Thomas Hitlzsperger: Einst VfB-Kapitän, nun Autor Foto: dpa

Fußball ist Unterhaltung, Teil des Showbusiness, sogar Teil der nationalen Identität, mithin sogar in Literatur geronnen. Dass es in Deutschland Menschen gibt, die über Fußball klug und unterhaltsam schreiben können, zeigt die Veranstaltung „Absatzkick“ an diesem Wochenende in Stuttgart.

Stuttgart - Ein Spiel allein, das ist Fußball schon lange nicht mehr. Fußball ist Unterhaltung, Teil des Showbusiness, sogar Teil der nationalen Identität, mithin sogar in Literatur geronnen. Letzteres ist besonders bemerkenswert in einem Land, das Popkultur, also alles, was Populär ist, lange unter den Verdacht des Seichten gestellt hat. Oder wie es Heiko Kusiek vom Literaturarchiv in Marbach ausdrückt: „Hochkultur bildet sich was darauf ein, Hochkultur zu sein.“

Alltäglich umgeben von Hochkultur schätzt er aber auch das Hochgefühl, das sich beim Kicken oder beim Betrachten eines Fußballspiels einstellt. Dass es mittlerweile auch in Deutschland Menschen gibt, die darüber klug und unterhaltsam schreiben können, will er mit der Veranstaltung „Absatzkick“ an diesem Wochenende zeigen. Am Sonntag um 11 Uhr werden im Vereinsheim des MTV Stuttgart Joe Bauer, der Kolumnist unserer Zeitung, die Autoren Axel Hacke, Roland Reng, Stefan Erhardt und der Historiker Nils Havemann über Fußball reden (Eintritt 5 Euro). Mit dabei ist auch Thomas Hitzlsperger, einst mit dem VfB deutscher Meister. Und zwar nicht, weil er Männer liebt, sondern weil er es liebt, über Fußball zu schreiben.

Ebenso wie der mittlerweile weit verbreitete Statistikfimmel und das Zerlegen des Spiels in Zahlen stammt auch das literarische Betrachten von Leibesübungen aus den angelsächsischen Ländern. Man nehme nur Norman Mailer, der über den Boxkampf zwischen George Foreman und Muhammad Ali 1974 in Kinshasa, jenem berühmten Rumble in the Jungle, das Buch „The Fight“ schrieb. Und natürlich muss man die Mutter aller Fußballbücher erwähnen: „Fever Pitch“ von Nick Hornby. Das zwar schon so oft zitiert wurde, dass es ein wenig abgenudelt ist, dennoch war die Hommage Hornbys an seinen Klub Arsenal London und die Beschreibung seiner an Wahnsinn grenzenden Leidenschaft ein Türöffner für viele andere. Es zeigte dem Publikum und den Kritikern, dass sich trefflich und witzig über Fußball schreiben lässt. Und den Verlagen zeigte es, dass man mit so einem Buch Geld verdienen kann.

Seither nervt leider auch jeder Politiker und halbwegs Prominente mit seiner vorgeblichen Fußballbegeisterung, man nehme nur Gerhard „Acker“ Schröder , der den Kickern von Hannover 96 jüngst befahl, sie sollten sich den Arsch aufreißen, um den Abstieg zu verhindern. Warum eigentlich Hannover? Spielt Altkanzler Schröder nicht längst für Gazprom?

Nicht für Rubel, nur für Ruhm und Ehre kicken die Literaten der Autoren-Nationalmannschaft. Die Mannen um Moritz Rinke spielen am Samstag bei einem Turnier, abends lesen dann Benedict Wells und Klaus C. Zehrer aus Manuskripten ihrer neuen Romane. Am Freitag liest Moderator Uli Potofski um 11 Uhr in der MTV-Turnhalle aus seinem Buch „Der beste Kicker des Universums“, nachmittags ist ein Kinderfußball-Turnier und abends eine literarisch-musikalische Fußballrevue in der Vereinsgaststätte.

Absatzkick vom 11. bis 13. April auf dem Gelände des MTV Stuttgart, Am Kräherwald 190 A. Infos im Internet: www.litspaz.de/literatur-fußball/