Bands wie Bilderbuch sind zu Gast beim Sender egoFM, der seit Kurzem auch auf einer UKW-Frequenz in Stuttgart zu hören ist. Foto: egoFM

Seit dem 1. Januar sendet der bayrische Radiosender egoFM in Stuttgart. Damit bieten die Münchner ihr Programm erstmals in einer Stadt außerhalb Bayerns an. Wir haben mit dem Programmmacher gesprochen, der im Interview eine kleine Bombe platzen lässt.

Stuttgart - Eines gleich vorneweg: Allen, denen der Berliner Sender FluxFM fehlt, der zuvor auf der UKW-Frequenz 97,2 sendete, seien die Münchner ans Herz gelegt. Auch wenn man den Berlinern nachweinen kann, weil sie einen Ticken erwachsener, urbaner und internationaler sind, sowie sicherere Moderationen liefern, ist egoFM musikalisch gesehen ein mindestens ebenbürtiger Nachfolger auf der Frequenz. Seit dem 1. Januar senden die Bayern auch in Stuttgart. Und was läuft? Keine Mainstream-Mucke, keine nervigen Morningshows, sondern sorgfältig ausgewählte Titel aller Richtungen, spannende Sendungen - und verhältnismäßig wenig Werbung. Das macht egoFM für Stuttgart zur voll beladenen musikalischen Horizonterweiterung, eine Bereicherung.

„Unser Anspruch an das Tagesprogramm ist es, möglichst viele Genres unter einen Hut zu bringen und ein kontrastreiches Hörerlebnis zu bieten“, sagt Programmchef Jan Käfer. Da kommt es auch mal vor, dass nach Liebhaber-HipHop von Loyle Carner mit „Ain’t Nothing Changed“ ein genremäßig weit entfernter Titel, wie der Hit „The fade out Line“ von Phoebe Killdeer and The Short Straws läuft. Oder nach dem klassischen Stück von Guiseppe Verdi – „Messa da Requiem“ der Song „Spread Your Love“ von Black Rebel Motorcycle Club – für so ein Kontrastprogramm würden andere Sendungsverantwortliche wahrscheinlich direkt gefeuert werden.

Der Fokus der rund 25 Mann starken Münchner Truppe liegt klar auf der Musik, wer detaillierte Nachrichten über das politische Weltgeschehen erwartet, sucht sie bei egoFM vergeblich.

Dafür verspricht der Sender seiner Zielgruppe zwischen 15 und 35 Jahren, auf seiner Welle Musik zu entdecken. „Das heißt nicht, dass wir nur neue Musik von bislang unbekannten Bands spielen. Gute Musik ist das was zählt. Bei uns läuft auch mal ein Stück von Nick Cave oder David Bowie“, sagt Käfer.

Eigene Show für Schowi

Lieder und Bands entdecken geht bei egoFM nicht nur über das Hauptprogramm und die Playlist, sondern vor allem auch über die liebevoll gestalteten Sendungen wie „Lokalhelden“, die lokale und regionale Bands vorstellen (auch aus Baden-Württemberg). In der Radioperle „Seewald – Die Vermessung der Musik“ oder in der „Privataudienz“ lernt man Hintergründiges über Musik. Hier stellen Musiker selbst – Wanda, Hot Chip, Oh Wonder, El Vy waren vor kurzem am Start - ihre Lieblingsstücke vor.

Bleibt die Frage, warum die Münchner nun auch in Stuttgart senden und wie man einen Bezug zum Kessel und den Hörern schaffen will. Ein Team vor Ort gibt es nicht, gesendet wird aus der bayrischen Landeshauptstadt. „Wir sehen Stuttgart als gleichberechtigte Stadt zu den anderen Städten. Stuttgart ist HipHop-Stadt, hier gibt es eine tolle Clubkultur, viele Studenten und tolle Konzerte, allerdings keinen Radiosender, der den Musikgeschmack vieler Menschen vor Ort abdeckt. Das ist unser Ziel. Nicht zuletzt wollen wir auch wieder mehr Menschen für die UKW-Frequenz begeistern. Wir sehen uns nicht als Lokalsender aus München, der andere Städte bespielt, sondern als Sender, der die musikalischen Interessen der Hörer erfüllt“, beschreibt Käfer die Gründe der Ausweitung auf die nächstgrößere Stadt.

Konkret wolle man auch weiterhin Bands aus Stuttgart und Baden-Württemberg vorstellen, Veranstaltungstipps für den Kessel liefern und möglicherweise auch eigene Veranstaltungen vor Ort bieten. Und dann lässt Käfer noch ein kleine Bombe platzen: „Wir planen eine eigene Sendung mit Schowi von den Massiven Tönen. Das Projekt trägt den Namen 0711-Radioshow.“

Wann genau die Show starten soll, wisse man allerdings noch nicht. Doch damit dürften dann auch die letzten Tränen für den FluxFM-Abgang getrocknet sein. Herzlich willkommen in der Mutterstadt, egoFM!