Zeigen die flexiblen Verkehrszeichen über der A 8 eines Tages nur noch Tempo 80 an? Foto: Leif Piechowski

Diskutieren Sie mit! Die Regionalversammlung arbeitet seit Jahren an der Frage, was der Auto- und Schienenverkehr im Ballungsraum bis zum Jahr 2030 braucht. Nun haben die Regionalräte auch festgelegt, was sie nicht wissen wollen.

Stuttgart - Seit 2012 werkeln die Regionalversammlung und der Verband Region Stuttgart am neuen Regionalverkehrsplan, mit dem Trassen für Straßen oder Schienen freigehalten, aber auch Vorhaben etwa zum Ausbau des S-Bahn-Taktes festgehalten werden sollen. Am Mittwoch diskutierten die Regionalräte im Verkehrsausschuss darüber, was sie an Maßnahmen noch untersuchen lassen wollen.

Nicht umstritten war unter anderem, dass die Runde wissen will, wie es sich aufs Verkehrsgeschehen auswirken würde, wenn man die VVS-Tarifzonen vereinfachte. Konkret soll untersucht werden, was passiert, wenn die Teilzonen innerhalb der Ringe drei bis neun aufgegeben würden. Auch die Wirkung von dynamischen Verkehrszeichen nicht nur auf der A 8, der A 81 oder der B 27, sondern auf allen vierspurigen Straßen der Region lässt der Ausschuss einmütig unter die Lupe nehmen.

Weniger Einigkeit herrschte beim Thema Geschwindigkeitsbegrenzung auf Straßen. Die Verwaltung wollte wissen, wie sich ein generelles Tempo 80 auf der A 8 zwischen Leonberg und Esslingen sowie auf der A 81 zwischen Leonberg und Ludwigsburg-Süd auswirken würde. Da hatte sie die Rechnung ohne die mit Abstand größte Fraktion der CDU gemacht. „Tempo 80 auf Autobahnen können wir uns ebenso wenig vorstellen wie Tempo 40 innerorts“, sagte Rainer Ganske, und der Verkehrsexperte der Freien Wähler, der Böblinger Ex-Landrat Bernhard Maier, sprang ihm zur Seite: „Wenn Sie so etwas machen, haben Sie den Verkehr dort, wo Sie ihn nicht haben wollen – in Stuttgart.“ Nicht dass der Verband Region solche Maßnahmen überhaupt beschließen könnte, aber im Regionalverkehrsplan sollen ganz verschiedene Szenarien betrachtet werden, um zu erfahren, was in der eigenen Zuständigkeit am besten zu tun ist.

CDU, Freie Wähler, FDP und die Gruppe Innovative Politik kippten beide Themen aus dem Untersuchungsportfolio – im Falle der Autobahnen gegen die Stimmen der Grünen und der Linken, im Falle der Ortsdurchfahrten auch gegen jener der SPD.

Undenkbar: Bus und Bahn ohne Fahrschein

In Sachen Preispolitik des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) lässt die Region untersuchen, was es bringen würde, wesentlich mehr Steuern in den Verbund zu investieren. Dass S-Bahn, Stadtbahn und Busse ganz umsonst werden, schien der Verwaltung zumindest im Zeitraum bis 2030 so unrealistisch, dass sie die Idee gleich verwarf. „Das geht gar nicht“, sagte auch Rainer Ganske, „schon weil wir bis 2030 nicht die Kapazitäten für die entstehende Nachfrage schaffen können.“ Linken-Sprecher Christoph Ozasek focht das nicht an: „Wir brauchen eine Trendwende in der Verkehrspolitik , und wenn jeder Einwohner der Region über 16 Jahren 16 Euro pro Monat bezahlen würde, könnten wir den ÖPNV finanzieren.“ Die ganz große Mehrheit der Runde gab diesem Vorschlag keine Chance und auch einer Halbierung der Preise keine realistische – nicht einmal die Grünen.

Nun wird nur noch untersucht, welchen Einfluss es auf Straße, Bus und Bahn hätte, wenn man die Preise um 25 oder um zehn Prozent senkt. Dasselbe gilt für einen durchgängigen 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn und den Einsatz von Langzügen den ganzen Tag hindurch. Bei Park + Ride soll nicht nur angenommen werden, dass alle Plätze umsonst sind, sondern auf Wunsch der Grünen auch mit einer Variante, wenn das Parken nur weit weg von Stuttgart nichts kostet. Anders als vom Verband vorgesehen, will der Ausschuss zudem wissen, was Bike-Ride-Plätze sowie Auto-, Fahrrad- und Pedelec-Ausleihen in größerem Umfang zumindest an einigen zentralen Punkten des S-Bahn-Netzes bringen würden.