Bunt oder doch lieber dezent: Hauseigentümer haben bei der Fassadenfarbe die Qual der Wahl. In manchen Gemeinden muss man sich die gewünschte Farbe jedoch genehmigen lassen. Foto: dpa

Wohnsiedlungen von Farbklecksen aufgebrochen - Manches bunte Haus wirkt fehl am Platz.

Blau, Grün oder Weiß: Der Farbton eines Hauses bestimmt den ersten Eindruck des Besuchers. „Die Fassade ist die Visitenkarte des Hauses”, sagt Ludger Küper vom Paint Quality Institute in Schwalbach (Hessen). Und der Wohnpsychologe Uwe Linke aus München sagt: „Eine Farbe kann Wärme und Geborgenheit vermitteln - also das, was wir auch gerne mit Heimat assoziieren.” Alle 8 bis 15 Jahre ist es Zeit für einen neuen Anstrich der Fassade - je nachdem, wie verschmutzt die Fläche ist. Verschmutzungen entstehen, indem sich Staub ablagert oder Algen wachsen. „Bei Schäden wie gravierenden Rissen sind unmittelbar Maßnahmen zu treffen, um größere Schäden und dadurch höhere Kosten zu vermeiden”, rät Bodo Schmidt vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz in Frankfurt.

Ein Fassadenanstrich soll einige Jahre bis Jahrzehnte halten - daher muss die Wahl wohlüberlegt sein: Ob zum eigenen Haus ein kräftiger Farbton oder doch ein dezentes Gelb passt, kann heute durch eine Simulation ausprobiert werden. Die kann der Malermeister erstellen, indem man ihm ein Foto des Hauses gibt. Man kann es auch selbst ausprobieren, wie Küper erläutert: Das Haus fotografieren, das Foto in Schwarz-Weiß ausdrucken und die Fassade farbig anmalen.

Einen Rat, welche Farbe man für welchen Baustil wählen sollte, kann der Wohnpsychologe Uwe Linke nicht geben. Generell wirkten in der Farbenlehre zwar warme Töne wie Orange wie ein „Herzliches Willkommen”, kalte Töne wie Grün hingegen distanzierter. An einem Haus spielten aber viele Faktoren wie Größe, Lage und Sonneneinstrahlung eine Rolle, die eine Farbe so oder so wirken lassen: „Rot wirkt grundsätzlich anregend, am falschen Haus kann es aber auch gewaltig wirken”, sagt Linke.

Auch andere auffällige Farben wie Grün, Blau oder Pink wirken vor allem bei großen Häusern aufgrund der großen Fläche anstrengend - sie dominierten ihre Umwelt, sagt Linke weiter. „Grelle Farben passen selten, weil sie weniger mit der Landschaft und mit anderen Häusern harmonieren.” Passt die Fassadenfarbe hingegen zum Gesamtkonzept von Garten, Balkon und Dach, entstehe ein harmonisches Bild. Auch zur Umgebung muss der Hausanstrich passen - das ist vielerorts sogar vorgeschrieben: „Es gibt viele Gemeinden, in deren Satzungen die Farbe von Hausfassaden geregelt ist”, sagt Bodo Schmidt. Probleme verursachten oft dunkle Vollfarbtöne und mehrfarbige Fassaden. Absichern kann man sich mit einer Genehmigung.

Vielleicht aus Vorsicht wählen Hausbesitzer in Deutschland daher gerne unauffällige Farbtöne. Linke sieht neben Weiß vor allem dezente Gelbtöne. Doch auch starke Farben kann man in Maßen nutzen: Statt der ganzen Fassade kann auch nur eine Hauswand bunt gestrichen werden.

Laut Küper sollte dies eine exponierte Wand sein, so dass der farbliche Unterschied gut erkennbar ist. Um das Farbkonzept mit dem Gartenkonzept zu verbinden, könnte die zum Garten zeigende Hauswand farblich hervorgehoben werden. Experimentierfreudige können auch nur farbige Akzente wie Muster oder Streifen streichen lassen. Doch so eine farbige Fassade hat auch Nachteile - sie ist anfälliger. Leuchtende Farben gibt es im Gegensatz zu Erdtönen meist nur mit organischen Pigmenten, die laut Schmidt weniger lichtbeständig sind als Farben mit mineralischen Pigmenten.

Helle Farben neigten zudem eher zur sogenannten Kreidung als dunkle - ihre Beschichtung reibt schneller ab. Diese Kreidung falle auf einer weißen Fassade weniger auf als bei kräftigen Farben.

Farbbeständiger seien insgesamt eher Farben mit hohem Bindemittelanteil. Küper rät zu Reinacrylat-Fassadenfarben, die ebenfalls eine lange Haltbarkeit hätten.

Wer selbst die Außenwände streicht, sollte genügend Zeit für die Vorbereitung des Untergrunds einplanen. Dieser muss sauber, trocken, ausreichend fest und tragfähig sein. Verfärbungen, große Risse und Verschmutzungen bessert der Heimwerker vorher aus. Aufgetragen wird die Farbe entweder mit einer Fassadenwalze oder mit Sprühgeräten, bei denen die Farbe unter Druck zerstäubt wird.

Streichen oder sprühen kann man nur bei mittelprächtigem Wetter: Laut Küper sind Hitze, Kälte und Regen keine guten Bedingungen für Malerarbeiten. Damit die Inhaltsstoffe der Farbe sich gut verbinden und trocknen, sollte es während der Arbeiten und mindestens eine Stunde danach nicht regnen, und die Temperaturen sollten nicht unter zehn Grad liegen - aber es sollte auch nicht zu warm sein.

Ist das geschafft, bleibt dem Hausbesitzer eines: ein toller Eindruck bei der Nachbarschaft und frischer Wind am Eigenheim. „Eine frische Farbe gibt uns das Gefühl, als ob wir mal wieder richtig Ordnung geschaffen haben”, sagt der Wohnpsychologe Uwe Linke.