Kraft, Akrobatik, Action: Wenn John Cena (links) seinen Gegner Zack Ryder durch die Luft schleudert, stockt den Wrestling-Fans der Atem. Foto: Russ

Die Wrestle-Mania-Revenge-Tour gastiert am Freitag in Stuttgart. Mit dabei: der Star Zack Ryder.

Stuttgart - Ruhm, Liebe, Schmerz. Der Untertitel des Films „Der Wrestler“ bündelt eigentlich alles, was dieses Sportdrama im Ringgeviert ausmacht. Der Held, Randy Robinson alias Mickey Rourke, durchlebt in diesem Streifen alles: Höhen und Tiefen, Gut und Böse, Sieg und Niederlage. Das ganze Leben im Hollywood-Zeitraffer – erzählt in 105 Minuten.

Im Ring reichen den Wrestlern pro Runde drei Minuten. Vielleicht ist dieser Schauringkampf deshalb in den Vereinigten Staaten so beliebt. Man erlebt in kurzer Zeit viele Höhepunkte und bekommt doch immer wieder Zeit zum Durchatmen. So gesehen ist Wrestling ein Epos in Kurzform. Eine Mischung aus Sport und Theater, die in Europa bisher nur ein kleines Publikum begeistert und im Fernsehen ein Schattendasein auf Pay-TV-Kanälen führt. Vier Jahre hat es gedauert, bis die Wrestling-Stars hier wieder einmal ein Gastspiel geben. Der deutsche Sport-Fan tickt offenbar anders als sein amerikanisches Pendant.

„Es ist eine Seifenoper“

Aber was fasziniert die US-Fans an diesem Spektakel? Und mit welcher Einstellung sollte man sich als Europäer an die Kämpfe heranwagen? Ist eine Riesenportion Humor Grundvoraussetzung? „Nein“, protestiert Zack Ryder, „nicht nur mit Humor. Es gibt ihn zwar, aber vor allem geht es um Action, Begeisterung. Es ist eine Seifenoper. Es ist also all das in einem.“

Zack Ryder (26) ist einer der Stars dieses Ringkampf-Zirkus, der am 13. April auch in der Stuttgarter Porsche-Arena gastiert. Ryder selbst ist die personifizierte Wrestling-Begeisterung. Und er hat die notwendige Voraussetzung dafür. Es ist eine positive Form von kindlicher Naivität. „Ich war schon als Kind ein riesiger Wrestling-Fan und wollte auch diesen Traum leben. Ich wollte nie etwas anderes tun, als ein Superstar zu sein.

Dem Zuschauer manchmal auf die Nerven gehen

Damals spielte ich mit Action-Figuren – und heute spielen die Kids mit meinen Action-Figuren.“ Weiter sagt er: „Also, ich bin eher der Gute. Die Fans wollen mich bejubeln und ein Teil meiner Ryder-Revolution sein. Das finde ich toll.“

Nur so kann er wahrscheinlich auch seine Rolle authentisch verkörpern: den Underdog, der dem Zuschauer manchmal auf die Nerven geht. Durch schrille Gesten und lockere Sprüche. Aber auch durch sein Äußeres. Eine überdimensionale Sonnenbrille, solariumgebräunte Muckis und ein lila Stirnband sind Ryders Markenzeichen. Der australische Film-Star Hugh Jackman (X-Men) gab dem Wrestler aus New York neulich das Etikett: Wunderbar bescheuert!

„Ein guter Kämpfer bringt Menschen zum Lachen“

Damit hat Ryder einen Teil seines Auftrags erfüllt. Er soll im Ring Emotionen wecken. Immer auf dem schmalen Grat zwischen Sympathie und Ablehnung wandelnd. Ein guter Kämpfer sei „sportlich, bestreitet gute Matches, bringt die Menschen zum Lachen und zum Weinen“.

Doch auf die leichte Schulter solle man seine Profession nicht nehmen. Vor allem junge Fans warnt der Mann, der mit bürgerlichem Namen Matthew Joseph Cardona Jr. heißt. „Ein Jugendlicher sollte auf keinen Fall das, was wir tun, einfach so nachmachen – weder alleine noch mit Freunden. Wir sind hochtrainierte Profis, doch auch wir verletzen uns. Er sollte eine Wrestling-Schule besuchen und diesen Beruf von der Pieke auf erlernen.“

Er spricht voller Stolz von seinem Beruf. Und natürlich verliert er kein schlechtes Wort über das Wrestling. Auf folgende Fragen fand Zack Ryder keine Antwort: Kann man durch Wrestling reich werden? Ist Wrestling Gewalt verherrlichend? Und gibt es im Wrestling ein Dopingproblem? Denn die meisten Kämpfer sehen aus wie Arnold Schwarzenegger in seinen besten Zeiten.

Vorfreude auf Stuttgart

Ryder selbst „arbeitet eher mit leichten Gewichten“ und trainiert vier- bis fünfmal pro Woche im Fitness-Studio. „Doch angesichts unseres momentanen Terminplans ist das leider nicht möglich“, bedauert er. Anderseits hat die Tingeltour auch Vorteile. Ryder genießt es im Rahmen der Wrestle-Mania-Revenge-Tournee die Welt in ihren vielen Facetten zu entdecken. Auch auf Stuttgart und seine Spezialitäten ist er neugierig. „Ich freue mich, Stuttgart kennenzulernen“, sagt er und will sich auf keinen Fall einen Teller Maultaschen entgehen lassen: „Die muss ich mal probieren.“

Zack Ryder ist offen für Neues. Eine Eigenschaft, mit der man aus seiner Sicht auch an dieses Popkultur-Spektakel Wrestling herangehen muss. Unvoreingenommen und erlebnishungrig. Dann werde man als Zuschauer auch reich belohnt. Nämlich mit der ganzen Wucht, die diese sportliche Seifenoper bietet. „Die Wrestle-Mania ist die mit Abstand größte Show des Jahres“, behauptet er und schwärmt weiter: „Die Wrestle-Mania des Jahres 2012 wird die größte aller Zeiten sein – vor allem wegen des Matches zwischen John Cena und The Rock, also zwischen dem Größten der Gegenwart und dem Größten der Vergangenheit.“

Wer ihn so reden hört, wird den Eindruck nicht los: Ohne eine gehörige Portion Humor sollte man sich die Sport-Show am Freitag besser nicht anschauen. Und mit dieser Haltung darf dann auch jeder sagen: Das Völkchen der Wrestler ist einfach wunderbar bescheuert.

Tickets  gibt es unter 07 11 / 2 555 555. Sie kosten zwischen 55,25 und 101,25 Euro. Kinder unter zwölf Jahren brauchen die Begleitung eines Erwachsenen.