Spielen statt Parken: der Parking Day 2021. Foto: Horst Rudel

Mehrere Veranstaltungen in Esslingen verlangsamen am Freitag den Straßenverkehr: Klimaprotest, Parking Day und Critical Mass. Sie fordern die Verkehrs- und Energiewende und wollen vormachen, wie es auch anders geht.

Nicht erst die Klebeaktionen der Letzten Generation zeigen, wie stark der Autoverkehr die Menschen in Esslingen polarisiert: Schon zuvor gingen die Meinungen über Busspuren wie in der Mülbergerstraße oder die Sperrung der Ritterstraße auseinander. An diesem Freitag, 15. September, will der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Esslingen beim sogenannten Parking Day versöhnen, indem weitere autofreie Zonen schmackhaft gemacht werden, ohne den einzelnen Autofahrer zu kritisieren. „Wir richten unsere Kritik nicht gegen den einzelnen Menschen sondern die Rahmenbedingungen die so organisiert sein sollten, dass Menschen, weil es bequem ist, die Mobilitätsformen verwenden, die sinnvoll sind“, erklärt die Vorsitzende des VCD-Kreisverbands Esslingen, Petra Schulz.

Traditionell widmet der Parking Day eigentlich für kurze Zeit Verkehrsflächen zu Lebensraum und Treffpunkten um. In den vergangenen Jahren waren unter anderem Teile der Abt-Fulrad-Straße und des Marktplatzes gesperrt. In diesem Jahr ist das jedoch anders: der Parking Day findet im Merkelpark statt. Grund ist eine Kooperation mit den Organisatoren des Klimastreiks, der an diesem Tag dort endet.

Fläche für Menschen statt Autos

Die Botschaften des Parking Days sollen aber die gleichen sein, betont Schulz. Wie auf der Webseite des VCD erklärt wird, soll die Aktion die Vorteile der Verkehrswende ein stückweit erlebbarer machen: „Mobilität für alle und viel mehr Platz in den Städten und Ballungsräumen für gutes Leben, Zusammenkommen und Begrünung“. Die Organisatoren weisen darauf hin, dass die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge stetig zunimmt – die zur Verfügung stehenden Flächen sind aber begrenzt. Davon belegten Auto und Co immer mehr, der Druck auf den öffentlichen Raum werde immer größer, weil ein großer Teil der Autos dort und nicht im privaten abgestellt sei. Durchschnittlich 23 Stunden pro Tag belege jedes Auto zwölf Quadratmeter Fläche. Das halten die Initiatoren des Parking Days für nicht zukunftsfähig. Schulz zeigt Verständnis, dass für viele unter den gegebenen Umständen das Auto Verkehrsmittel der Wahl ist, schließlich seien sie in eine Autogesellschaft hineingeboren. Doch Mobilität und ein gutes Leben müsse besser miteinander organisiert werden. „Mobilität vorwiegend über Autofahren zu organisieren, funktioniert nicht“, sagt Schulz. Das bedeute einen zu hohen Flächen-, Material- sowie Umweltverbrauch. Studien und andere Länder zeigten, dass es auch anders gehe.

Doch die VCD-Vorsitzende stellt auch in Esslingen Verbesserung und ein Umdenken fest. Als positiv wertet sie etwa Bemühungen der Stadt, wie den klimaneutralen Busverkehr oder die Sperrung der Ritterstraße. Zudem sieht sie einen Konsens in der Bevölkerung für den Ausbau des ÖPNV. „Viele Menschen, die im Alltag viel Auto fahren, waren empört über die Abschaffung des Stadttickets.“ Die Organisatoren des Parking Days fordern dessen Wiedereinführung, ebenso wie die Ausweitung des ÖPNV und von Carsharing-Möglichkeiten.

Der Aktionstag am Freitag beginnt mit dem Klimastreik um 14 Uhr am Esslinger Bahnhofsvorplatz, dazu rufen unter anderem die Parents for future auf. Er steht unter dem Motto #EndFossilFuels und fordert die Energie- und Verkehrswende. Der Demozug endet zwischen 15 und 16 Uhr im Merkelpark. Dort sind eine Reihe von Aktionen, Infos, Musik und Spiele geplant (bis etwa 20.30 Uhr). Um 17.45 Uhr schwingt sich die Critical Mass auf die Fahrräder.