Auch an Nachwuchs mangelt es den Apotheken-Inhabern, wie der Verband mitteilt. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa/Arno Burgi

Die Apotheker im Land ächzen unter Bürokratie und ärgern sich über zu geringe Vergütung. Auch deswegen ruft der Apotheker-Verband zum Protest auf - mit Auswirkungen im ganzen Land.

Wer in der kommenden Woche Medikamente aus der Apotheke braucht, könnte vor verschlossenen Türen stehen. Denn Tausende Apotheken in Baden-Württemberg sollen am kommenden Mittwoch, den 22. November 2023, wegen eines Protesttags geschlossen bleiben. Die Versorgung mit Arzneimitteln soll allerdings gesichert sein. Nach Angaben des Landesapothekerverbandes (LAV) werden Notdienstapotheken geöffnet bleiben. Planbare Medikamente sollten Patientinnen und Patienten vor dem Protesttag oder am Donnerstag danach kaufen, wie der Verband empfiehlt.

Die Gründe für den Protest sind vielfältig. So sinkt die Zahl der Apotheken in Baden-Württemberg seit Jahren stetig und befindet sich auf einem neuen Tiefstand. Nach Angaben der Landesapothekerkammer gab es im Südwesten zum 30. Juni dieses Jahres noch 2264 Apotheken. 2014 waren es noch gut 2600 gewesen; Ende des letzten Jahres noch rund 2300. „Das Versorgungsniveau ist als gerade noch ausreichend zu beschreiben“, sagte dazu ein Sprecher des LAV. Allerdings gebe es besonders auf dem Land teils lange Wege zur nächsten Apotheke. Auch die Versorgung im Notdienst sei ausgedünnt.

Die wirtschaftliche Situation sei schlecht und der Nachwuchs bleibe aus

Doch warum gibt es überhaupt Schließungen? Zum einen spiele der Standort und die Ärztedichte dort eine Rolle. Zum anderen sei es grundsätzlich so, dass die wirtschaftliche Situation schlecht und in vielen Fällen nicht mehr auskömmlich sei. Apotheker müssten steigende Betriebskosten stemmen. Die staatlich geregelte Vergütung aber sei in den vergangenen 20 Jahren nur einmal angehoben worden.

Auch verzeichne die Branche einen erheblichen Nachwuchsmangel. Nach dem Studium entschieden sich die Apothekerinnen und Apotheker vielfach lieber für einen gut bezahlten Job in der Industrie. Mit den Gehältern dort könnten Apotheken nicht mithalten, betonte der LAV.

Wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive scheuten sich viele Apotheker zudem, sich mit einer Apotheke selbstständig zu machen. „Betriebe, die zum Beispiel aus Altersgründen abgegeben werden wollen, finden keine „Käufer“ oder Nachfolger, weil die wirtschaftliche Perspektive nicht gesichert ist“, teilte der Sprecher mit.

Am kommenden Mittwoch plant der LAV neben den ganztägigen Schließungen auch eine zentrale Demonstration in Stuttgart. Auch die bayerischen Kollegen wollten sich den Protesten an dem Tag anschließen. Schon Mitte Juni hatte es einen bundesweiten Protesttag gegeben.