Bei einem Schusswechsel Anfang September in Esslingen-Mettingen wurden mindestens 19 Schüsse abgegeben. Foto: imagon/Oliver Mueller

Vor dem Landgericht Stuttgart hat der Prozess gegen vier junge Männer begonnen. Sie sollen an dem Schusswechsel Anfang September in Esslingen-Mettingen beteiligt gewesen sein. Am ersten Verhandlungstag schwiegen die Angeklagten zum Tatvorwurf.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, mit akribischen Eingangskontrollen und einem hohen Polizeiaufgebot hat am Landgericht Stuttgart der Prozess gegen vier junge Männer begonnen. Der Vorwurf lautet auf gemeinschaftlichen versuchten Totschlag. Die zum Tatzeitpunkt 20- und 21-Jährigen sollen an einer Schießerei Anfang September vergangenen Jahres im Esslinger Stadtteil Mettingen beteiligt gewesen sein.

 

Es geschah am 5. September 2022 gegen 22.45 Uhr. Zwei rivalisierende Gruppen sollen laut der Anklageschrift im Vorfeld der Schießerei aneinandergeraten sein. Im Laufe der Auseinandersetzung habe ein junger Mann einem der Kontrahenten einen Schlag versetzt, wodurch dieser ein blaues Auge davongetragen habe. Die Gruppe des Verletzten habe daraufhin beschlossen, sich bei nächster Gelegenheit für den tätlichen Angriff zu rächen.

Schüsse auf Auto und Haus

Diese Gelegenheit ergab sich nur wenig später in der Obertürkheimer Straße in Mettingen. Der junge Mann, der zuvor handgreiflich geworden war, sei von den vier Angeklagten und einer weiteren, noch nicht identifizierten Person gestellt worden. Zwei der Angeklagten hätten sich hinter den Bedrohten gestellt, die beiden anderen hätten sich direkt vor ihm platziert, um jede Fluchtmöglichkeit auszuschließen. Dann sollen zwei der Angeklagten mit einer halbautomatischen Handfeuerwaffe mehrfach in Richtung des Umzingelten geschossen haben. Der Bedrohte hat laut Anklage fliehen und in einem Kleinwagen Schutz suchen können, in dem drei Mitglieder seiner Gruppe sassen. Daraufhin sollen die beiden Angeklagten auf das Auto gefeuert haben. Außerdem seien Schüsse in die Umgebung abgegeben worden. Projektile schlugen laut der Staatsanwältin auch in einem Wohnhaus neben einem geöffneten Fenster ein. In einem Nebenraum habe sich eine Frau aufgehalten.

Nach Abgabe der Schüsse soll die Gruppe mit den vier Angeklagten und der noch unbekannten Person in Richtung Cannstatter Straße geflohen sein. Insgesamt, so die Staatsanwältin, wurden mindestens 19 Schüsse im Verlauf der Auseinandersetzung abgegeben. Verletzt wurde niemand.

Angeklagtem machen keine Angaben

Unmittelbar nach der Tat wurde eine zwölfköpfige Ermittlergruppe bei der Kriminalpolizeidirektion Esslingen eingerichtet. In den folgenden Wochen wurden die Angeklagten festgenommen. Alle vier in Esslingen und Stuttgart Geborenen machten am ersten Verhandlungstag keine Angaben. Vielleicht äußerten sie sich zu einem späteren Zeitpunkt, ließen sie über ihre Verteidiger verlauten. Das Gericht legte ihre Daten und ihre berufliche Situation kurz dar. Ein Angeklagter hat eine Ausbildung zum Sanitärinstallateur abgeschlossen, ein anderer befindet sich in der Ausbildung. Die beiden anderen haben keinen Beruf.

Ein fünfter Tatverdächtiger, so wurde während der Verhandlung bekannt gegeben, befindet sich im Fürstentum Liechtenstein, wo er von Einsatzkräften der dortigen Landespolizei am 4. Dezember vergangenen Jahres festgenommen wurde. Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen hätten auf die Spur des 32-Jährigen geführt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart habe die Auslieferung des Beschuldigten an die Bundesrepublik Deutschland beantragt. Ob und wann diesem Antrag entsprochen werde, sei noch nicht klar. Bei dem 32-Jährigen soll es sich um einen Kontrahenten der wohl zu einer Gruppe gehörenden vier Angeklagten handeln. Er soll seinerseits Schüsse in Richtung der Widersacher abgegeben haben.

Für den Prozess sind weitere 20 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird nach jetziger Planung Mitte September erwartet.