Filderkraut hat seine Fans, doch sie dürften regional überschaubar sein. Foto: SDMG/Krytzner

In trendigen Kochrezepten spielt Kraut eine untergeordnete Rolle. Doch unter dem Stichwort Regionalprodukt hält das Filderkraut nun Einzug in die Regale eines großen Discounters.

Filder - Da mögen ernährungsbewusste Zeitgenossen noch so sehr von der gesundheitsfördernden Wirkung des Krauts schwärmen: Dieses Gemüse schafft es einfach nicht, in die Ränge von Lifestyle oder Superfood aufgenommen zu werden. Es gilt weder als chic, modern noch zeitgemäß. Quinoa und Co. bekommen extra Werbestrecken oder werden in auffallenden Werberegalen platziert – das Kraut aber landet in dem Dosengehöft, in dem sich viel Nützliches befindet, aber letztlich nichts Spektakuläres: Erbsen, Bohnen, Mais, passierte Tomaten oder Ravioli.

Platz für eine Palette Filderkraut in Dosen

Doch nun hat einer dieser ganz großen Discounter neben den Krautvariationen, die er in all seinen Filialen in Deutschland und den Nachbarländern anbietet, zumindest bei einigen Niederlassungen ein bisschen Platz freigeräumt: für eine Palette Filderkraut in Dosen. Das gibt es nicht überall, und es kostet auch etwas mehr als das andere Kraut. Aber das ist ganz offensichtlich sowohl dem Verbraucher als auch dem Discounter die Sache wert. Discounter sind ja schließlich nicht in erster Linie Ernährungsberater, sie versprechen günstige Preise, indem sie mit einem strengen Produktmanagement arbeiten nach dem Motto: Weniger Vielfalt bedeutet mehr Übersicht und geringere Kosten. Dementsprechend hart kämpfen die Hersteller darum, ihre Produkte bei Aldi und Co. unterbringen zu können.

Regionalität gewinnt an Bedeutung

Die Unternehmenssprecherin von Aldi sagt: „Das Filder-Sauerkraut bieten wir in unseren Filialen im Stuttgarter Raum an.“ Zu Verkaufszahlen oder Anteil des Filderkrauts am Gesamtumsatz werden keine näheren Angaben gemacht. Gesprächiger wird die Unternehmenssprecherin, wenn es um die Unternehmensphilosophie geht, die hinter dieser Platzierung steckt: „Die Produktherkunft gewinnt zusehends an Bedeutung, und es wird unseren Kunden immer wichtiger, Produkte aus der Region zu kaufen. Unsere Kunden möchten wissen: Woher kommt mein Essen, und wie wurde es hergestellt? Entsprechend versuchen wir, wo immer möglich, unsere Produkte aus der Region zu beziehen.“ Und dann nennt sie einige allgemeine Zahlen: „Über das Jahr verteilt und aufaddiert über alle Regionen hinweg sind bei uns rund 2500 Artikel aus Deutschland zu finden. Davon sind etwa 330 Artikel mit dem sogenannten Regionalfenster gekennzeichnet.“ Das bedeutet: „Das Regionalfenster gibt Auskunft darüber, woher die Rohstoffe des Produktes stammen, wo das Produkt verarbeitet und verpackt wurde und – bei verarbeiteten Produkten – wie hoch der regionale Anteil ist.“

Gut für die Öko-Bilanz

Beim Kraut mag dies nicht so auffallen, da die Zahl der Käufer überschaubar ist. Bei Backwaren sieht das anders aus, zumal die Discounter da alle am selben Strang ziehen. „Im Bereich Backwaren arbeiten wir in fast allen Regionen mit regionalen Bäckereibetrieben zusammen, die uns täglich mit frischen Backwaren beliefern. Mit Emblemen wie ,Qualität aus Deutschland‘ oder ,Ernte aus Deutschland‘ kennzeichnen wir Produkte, deren Rohstoffe überwiegend und die Hauptzutat vollständig aus Deutschland stammen“, so die Unternehmenssprecherin.

Und dann wäre da noch die ökologische Komponente, die zunehmend an Bedeutung gewinnt: „Regionale Produkte punkten durch weniger CO2-Emissionen aufgrund kürzerer Transportwege. Zudem wollen wir mit dem Ausbau des regionalen Sortiments auch heimische Landwirte und Hersteller stärken.“ Dem Filderkraut-Fan kann das nur recht sein.