Wer krank ist, gehört ins Bett. Das ist klar. Bei der Grippeschutzimpfung scheiden sich die Geister. Foto: dpa

Die Grippewelle ist auf dem Vormarsch. Die Grippeschutzimpfung hat aber nicht nur Befürworter. Auch die Redakteurinnen Melanie Maier und Regine Warth sind unterschiedlicher Meinung.

Stuttgart - Die Grippeschutzimpfung ist umstritten. Es gibt Befürworter und Gegner. Während Redakteurin Melanie Maier eine Impfung für obligatorisch hält, hat Redakteurin Regine Warth eine ganz andere Meinung.

Pro: Melanie Maier: Aus Rücksichtnahme

Jedes Jahr rufen Ärzte und Virologen zur Grippeimpfung auf und jedes Jahr ignorieren Millionen Deutsche ihre Warnung. Dies könnte man als leichtsinnig abtun – faktisch aber ist es fahrlässig. Denn mit ihrem Verhalten gefährden Nichtgeimpfte nicht nur sich selbst, sondern auch andere. 80 Prozent der mit Influenzaviren Infizierten bemerken die eigene Erkrankung nicht oder tun sie als leichte Erkältung ab. Indem sie weiterhin öffentliche Verkehrsmittel nutzen, zur Arbeit, ins Kino oder ins Restaurant gehen, verbreiten sie die Viren unwissentlich weiter.

Tatsächlich sind Menschen mit einer gesunden Immunabwehr nach einer Woche Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen meist wieder fit. Doch für Risikogruppen wie Schwangere, chronisch Kranke, Senioren und Kinder kann eine Grippe gefährliche Komplikationen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung nach sich ziehen. Jährlich sterben in Deutschland rund 8000 Menschen an den Folgen einer Grippe. Allein in Baden-Württemberg erlagen im Jahr 2015 insgesamt 208 Menschen der Grippe. Damit ist die Zahl der Grippe-Toten rasant gestiegen: Im Vorjahr waren es nach Angaben des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg lediglich 18 Tote.

Zwar bietet auch eine Grippeimpfung keinen hundertprozentigen Schutz, doch mit ihr lässt sich immerhin das Risiko einer Erkrankung, ihren möglichen Folgen und ihrer Verbreitung in der Bevölkerung eindämmen. Schon aus Gründen der gegenseitigen Rücksichtnahme sollte die Impfung daher obligatorisch sein.

Kontra: Regine Warth: Händewaschen statt Piks

Ein Piks – und schon übersteht man den Winter gesund und munter? Dieser Trugschluss grassiert genauso hartnäckig wie die Grippeviren, sobald die Außentemperatur gen null Grad Celsius tendiert. Fakt ist: Eine Grippeschutzimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Grippeinfektion. Deshalb ist es sehr wohl möglich, dass man trotz der Immunisierung doch daran erkrankt, denn jeder Mensch reagiert anders auf die Impfung und bildet dementsprechend auch mehr oder weniger starke Abwehrkräfte. Auch wer sich kurz nach der Impfung ansteckt, kann erkranken – weil der Körper noch keine Zeit hatte, seinen Impfschutz aufzubauen. Zudem gibt es verschiedene Virenstämme. So kann es passieren, dass das Grippevirus, das sich aktuell ausbreitet, nicht das Virus ist, gegen das die Impfung schützt.

Auch der weit verbreitete Glaube, dass eine Grippeschutzimpfung schon Erkältungskrankheiten wie Husten, Schnupfen oder Heiserkeit vorbeugt, führt in die Irre.

Wer also nicht zu den Risikogruppen zählt wie Senioren, Schwangere, chronisch Kranke oder medizinisches Personal, und wer den wintertypischen Krankheitserregern entgehen will, sollte statt des Arztes lieber häufiger die Sanitärräume aufsuchen und sich öfter die Hände waschen, denn die einfachsten hygienischen Maßnahmen sind nach wie vor der beste Schutz vor einer Ansteckung. Und wer sich dennoch angesteckt hat und sich krank fühlt, für den gilt: zu Hause bleiben – und zwar mit oder ohne Grippeimpfung.