberg gefördert, so die Signale aus Stuttgart. „Damit würde trotz Rückgabe des Förderbescheids ein großer Teil der Fördersumme beim Rems-Murr-Kreis verbleiben und die Rems-Murr-Kliniken entlasten“, so das Fazit der Kreisverwaltung. Der Kreistag wird sich diesen Argumenten am Montag wohl kaum verschließen können, zumal sich die ursprünglich mit 34 Millionen Euro kalkulierten Kosten für das Haus D mittlerweile auf 64 Millionen fast verdoppelt haben.
Neubaupläne in Schorndorf werden weiter verfolgt
An den Plänen für einen neuen Funktionsbau in Schorndorf wird der Kreis hingegen festhalten. Erst vor etwas mehr als zwei Wochen hat das Land eine 60-prozentige Förderung des mit rund 122 Millionen Euro kalkulierten neuen „Herzstücks der Klinik“ zugesagt, in dem neben der zentralen Notaufnahme unter anderem eine komplett neue Intensivstation und ein großer Operations-Trakt Platz finden sollen.