Die Jungforscherinnen der Salier-Realschule bei der Arbeit Foto: Leif Piechowski

Das neue Klassenzimmer an der Rems wurde am Dienstag in Waiblingen offiziell in Betrieb genommen. Die Nachfrage ist bereits jetzt riesig.

Das neue Klassenzimmer an der Rems wurde am Dienstag in Waiblingen offiziell in Betrieb genommen. Die Nachfrage ist bereits jetzt riesig.

Waiblingen - Manchmal können die bei der jungen Generation wieder angesagten Hotpants durchaus sinnvoll sein. Dann etwa, wenn man wie Hannah und Tiarah, die mit ihrer Klasse 7c den Weg von der Salier-Realschule hinunter ans Flussufer gefunden haben, ins Rutschen gerät. „Ich bin zweimal im Wasser gelandet“, berichtet Hannah. Doch das kühle Nass reichte nur bis zu den Oberschenkeln – kein Problem also, zudem bei Außentemperaturen von 25 Grad.

Die 12- und 13-jährigen Schülerinnen von der Korber Höhe demonstrieren Sonntag sowie Oberbürgermeister Andreas Hesky und dem Waiblinger Ehrenbürger Hans Peter Stihl, was sie in dem Unterricht unter freiem Himmel mit ihren Käschern so alles aus der Rems gefischt haben, etwa Rattenschwanzlarven, Strudelwürmer oder Spitzschlammschnecken. „Auch ganz kleine Fische haben wir herausgeholt, aber gleich wieder ins Wasser geworfen“, berichtet Josephine.

Das Hans Peter Stihl an der Einweihungsparty teilnimmt, kommt nicht von ungefähr. Denn nur dank der Unterstützung der Waiblinger Sägen-Weltfirma Andreas Stihl sowie der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung wie auch der Stadt war das Projekt überhaupt zu finanzieren. Sonntag hatte Stihl bei einem zufälligen Treffen von seiner Vision des grünen Klassenzimmers in Waiblingen erzählt und war sofort auf Begeisterung gestoßen. Rund 360 000 Euro umfasst das Gesamtbudget, damit ist auch der Betrieb für die nächsten beiden Jahren finanziert. Der aus Waiblingen stammende, mittlerweile nach Bad Cannstatt verzogene Kabarettist ist sich aber sicher, auch für die Zeit danach Geldgeber zu finden. Bis zu den Sommerferien sind bereits alle Termine ausgebucht.

Dass das Ganze an der Rems so gut klappt, ist kein Wunder. Hat Sonntag doch ein prächtiges Vorbild – nämlich das von ihm selbst vor einigen Jahren über die Christoph-Sonntag-Stiftung initiierte Klassenzimmer am See. „Seit April 2010 haben uns 213 Klassen am Stuttgarter Max-Eyth-See besucht, wir müssen quasi Schichtbetrieb fahren“, berichtet Sonntag am Dienstag durchaus stolz den Gästen in Waiblingen.

Die Natur und das Thema hautnah in all seinen Facetten erleben – diese Erlebnis wollte Sonntag nun auch den Kindern in seiner Heimatstadt ermöglichen. Als Standort war zunächst der von seinem Vater Horst Sonntag, dem früheren Grünplaner der Stadt, entworfenen Talauensee vorgesehen. Dann entschied man sich jedoch für die bessere Alternative – nämlich jenen Pavillon, der einst als „Wartesaal dritter Klasse“ (Hesky) am Waiblinger Bahnhof stand und später ans Remsufer verfrachtet wurde. Unter diesem restaurierten Pavillon befinden sich jetzt drei Tresen unterschiedlicher Höhe, in denen die Gerätschaften für die Untersuchungen untergebracht sind und die zudem als Experimentierfläche für die Gruppen und Schulklassen dienen.

Am Ende präsentiert die 7c ihren Gästen das Ergebnis ihrer Wasserproben: Die Rems hat an dieser Stelle die Güteklasse zwei bis drei, also „mäßig bis stark verschmutzt“ – mal sehen, ob künftige Jungforscher zu ähnlichen Resultaten kommen.