Im Radklima-Test belegt Ludwigsburg im Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Größe Rang 5 im Land. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat die Ergebnisse seines Fahrradklima-Test veröffentlicht. Wo gibt es noch Nachholbedarf?

Das Thema Radfahren ist in Ludwigsburg allgegenwärtig und in den politischen Gremien oft ein Zankapfel. Den einen geht es nicht schnell genug mit dem Ausbau der Infrastruktur, die anderen meinen, die Stadt tue genug – oft zum Nachteil von Autofahrern. Was aber denken eigentlich die Radler selbst, wie es sich in Ludwigsburg so radelt?

Die Frage beantwortet der ADFC-Fahrradklima-Test, demzufolge Ludwigsburg in der Gesamtbetrachtung für Radler weder besser noch schlechter geworden ist. Insgesamt vergaben die Befragten die Durchschnittsnote 3,6. Im Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Größe belegt die Barockstadt damit Platz 13 in ganz Deutschland, in Baden-Württemberg rangiert sie auf Platz Fünf.

Mehr als die Hälfte fühlen sich mit dem Rad nicht sicher

Was die Verantwortlichen im Rathaus freuen dürfte und sie sich auch auf die Fahnen schreiben können: die Anstrengungen der Stadt Ludwigsburg der vergangenen Zeit, die Radinfrastruktur auszubauen, nehmen die Radfahrer und Radfahrerinnen wahr. Hier schnitt Ludwigsburg besser ab als viele andere Kommunen (Note 3,3 gegenüber 4,1 im Durchschnitt aller Kommunen). „Zwar wird allgemein anerkannt, dass die Stadt Fortschritte macht, allerdings kritisieren viele Radfahrende, dass die Stadt nicht schnell und konsequent genug vorgeht und dass Teile des Stadtrates oder die Straßenverkehrsbehörde oft bessere Lösungen verhindern“, heißt es.

Den eingeschlagenen Weg hält ADFC-Vorstandsmitglied Kathrin Werner für wichtig, „wir wollen aber auch, dass sich alle Menschen auf dem Rad sicher fühlen“, sagt sie. Leider sei das in Ludwigsburg noch nicht der Fall: „58 Prozent der Ludwigsburger fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.“ Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise mit mehr Tempo 30 und einer besseren Radwegeführung, so die Sprecherin der Lobbygruppe.

Zugeparkte Radwege sind ein Ärgernis

Unzufrieden sind die Ludwigsburger Radler vor allem wegen der Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, mit der Breite der Radwege und der Straßenführung an Baustellen. Für letzteren Bereich vergaben die Teilnehmer der Befragung die schlechtesten Noten, nämlich 4-5. Probleme gibt es offenbar auch immer wieder mit Falschparkern, die die Radwege blockieren. Der ADFC Ludwigsburg moniert, dass die Stadt das auch kaum ahnde, der „Falschparker-Erlass des Landes“ müsse konsequent angewendet werden. Auf der anderen Seite wünschen sich die Radler teils auch mehr Rücksicht von anderen, die ebenfalls mit dem Drahtesel unterwegs sind.

Dass auch Radler – und nicht nur Autos – an Baustellen vorbei müssen, ist indes schon länger ein Ärgernis, die Radler werden oft schlicht vergessen. „Selbst auf den viel befahrenen Schuldradrouten“, sagt Kathrin Werner.

Gute Erreichbarkeit der Innenstadt wird positiv anerkannt

Konkrete Stellen, die ungeschickt sind, benennt der Test auch. Ausgerechnet die viel genutzte Route von Oßweil über die Oststraße und Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Bahnhof, kommt nicht gut weg. Sie würde häufig als „umständlich und gefährlich“ empfunden: insbesondere das Kopfsteinpflaster und die Enge auf der Friedrich-Ebert-Straße sowie die Verkehrsführung rund um den Berliner Platz. Mit dem Planungen am Forum hat sich die Stadt viel Zeit gelassen, um alle Belange zu berücksichtigen. Künftig sollen die Probleme behoben werden. Auch die Radwege am Römerhügelweg kritisieren mehrere Befragte als gefährlich.

Viele Baustellen also, die es noch zu beheben gilt. Alles schlecht ist in Ludwigsburg beim Thema Rad aber auch nicht. Lichtblicke, die der Radtest ausweist, sind beispielsweise die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums, auch loben die Radler, dass man generell zügig fahren kann, außerdem werde im Winter darauf geachtet, dass auch Radler nicht ins Rutschen kommen.

So viel Radler äußerten sich noch nie

Teilnehmer
 Rund 245 000 Menschen haben am ADFC-Fahrradklimatest teilgenommen, das ist Rekord. 1114 Städte landeten so in der Wertung. Damit fundierte Ergebnisse zustande kommen, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Fragebögen vorliegen. Der Radlobbyverein befragt gemeinsam mit dem Verkehrsministerium alle zwei Jahre Radfahrer und Radfahrerinnen. Bei den 27 Fragen geht es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut.

Ergebnisse
 Die detaillierten Ergebnisse des aktuellen ADFC-Fahrradklima-Tests sowie weitere Erkenntnisse, auch zu anderen Städten und Gemeinden online: www.fahrradklima-test.adfc.de