Konfrontation zwischen Polizei und Fußballfans beim Spiel VfB gegen Hertha BSC Foto: 7aktuell.de/

Die zehnköpfige Ermittlungsgruppe ist guter Dinge, die Fußball-Chaoten identifizieren zu können, die am Wochenende am Rande des Fußballspiels VfB Stuttgart gegen Hertha BSC zwei Polizisten angegriffen und verletzt hatten.

Stuttgart - Die zehnköpfige Ermittlungsgruppe ist guter Dinge, die Fußball-Chaoten identifizieren zu können, die am Wochenende am Rande des Fußballspiels VfB Stuttgart gegen Hertha BSC zwei Polizisten angegriffen und verletzt hatten. Vor allem dreieinhalb Minuten eines Videos sind es, die die Beamten des Dezernats Jugendbanden in der Krefelder Straße optimistisch stimmen. Die Bilder einer Polizeikamera zeigen die dramatischen Szenen in der Nähe des Cannstatter Bahnhofs – und geben Hinweise auf die Beteiligten.

„Das war ein aggressiver Mob, wie es ihn seit Jahren in Stuttgart nicht mehr gab“, sagt Polizeipräsident Franz Lutz, „ein Mob, den wir zur Verantwortung ziehen müssen.“ Die Empörung des Stuttgarter Polizeichefs über „eine Horde von bis zu 80 höchst aggressiven und vermummten Männern“ reicht bis zum Innenministerium, wo Minister Reinhold Gall (SPD) höhere Strafen für Randalierer fordert.

Es passiert lange nach Spielende, am Freitag um 23.13 Uhr. Eine etwa hundertköpfige Gruppe von Stuttgarter Fußballanhängern marschiert in der Eisenbahnstraße Richtung Cannstatter Bahnhof. Einige sind vermummt und mit Stangen und Holzlatten bewaffnet. Ganz offensichtlich suchen sie die Konfrontation mit dem Gegner, einem Bündnis aus Berliner und Karlsruher Fußballanhängern. Allerdings stoßen sie auf eine Polizeikette – es geht nicht weiter.

Die Gruppe dreht wieder um – und marschiert an zwei Polizisten vorbei, die wenige Meter neben der Bushaltestelle „Bad Cannstatt Bf“ mit ihrem Mercedes-Vito-Dienstfahrzeug auf Posten stehen. Und plötzlich stehen die 34 und 44 Jahre alten Beamten der Hundeführerstaffel auf verlorenem Posten. Der Mob greift an – mit Glasflaschen, Steinen, einer Eisenstange. Eine Schranke des gegenüberliegenden Parkhauses wird abgerissen und auf die Polizisten geworfen. Der 34-jährige bricht blutend mit einer Kopfplatzwunde zusammen. Sein Kollege greift zur Waffe und schießt dreimal in die Luft.

Die Gewalttäter rennen davon und entkommen. „Das waren keine VfB-Fans“, sagt ein Sprecher des VfB Stuttgart, „das waren Gewalttäter.“ Auch Joachim Schmid vom größten VfB-Fanclub Rot-Weiße Schwaben Berkheim ist schockiert: „Das ist unmöglich, das darf nicht passieren, und das darf man nicht akzeptieren.“ Freilich scheinen die Täter zuvor auch im Stadion gewesen zu sein – unter den VfB-Fans. Inzwischen wird Kritik laut, dass der VfB keine Belohnung für schwarze Schafe unter den Fans aussetzt und dass der Gemeinderat seit Jahren wiederholt ein Fanprojekt ablehnt.

Innenminister Gall setzt auf härtere Strafen. Sein Sprecher zählt am Montag auf: Stadionverbote, für Mehrfachtäter auch lebenslang, reduzierte Kartenkontingente, personalisierte Tickets, alkoholisierte Rowdys vom Nahverkehr fernhalten. „Wir sind an einer Arbeitsgruppe beteiligt, die bei der Innenministerkonferenz Vorschläge gegen Gewalt in und um Stadien vorlegen wird“, heißt es im Innenministerium. Das wird im Juni der Fall sein. Das nächste Hochrisiko-Spiel in Stuttgart ist früher dran: Am 21. März kommt Eintracht Frankfurt.