Das Quatuor Modigliani Foto: Quartett

Das französische Quatuor Modigliani hat im Kammermusikzyklus der SKS Russ Werke von Schostakowitsch, Mozart und Beethoven gespielt.

Stuttgart - Wie kein anderer Werkzyklus spiegeln die 15 Streichquartette von Dmitri Schostakowitsch politische Repressionen. Sie sprechen vom Verlust der (künstlerischen) Freiheit und vom Entsetzen über die Verbrechen Stalins. Komponiert kurz nachdem Schostakowitschs Schaffen mit dem Artikel „Chaos statt Musik“ (1936) als staatsfeindlich abgeurteilt worden war, entstand das vom Pariser Quatuor Modigliani am Dienstagabend im SKS-Kammermusik-Zyklus musizierte Streichquartett Nr. 1 op. 49 – eine Konzertsaal-Rarität der klassizistischen Mäßigung in C-Dur.

Das bei Walter Levin und dem Artemis-Quartett ausgebildete Ensemble machte durch sein vitales Spiel das Beste aus dem teils entspannt-lakonisch, teils motorisch überdrehten Viersätzer. Die expressiv von der Soloviola intonierte Volksweise im Andante wurde auf anrührende Weise von den Modiglianis getroffen, deren 1920 in Paris verstorbener Namensgeber Amedeo Modigliani derzeit auf völlig andere Weise in New York für Furore sorgt: Eines seiner Gemälde hat soeben für 170 405 000 Dollar den Besitzer gewechselt – der zweithöchste je erzielte Verkaufspreis .

Verglichen mit der Wiedergabe von Mozarts d-Moll-Quartett KV 421 durch das atemlos dahinstürmende Quatuor Ebène präsentieren sich die auf alten italienischen Instrumenten spielenden Modiglianis (Primarius Philippe Bernhard spielt auf einer Guadagnini-Geige von 1780) weitaus gelassener, mit mehr leisen Tönen voller Trauer, die wohl nur zu ertragen ist in ruhiger Verständigung. Beethovens f-Moll-Quartett op. 95 („serioso“) verstanden die Musiker wohl auch als Vorausschau auf romantische Welten voller Zerrissenheit, deftiger Akzentsetzungen, Wehmut, aber auch plötzlicher Aufhellungen und Farbwechsel.

Apart die Zugabe der berühmten Serenade (Andante cantabile) aus Joseph Haydns Quartett F-Dur op. 3 Nr. 5, in Wirklichkeit komponiert von dem in der Nähe von Bad Mergentheim geborenen Pater Romanus Hoffstetter.

Am 24. 11. um 20 Uhr musiziert das Artemis-Quartett in Triobesetzung mit Klavier „in memoriam Friedemann Weigle“ im Mozartsaal.