Prinz Andrew ist nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen, das hat Gründe. Foto: dpa/Toby Melville

Dabei, aber nicht mittendrin: Prinz Andrews Rolle in der königlichen Familie ist seit Jahren eine besondere. Wenn von ihm zu hören ist, geht es meistens um Extreme.

Neulich waren mal wieder aktuelle Bilder von ihm zu sehen. Die Fotos zeigten Prinz Andrew hoch zu Ross und hinter dem Steuer seines Wagens, offensichtlich gut gelaunt. Er lächelte. Entstanden sind die Bilder auf dem Gelände von Schloss Windsor, wo der Bruder von König Charles III. noch immer lebt. An diesem Montag (19. Februar) wird der Royal, der stets als Lieblingssohn von Queen Elizabeth II. galt, 64 Jahre alt.

Über Prinz Andrew ist vorwiegend Schlechtes zu lesen

Andrew ist nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen – das liegt daran, dass über ihn vorwiegend Schlechtes zu lesen ist. Aber dazu später mehr. Zuletzt nämlich gab es positive Gerüchte. Eine erneute Hochzeit mit Ex-Frau Sarah „Fergie“ Ferguson waberte durch den britischen Blätterwald. Das Paar hatte 1986 geheiratet, zwei Töchter bekommen – die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie – und sich 1996 scheiden lassen.

Versteht sich gut mit seiner Ex-Frau

Tatsächlich verstehen sich Andrew und „Fergie“, die zuletzt Schlagzeilen machte, weil bei ihr Brust- und dann auch Hautkrebs diagnostiziert wurde, sehr gut. Beide wohnen - in unterschiedlichen Flügeln – in der Royal Lodge auf Schloss Windsor. Beim Weihnachtsgottesdienst der Royal Family war die 64-Jährige erstmals seit Jahrzehnten wieder dabei. Also warum es nicht noch einmal „offiziell“ versuchen? „Vielleicht ist eine königliche Hochzeit genau das, was die Nation braucht, damit die Stimmung steigt“, schrieb die Zeitung „Telegraph“ hoffnungsvoll. Der „Daily Express“ glaubte zu wissen, das Paar habe den Segen von König Charles.

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert

Doch royale Experten sind skeptisch. Victoria Arbiter sagte dem Sender GB News, eine neue Eheschließung würde die Sache nur komplizierter machen. „Sie haben einander immer große Loyalität bewiesen, und offensichtlich funktioniert ihre Beziehung genau so, wie sie ist.“ Ähnlich hatte sich „Fergie“ 2021 in einem Interview geäußert. „Eine erneute Heirat würde Sarah wieder zu einem Mitglied der königlichen Familie machen“, sagte die auf Royals spezialisierte Historikerin Marlene Koenig. Damit gehe aber enormer Druck einher, der seit der Scheidung nicht mehr bestanden habe.

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Das gilt für das Ex-Paar, noch mehr aber für Andrews Verbindung zu Charles und dem Rest der Royal Family. Seit Längerem steht im Raum, dass der König seinem Bruder mit dem Rauswurf aus der großzügigen Royal Lodge droht und ihn ins kleinere Frogmore Cottage versetzen will. Sein Büro im Buckingham-Palast musste der Jüngere angeblich schon räumen.

Das Skandal-Ereignis läuft bald auf Netflix

Seit einigen Jahren schon ist Andrew in Ungnade gefallen – wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den US-Unternehmer Jeffrey Epstein. Andrew, der 1982 aktiv im Falklandkrieg gegen Argentinien kämpfte, verlor seine Ehrentitel und tritt nicht mehr im Namen der Royal Family auf. Den direkten Ausschlag gab damals ein BBC-Interview, das als Befreiungsschlag gedacht war, aber als „car crash“ endete. So heißt das in England, wenn etwas wirklich furchtbar läuft. Denn Andrews Erklärungen klangen unglaubwürdig und verschlimmerten die Lage nur noch. Der Streaming-Riese Netflix hat das Skandal-Ereignis verfilmt - „Scoop“ soll am 5. April erscheinen.

Eine Zivilklage in den USA verhinderte Andrew angeblich mit der Zahlung einer Millionensumme an eine Frau, die ihm sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatte. Danach wurde es merklich ruhiger. Doch Anfang des Jahres veröffentlichte ein US-Gericht zahlreiche Dokumente zum Fall Epstein - in denen Andrew Dutzende Male erwähnt wird. Seitdem schwelt es wieder.

Bisher will der König die Bande offensichtlich nicht vollständig kappen. Seinen Titel Herzog von York trägt Andrew noch immer, in der Thronfolge taucht er weiterhin auf – Platz 8 – und er ist auch noch immer ein Staatsrat, ein „Counsellor of State“, der Charles bei Abwesenheit vertreten könnte. Jedenfalls in der Theorie. Tatsächlich dürfte es darum gehen, Andrew nicht vollständig bloßzustellen. Damit weder er noch Charles’ jüngerer Sohn Prinz Harry – der aus anderen Gründen aus dem innersten Zirkel verschwunden ist – irgendwann als Vertretung infrage kommen, hatte Charles die Zahl der Staatsräte erhöhen lassen, um seinen jüngsten Bruder Prinz Edward sowie Schwester Prinzessin Anne. Beide gelten als sichere Wahl – im Gegensatz zu Andrew.