Nadeschdins Kandidatur stößt auf Interesse Foto: dpa/Dmitri Lovetsky

Plötzlich reden Tausende Menschen in Russland von Frieden in der Ukraine. Geschafft hat das Präsidentschaftskandidat Boris Nadeschdin, Widersacher von Wladimir Putin

Wenigstens so“, „wenigstens etwas tun“, „wenigstens einer, der sich traut und offen gegen den Krieg ist“: Die Menschen stehen in der Kälte, sie tun das stundenlang, sie tun das quer durch Russland. Sie scherzen, sie diskutieren, und ihre Sätze klingen ähnlich, egal, ob in Tscheljabinsk am Ural, in Jakutsk bei knapp minus 50 Grad, in Moskau, in Tbilissi in Georgien oder in Belgrad in Serbien. Sie sagen „Putin muss weg“, „Der Krieg ist ein Fehler, wir sind gegen ihn“, „Es müssen endlich Veränderungen her“. Es sind Sätze, die lange nicht gesagt worden sind in der russischen Öffentlichkeit. Die selten so laut und deutlich ausgesprochen werden, weil Russlands repressive Gesetze dafür sorgen, dass das Wort „Krieg“ verboten ist und jegliche Kritik am russischen Überfall auf die Ukraine schnell als „Diskreditierung der russischen Armee“ geahndet wird. Warum also jetzt?