Die Antilopen Gang Foto: Thomas Schermer

„Pegida-Deppen“ hier, „Fundamentalisten-Arschlöcher“ da. Die Antilopen Gang rappt über die Lage der Nation. Am 14. Februar gastieren die Pop-Provokateure in Stuttgart.

Stuttgart - Ihr Stück „Beate Zschäpe hört U2“ brachte sie in große Schwierigkeiten. Kleiner wurde ihre Klappe aber nicht: Trotz Zensurgefahr und angedrohter Klagen ackern sich die Anarcho-Rapper von der Antilopen Gang durch die Missstände in unserer Mitte. Sie streifen dabei Rechtsruck, überholte Hip-Hop-Klischees, verratene Ideale, singen mit scharfer Zunge Lieder über ein Land, das sich selbst zu verlieren scheint.

Es lassen sich keine Ähnlichkeiten mit all den deutschen Rappern entdecken, die mit aufgepumptem Bizeps und törichten Aussagen in sozialen Netzwerken auftrumpfen und – wie unlängst Rapper Kurdo im Milaneo – mit Besorgnis auf die tragische Vorbildrolle dieser Musiker blicken lassen. Die Antilopen Gang erinnert stattdessen daran, dass deutscher Hip-Hop auch clever sein kann.

„Fick die Uni“ war ihr erster You-Tube-Hit

Als ihr Debüt „Aversion“ letzten Herbst erschien, lag bereits ein schwerer Weg hinter der Antilopen Gang. Im März 2013 beging Gründungsmitglied Jakob Wich Selbstmord, die Gang veröffentlichte posthum seine Soloplatte. Da hatte sie mit „Fick die Uni“ schon einen ersten You-Tube-Hit, es folgten diverse Eigenproduktionen und Kollaborationen. Der eigentliche Startschuss fiel jedoch erst letzten November. Und brachte gleich einen Skandal mit sich. Ihre Single „Beate Zschäpe hört U2“ degradierte die hässliche rechte Fratze unserer Gesellschaft zu banalen Stammtischdeppen mit schlechtem Musikgeschmack, teilte auch gegen den Radiomoderator Ken Jebsen aus, ebenjenen Kerl, der den Holocaust als clevere PR bezeichnet haben soll. Er drohte der Band sogleich mit einer Klage, Ausgang noch ungewiss.

Dieser Medienrummel spielt ihnen in die Karten, immerhin erklärt man mit dem Albumtitel „Aversion“ nicht völlig umsonst einer ganzen Menge den Krieg. „Anti alles“ heißt das Motto, mit dem die Antilopen Gang vor allem ihrem politischen Frust ein Ventil verschafft. „Diese Anti-alles-Attitüde war ursprünglich nur ein künstlerisches Stilmittel, das ich mir von Koljah abgeschaut habe“, sagt Rapper Panik Panzer. „Aus Versehen ist das dann auch auf mein privates Ich übergegangen, eigentlich wäre ich gerne immer fröhlich und konstruktiv.“

"Hinz und Kunz ist Charlie - ich bleib auf Distanz"

Das ist bei derzeitiger Sachlage allerdings nicht möglich. „Pegida-Deppen“ hier, „Fundamentalistenarschlöcher“ da, so beschreibt Danger Dan die derzeitige Problematik, viel zu lachen gibt es da nicht. Auch die „Je suis Charlie“-Solidarisierungswelle sehen sie kritisch. „Nachdem französische Islamisten letztes Jahr schon in einer jüdischen Schule in Südfrankreich, einem jüdischen Museum in Brüssel und nun eben einem jüdischen Supermarkt in Paris Leute erschossen haben, kamen jedenfalls nicht alle an und haben gemeinschaftlich getrauert“, so Danger Dan. „Und nun ist plötzlich jeder Hinz und Kunz Charlie, von der ‚taz‘ bis zur NPD. Eine riesige Charlie-Suppe, die sich durch quasi alle Gesellschaftsschichten zieht und mit denen ich größtenteils auch, besonders politisch, nichts zu tun haben will. viel zu lachen gibt es da nicht

Bei der Antilopen Gang bekommt jeder sein Fett weg. Liegt wohl auch daran, dass die drei Rapper im Herzen Punks geblieben sind, in ihren Anfangstagen diese beiden Stile auch vermischt haben und mittlerweile beim Tote-Hosen-Label JKP unter Vertrag stehen. Auf die lassen sie trotz der Tendenz, mit Stücken wie „Tage wie diese“ längst in der Mitte der Gesellschaft (oder auf CDU-Wahlkampfveranstaltungen) angekommen zu sein, nichts kommen. „Unser ganzes Label war neulich auf der Demonstration gegen den Düsseldorfer Pegida-Ableger, anstatt uns reich und sexy zu machen. Punkt!“, findet Danger Dan klare Worte.

Zu Demonstrationen würde die Antilopen Gang dennoch nicht aufrufen, eher „gegen Mobilisierung mobilisieren“. Bei allem hintergründigen Witz, bei aller Anti-Attitüde finden aber auch die drei Rapper unterstützenswerte Plattformen. „Auf unseren Livekonzerten kooperieren wir einerseits mit Pro Asyl und auf der anderen Seite mit der Partei Die Partei.“ Man kann ja auch nicht immer nur gegen alles sein.

Die Antilopen Gang tritt am Samstag, 14. Februar, im Zwölfzehn in Stuttgart auf. Beginn ist um 20.30 Uhr.