„Mach‘s laut, ’s isch stereo“ – so heißt die erste schwäbische CD des Stuttgarter Musikers Cherry Gehring. Foto: Peter-Michael Petsch

Als Keyboarder und Sänger bei Pur und Frontmann der Comedy-Gruppe Backblech ist er viel beschäftigt. Nun verwirklicht sich Cherry Gehring seinen Traum.

Stuttgart - Die Idee zu einer Solokarriere trug Cherry Gehring lange mit sich herum. Aber nach dem Tod von Wolle Kriwanek vor zehn Jahren, dem der dreifache Vater sehr nahe stand und dem er viel zu verdanken hat, gründete der Keyboarder und Sänger mit Sigi Gall Backblech. „Es hätte ausgesehen, als wolle ich Wolle kopieren, hätte ich damals eine Solokarriere als Mundartsänger begonnen“, sagt Gehring, der mit bürgerlichem Namen Frank heißt. Den „Cherry“ verpassten ihm früh Freunde aufgrund seiner roten Haare, die an Kirschen erinnern.

An diesem Freitag kommt die CD von Gehring in den Handel, an der der Sohn einer Floristin und eines Fernfahrers zwei Jahre in seinem Ludwigsburger Studio, einer ehemaligen Industriebrache, gearbeitet hat. Entstanden sind frisch und aktuell arrangierter Rock und Pop, die ins Ohr und in den Körper gehen. Texte, die vom Leben erzählen und in den Menschen Gefühle wachrufen. „Ich möchte meine Zuhörer zufrieden und dankbar stimmen, den Augenblick zu genießen“, sagt der Remsecker, der das Leben selbst viele Jahre nur als große Party begriff.

In seinem Song „Paris“ greift der mittlerweile 48-Jährige diese nachdenkliche Stimmung auf. Zuvor hat der Musiker auch in seinem Leben beleuchtet, „warum da trotz Party immer so viele Konflikte und Widerstände waren“. Im Innehalten kam Gehring auf den frühen Verlust der Mutter, eigene Versäumnisse und Defizite, die etwa in gescheiterten Beziehungen ihren Ausdruck fanden. Heute achtet das Pur-Mitglied auf die spirituelle Dimension seines Lebens, die er in Menschen entdeckt, die ihm zur richtigen Zeit begegnet sind.

Privat hat Gehring immer wieder Krisen

Dabei zieht sich die Musik wie ein roter Faden durch sein Leben: Das älteste von drei Geschwistern bringt sich mit neun Jahren selbst Klavierspielen bei. Als Elfjähriger erhält er Klarinettenunterricht und macht nach der mittleren Reife in Ludwigsburg eine Ausbildung zum Musikalienhändler. Nebenbei spielt der 17-Jährige in einer Tanzband und komponiert eigene Stücke, die er mit Musikern einstudiert, die er im Fachgeschäft kennenlernt.

1986 entdeckt der Backnanger Rockmusiker Wolle Kriwanek Gehrings Talent. Von da an geht es musikalisch aufwärts. Bevor er 1993 zu Pur kommt, spielt er mit Udo Lindenbergs Gitarrist Paul Vincent, Peter Schillings Bassist Rolf Kersting oder mit der legendären Soulband Dudes von David Hanselmann. 2001 gründet der Partylöwe mit Sigi Gall und James Geier die Comedy-Formation Backblech, die mit drei Programmen bis München die Säle füllt.

Doch privat hat Gehring immer wieder Krisen. Eine mehrjährige gestaltpädagogische Ausbildung, die er im vergangenen Jahr abschließt, hilft ihm. „Dort habe ich viel über mich, meine Herkunft und meine Verhaltensmuster erfahren, wovon ich seither sehr profitiere“, sagt der Bühnen-Profi. Diese Erkenntnisse flossen in seine Mundartsongs und -balladen ein. Ohnehin orientiert sich Cherry, der nicht mehr immer nur lustig sein muss, an Musikern wie Stevie Wonder oder Tom Petty, die sich auch nie verstellt hätten.

Am 13. November folgt die Live-Präsentation der CD im Stuttgarter Theaterhaus mit Band

Und doch geht es bei der Solo-Karriere auch um den wirtschaftlichen Erfolg, die CD und Konzerte vorzufinanzieren, sowie Musiker und Management zu bezahlen. Gehring setzt sich dem nochmals aus, weil er an sich und sein Projekt glaubt. „Man hat als Mensch auch eine Aufgabe“, sagt er. Seine Aufgabe sei es, den Menschen seine Musik und seine Texte anzubieten, die er auf seiner CD „Mach‘s laut, ’s isch stereo“ zusammengetragen hat, „um den schwäbischen Minderwertigkeitskomplex zu überwinden“.

Am 13. November folgt die Live-Präsentation der CD im Stuttgarter Theaterhaus mit Band. Und im November und Dezember finden fünf Konzerte in Uhingen, Karlsruhe, Baden-Baden, Tübingen und Ulm statt. Von Juni bis September ist Gehring mit seinen Musikern Vorgruppe bei bundesweit 35 Open-Air-Konzerten vor jeweils 8000 bis 12 000 Besuchern einer renommierten süddeutschen Band. Im Anschluss daran plant Gehring eine erste eigene Tournee durch ganz Deutschland.

www.cherrygehring.com