Jan Reich inmitten seines kleinen Materiallagers in Winterbach. Foto: Gottfried Stoppel

Jan Reichs kleines Reiseunternehmen bietet Erlebnisurlaube auf der ganzen Welt an. Für eine Schneeschuh-Tour durch die nordschwedische Wildnis hat er den Scandinavian Travel Award bekommen.

Winterbach - Wer sich in seinem Urlaub am liebsten an den Strand legt und das süße Nichtstun genießt, der wird bei dem kleinen Spezial-Reiseunternehmen Abenteuerreich aus Winterbach nicht fündig werden. Denn der Name ist Programm: Der Inhaber Jan Reich und seine Crew bieten Erlebnistouren an. Auf dem Wasser, in den Bergen, sommers wie winters, direkt vor der Haustür und in der Ferne. Seit etwa zehn Jahren und mit wachsender Fangemeinde. „Es ist zwar erstmal schon schwer, auf sich aufmerksam zu machen, aber dafür sehen wir 95 Prozent unserer Kunden wieder“, sagt Jan Reich.

Das Hobby zum Beruf gemacht

Der gebürtige Stuttgarter ist in einer Bergsteigerfamilie aufgewachsen. Immer weiter, immer höher gingen seine Touren. „Und schließlich habe ich die Bergwanderführerausbildung gemacht, um Geld damit zu verdienen“, erzählt Reich, der dann einige Zeit in der Bergschule eines Outdoorausrüsters gearbeitet hat. „Aber irgendwann waren mir die Berge zu wenig, ich wollte gerne das Wasser dazunehmen.“

Er ließ sich zum Kanuguide ausbilden und gründete sein Unternehmen Abenteuerreich. „Ein großer Vorteil war, dass ich schon ein weltweites Netzwerk hatte“, erzählt der mittlerweile 35-Jährige. Denn eines ist Jan Reich wichtig: „Ich arbeite nur mit Guides, die ich kenne und von denen ich weiß, dass sie es so machen, wie ich es haben möchte.“

Qualität abseits der Wege

Zwar sollen die Kunden unvergessliche Erlebnisse haben, ihre Sicherheit steht für Jan Reich trotzdem an erster Stelle. Deswegen sind die Gruppen immer klein und die Touren von den Guides vorher getestet. „Sie sollen sich nur noch auf die Gäste, und nicht auf das Gelände konzentrieren müssen“, erläutert er.

Ziel ist es, Touren abseits der üblichen Wege anzubieten. Trotzdem findet man im Katalog auch eine Besteigung der Zugspitze oder eine Alpenüberquerung. „Das möchten die Leute haben. Aber wir gehen dann nicht den überlaufenen Fernweg E 5, sondern wählen eine schöne Alternative“, sagt Reich, der die Erfahrung gemacht hat, dass Kunden erstmal bekanntes Terrain wählen, bevor sie sich auf Neuland einlassen.

Übernachten bei minus 25 Grad

Und da hat Abenteuerreich einiges zu bieten. Für eine neue Tour in Nordschweden ist das kleine Unternehmen erst vor kurzem auf der Reisemesse Essen mit dem Scandinavian Travel Award ausgezeichnet worden. Dabei wandern die Teilnehmer mit Schneeschuhen durch die winterliche Wildnis Nordschwedens und ziehen ihr Gepäck in speziellen Schlitten hinter sich her. Übernachtet wird in Zelten oder einfachen Schutzhütten. „Da tastet man sich schon an seine Grenzen heran, wenn es nachts minus 25 Grad hat und man Schnee schmelzen muss, um Wasser für die Wärmflasche im Schlafsack zu haben“, sagt Jan Reich. Spannend für ihn: Vor allem Frauen nehmen gerne an solchen Touren teil und erweisen sich als überaus zäh.

Für die extremen Touren, wie etwa die Besteigung des Kazbek, dem dritthöchsten Berg Georgiens, oder die Trekkingreise zum Mount-Everest-Basislager, müssen die Teilnehmer im Vorfeld angeben, ob sie die entsprechende Erfahrung mitbringen und welche Touren sie bereits gemacht haben. „Bisher mussten wir nie jemanden nach Hause schicken“, sagt Reich.

Das Abenteuer vor der Haustür im Fokus

Dem Winterbacher ist es immer wichtiger, nicht nur das Erlebnis in der Ferne, sondern auch vor der Haustür anzubieten. „Es gibt zum Beispiel eine ganz schöne Kanutour auf dem oberen Teil der Altmühl“, erzählt er. Zusammen mit einem Naturparkführer veranstaltet Reich im Remstal Exkursionen zu den Themen Wildkräuter, Wildobst und Pilze für Einsteiger. Auf seinem Gartengrundstück mit Waldanteil bietet er Übernachtungen im Baumzelt an. Dieses wird zwischen drei Stämme gespannt und hängt knapp zwei Meter hoch in der Luft. „Das möchte ich ausbauen, auch damit ich etwas mehr zu Haus bin“, sagt Reich, der eine kleine Tochter hat.

In den Anfangsjahren war er bei fast allen seinen eigenen Touren mit dabei, mittlerweile immerhin noch bei etwa 70 Prozent. Etwa 200 Tage im Jahr ist Jan Reich unterwegs. Wenig verwunderlich ist es da, dass es der 35-Jährige im eigenen Urlaub gerne etwas ruhiger angehen lässt, zum Schnorcheln und Tauchen ans Meer fährt oder Städtetrips macht. „Ich bin nach den Touren im Winter schon auch etwas erschöpft und muss mich vor der Sommersaison ausruhen“, erzählt er.