Auch in der Wohlfühldiktatur klappt es nicht immer mit der guten Laune: Timo Beyerling (rechts) als Chefideologe Heinrich Kramer mit Alessandra Bosch als Mia Holl (vorne rechts) und Eva Dorlaß als Ideale Geliebte (vorne links). Foto: /Patrick Pfeiffer

Die Regisseurin Eva Lemaire befreit an der Esslinger Landesbühne mit akrobatischer Komödiantik Juli Zehs Gesundheitsdystopie „Corpus Delicti“ von Thesenpathos und Debattenton.

Da hat sich der Chefideologe einer zur Unfehlbarkeit geläuterten Menschheit mal kurz in den Vierbeiner zurückverwandelt. Wie ein Jungtier hängt an ihm seine Gegenspielerin Mia Holl, mit der ihn strategischer Scharfsinn und hier eben auch ein One Night Stand samt Zigarette danach verbindet. Animalische Triebe, wilde Paarungsgymnastik, Missbrauch toxischer Substanzen (also Rauchen): Dürfte es gar nicht mehr geben in diesem unfehlbar rationalen Staatssystem. Wo man es an vorderster Hygienefront denn doch nicht so genau nimmt, es wird gegriffen und geklatscht, gegrapscht und getatscht.